Vorschau Heft 26 (2014)

Musiktherapie und Demenz


Unser nächstes Schwerpunktthema ist „Musiktherapie und Demenz“.
Anlässlich der Bedeutung des Themas für uns alle, die wir nicht nur therapieren, sondern auch wegen unserer eigenen „Chancen auf Hochbetagtheit“ (als einem der Gründe für das Leben unter den Bedingungen der Demenz) interessieren müssen, gehen mehrere AutorInnen das Schwerpunktthema aus verschiedenen Perspektiven an: Die Klientel, das Methodeninventar, der Alltag und die Ethik…

 

Das Heft erscheint voraussichtlich im August 2014.

Inhaltsverzeichnis

Editorial
Hans-Helmut Decker-Voigt

Musiktherapeutischer Klinikspaziergang
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Krankenhaus Martha-Maria, Nürnberg
Christine Back

Praxisvorstellung
Musiktherapeutische Praxis ‚Ritardando‘, Soest
Dorothea Dülberg

Patienteninterview Neurologische Musiktherapie: Wachkoma
Alexandra Takats

Schwerpunktthema
Jan Sonntag im Gespräch mit Nicola Nawe und Eckhard Weymann

Schwerpunktthema II
Marianne Burkart

„Klang & Leben“
Projekt des Popmusikers Rainer Schumann zur musikalischen und rhythmischen Begleitung demenzkranker Menschen

Ausbildung: Fachhochschule Magdeburg
Thomas Schraut

Ausbildung im Ausland: Musiktherapie in der Tschechischen Republik (CZ)
Markéta Gerlichová

Tagungsberichte: „Kulturelle Vielfalt in der musiktherapeutischen Praxis, Ausbildung und Forschung“
Katrin Reinländer

Forschung und Wissen Capriccio celebrale: Singangebote in Gruppen aus Sicht von Singleitern in klinischen Facheinrichtungen
Teil I: Hintergründe und Chancen
Gunter Kreutz/Katja Böhm/Wolfgang Bossinger/Stephen Clift

You must remember this …
Von Londoner Taxifahrern, Großmutterzellen,
Meeresschnecken und alten Hamburgern
Thomas Stegemann

Menschen und Orte: News. Hochschulnachrichten

„A geh – du übertreibst…“
Eine Nach-Lese zum Tod von Professorin Stella Mayr, Wien
Hans-Helmut Decker-Voigt

Buch und Medien

Zum Mitmachen
Mit good vibrations auf dem Weg.
Brabbeln als Psychohygiene, Vibrationen zur Erdung
Selma Suzan Emiroglu

Leserbriefe

Kolumne AufgeMuGt
Hans-Helmut Decker-Voigt

Editorial

Wenn er sagte, seine Mutter warte auf ihn, fragte ich ihn harmlos:
„Wie alt ist deine Mutter?“
„Mhm, ungefähr achtzig.“
„Und wie alt bist du?“
„Also, ich bin 1926 geboren, dann bin ich…“
„Ebenfalls ungefähr achtzig.“
„Mhm – ich weiß schon, ich weiß schon.“
„Deine Mutter ist tot“, sagte ich bedauernd.

Er presste die Lippen aufeinander, nickte mehrmals langsam und erwiderte mit tiefversonnener Miene: „Ich habe es fast befürchtet.“
Es ist einer der Dialoge, die Arno Geiger in seinem Buch „Der alte König in seinem Exil“ (Hanser, München 2011) wiedergibt, mutig in der eigenen Hilflosigkeit und ermutigend für alle, die mit an Demenz erkrankten Menschen Umgang üben. Professionellen und persönlichen.

Das Schwerpunktthema „Demenz“ wurde diesmal anders strukturiert und statt drei Beiträgen mit Experten gibt es ein Interview mit einem Experten: Dr. Jan Sonntag im Gespräch mit Dr. Nicola Nawe und Prof. Dr. Eckhard Weymann. Ein Interview, das ich als ein ebenso ein- wie nachdrückliches Substrat für das Thema Demenz ansehe. In das Interview fließt ein, was Jan Sonntag in seiner gesamten publizistischen Grundlagenarbeit thematisiert (google: jan sonntag demenz): Atmosphären-Schaffung und -Gestaltung als Basis musiktherapeutischer Begleitung von demenziell erkrankten Menschen, integrierend aktuelle Theoriebildungsansätze ebenso wie Hinweise zum Methodenrepertoire.
Die beiden Berichte zum Schwerpunktthema, von der Schweizer Musiktherapeutin Marianne Burkart über ihre Arbeit mit Herrn M. („Ich ha no öpis im Chopf“) und der Pop-Musikergruppe, die mit demenziell Erkrankten von der Musik ausgehend arbeitet, sollen das Interview mit Jan Sonntag durch Perspektiven auf das Erleben dementer Menschen ergänzen. Ein Erleben, auf das wir – sowohl professionelle Therapeutinnen als auch Angehörige als auch angstbesetzt auf eigenes Alter Zugehende – mit der Unruhe weiterbringenden Lernens der Veränderungen reagieren, denen auch wir begegnen könnten als Betroffene von morgen.

Weiterlesen: Editorial

Musiktherapeutischer Klinikspaziergang

Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Krankenhaus Martha-Maria, Nürnberg

Von Christine Back

 

Am östlichen Stadtrand Nürnbergs im Stadtteil Erlenstegen liegt direkt am Wald das Krankenhaus Martha-Maria. Am Haupthaus vorbei führt ein Weg in eine große, gepflegte Parkanlage. Die modern gestaltete Eben-Ezer Kirche weist auf den kirchlichen Träger des Krankenhauses hin: Vor 125 Jahren wurde das Krankenhaus von zwei Diakonissen der evangelisch-methodistischen Kirche gegründet. Obwohl es nur noch wenige aktive Ordensschwestern gibt, ist doch der Geist ihrer Idee immer noch auf dem Gelände zu spüren. Auch die Worte im Logo des Krankenhauses „Unternehmen Menschlichkeit“ sollen das zum Ausdruck bringen. Der Kirchenraum wird auf vielfältige Weise genutzt. Hier finden Gottesdienste statt, aber auch öffentliche Gesundheitsvorträge und Konzerte. Daneben dient der Raum auch als Ort der Stille und Besinnung. Im Mutterhaus der Diakonissen im ersten Stock ist in modern renovierten Räumen seit 2009 der Fachbereich Psychosomatik untergebracht. Dieser besteht aus einem Medizinischen Versorgungszentrum mit ambulanten Einzel- und Gruppenangeboten und der Tagesklinik mit 24 Plätzen bzw. drei Gruppen.
Am Eingang befindet sich die Anmeldung, die sowohl für die Patienten als auch für die Mitarbeiter der Knotenpunkt für Organisation und Information ist. Gleich nebenan ist die Teeküche, in der sich die Mitarbeiter in den Pausen treffen. Dort gibt es häufig auch einen kurzen Austausch über die Patienten. Es war von Anfang an ein Grundprinzip des Teams, einen guten Informationsfluss unter den Kollegen aller Berufsgruppen zu ermöglichen. Dazu sind täglich Teambesprechungen festgelegt, in kleinen Gruppen oder im gesamten Team. Außerdem gibt es interne und externe Supervisionsstunden.
Zwischen den Therapieangeboten treffen sich die Patienten der Tagesklinik in einem Aufenthaltsraum mit einer Küche. Daneben gibt es einen Bibliotheksraum und drei weitere Räume, die für Gruppensitzungen und Achtsamkeitsangebote genutzt werden, aber auch zum Rückzug. Weiter gibt es auf der Station Duschen, um sich nach Bewegungsangeboten wieder frisch zu machen. Die Kreativtherapien Musik, Kunst und Körper/Tanz finden in großen eigenen Arbeitsräumen statt.
Für die Einrichtung des Musiktherapie-Raumes hatte ich zu Beginn vom Krankenhaus ein Budget zur Verfügung bekommen, mit dem ich die ersten Instrumente kaufen konnte. Später konnten über Spendengelder weitere, auch größere Instrumente angeschafft werden, wie z.B. eine große Tischtrommel. Dann ist – ebenfalls über eine Spende – ein Klavier dazugekommen. Auch kommt es immer wieder vor, dass Patienten kleinere Instrumente der Klinik schenken. So steht den Patienten mittlerweile ein facettenreiches In­strumentarium zur Verfügung.
Neben den Ärzten, Psychologen und Krankenschwestern arbeiten drei Kreativtherapeutinnen hier. Sie gestalten gemeinsam ein intensives Therapieprogramm auf tiefenpsychologischer Basis. Dazu gehören Gruppentherapien nach unterschiedlichen Methoden: Kunst-, Musik-, Körper- und Tanztherapie, Entspannungs- und Bewegungsangebote, die Genussgruppe, sowie Interaktionsgruppen und die psychodynamische Gruppentherapie. Daneben stehen pro Woche zwei Einzelgespräche auf dem Stundenplan.

Musiktherapie Gruppenangebot
Jedes der drei Kreativverfahren ist mit jeweils zwei Nachmittags-Doppelstunden pro Woche einer Gruppe zugeordnet, was ein intensives, auch prozessorientiertes Arbeiten ermöglicht. Die Indikation erfolgt zum Teil den Bedürfnissen der Patienten entsprechend, oft aber auch „zufällig“. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass gerade Patienten mit Ressentiments schließlich sehr positiv von dem „nicht favorisierten“ Verfahren profitieren, weil sie den Mut hatten, sich auf etwas einzulassen, was sie eigentlich abgelehnt haben. Eine wichtige Erfahrung, wenn es darum geht, lang gewohnte Verhaltenswege ändern zu wollen und etwas Neues zu wagen.

Fallbeispiel 1
Herr T., 49 Jahre, war der „Sonnyboy“ seiner Gruppe: immer ein Scherz auf den Lippen, beflissen bei allen Therapieangeboten, aber auch ein bisschen skeptisch, was eine „Psychotherapie“, geschweige denn „Musiktherapie“ ihm bringen könne. Der Aufenthalt in der Tagesklinik war sein erster Kontakt mit Psychotherapie. Er litt unter Schlafproblemen und den mittlerweile dadurch entstandenen Belastungen wie Antriebslosigkeit, sozia­ler Rückzug, Konzentrationsstörungen, sowie unter Tinnitus, Herzrasen, Unruhe und Erschöpfung. Besonders erschrocken war er, als er zweimal am Steuer einen Sekundenschlaf hatte. Einen Entstehungszusammenhang zwischen seiner Symptomatik und frühkindlichen Ereignissen konnte er sich nicht vorstellen, da seine Kindheit ganz normal und o.k. gewesen sei. So brachte er eigene Themen eher weniger ein, hörte aber bei den Geschichten der anderen Gruppenteilnehmer interessiert zu. Schließlich wurde er immer neugieriger bezüglich seiner eigenen Kindheit. Als ich in einer Gruppensitzung von der Möglichkeit erzählte, dass man in der Musiktherapie eine „Filmmusik“ zu Familienatmosphären improvisieren kann, wurde Herr T. plötzlich sehr ernst und meinte spontan, dass er dies einmal für sich ausprobieren möchte. Die Gruppenteilnehmer sagten ihre Mithilfe zu und Herr T. begann von der Familiensituation seiner ersten Lebensjahre zu erzählen. Dann bestimmte er die Personen als Stellvertreter für Mutter, Vater, seine ältere Schwester und einen für sich. Jeder Spieler konnte nachfragen, wenn zur Person noch etwas unklar war. Dann wurden Instrumente gewählt und die Protagonisten spielten mit den Informationen von Herrn T. aus ihrer Intuition heraus. Bei dieser Improvisation wurde für Herrn T. „hörbar“, dass die Familie von dem Spiel der Mutter dominiert wurde, die sich zum einen beruflich einer Familientradition verpflichtet fühlte und andererseits ein starkes Bedürfnis hatte, auszubrechen. Das Spiel des Vaters war vollständig dem Spiel der Mutter angepasst. Neben dem Spiel der Eltern gab es keinen Platz mehr für das Spiel der Schwester und den Patientenstellvertreter, bei beiden Protagonisten stellte sich ein starkes Einsamkeitsgefühl ein.
Im weiteren Verlauf der Therapie konnte Herr T. seine Psychodynamik immer besser verstehen. Er spürte, wie er seine Einsamkeitsgefühle kompensiert hatte, indem er sich, wie der Vater, der Mutter unterordnete und schon bald im elterlichen Familienbetrieb Arbeiten übernahm. Die fehlende Aufmerksamkeit und Anerkennung durch die Eltern in der Familie holte er sich im Betrieb durch seine große Zuverlässigkeit und Leistungsbereitschaft. In der aktuellen Krise forderte ein Arbeitsplatzwechsel ihn zu mehr Selbständigkeit heraus. Zusammen mit den noch immer zu erfüllenden Anforderungen der noch lebenden Mutter war dies stark angstbesetzt und für ihn auch nicht gleichzeitig zu schaffen. Dieser Konflikt raubte ihm buchstäblich den Schlaf.

Musiktherapie – wichtiges Element in einem multi­professionellenTeam
Die Kreativtherapien sind im Team geschätzt, da der Zugang zu unbewussten Vorgängen dort oft unmittelbarer erfolgt als in Gesprächen. In der verbalen Kommunikation haben die Patienten oft über Jahre Floskeln eintrainiert, die sie schützen oder stabilisieren. Das nicht vertraute Tun z.B. an Instrumenten weicht solche Strategien auf und lässt den Blick auf Verdrängtes frei werden. Zudem ist das Erleben in den Kreativverfahren fast immer an ein emotionales Geschehen gekoppelt, was die Intensität der Erfahrung und die Möglichkeit der Integration erhöht. Das Probe-Handeln fördert das Zutrauen, Veränderungswünsche auch tatsächlich umzusetzen.
Musiktherapie im Einzelsetting
Als Kreativtherapeutin arbeite ich in der Tagesklinik nicht nur im Gruppensetting, sondern betreue pro Gruppe drei Patienten als Einzeltherapeutin. Hier bin ich für die Anam­nese-Erhebung zu Beginn und für die Besprechung der Entlassung am Ende der Therapie zuständig. Im Therapieverlauf sollen die Einzelsitzungen helfen, die Erfahrungen und Prozesse der Patienten zu bündeln, zu reflektieren, zu bearbeiten und zu integrieren. Auch hier nutze ich musiktherapeutische Möglichkeiten. Bei der Anamnese bringt z.B. eine Aufstellung der wichtigsten Familienmitglieder mit Instrumenten oft einen raschen Blick auf die Beziehungssituation. Oder ein stockender Prozess kann in der Einzeltherapie intensiv in den Fokus gestellt werden.

Fallbeispiel 2
Die 38jährige Frau H. kam während ihres Tagesklinik-Aufenthaltes sowohl in die Gruppe als auch in eine Einzeltherapie zu mir. Sie hatte während einer psychischen Krise stark an Gewicht verloren und bereits einen längeren Psychotherapieweg hinter sich.
In den Gruppen war die jugendlich wirkende Frau still, aber zuverlässig dabei. Die Essstörung war äußerlich nicht sofort erkennbar, die Patientin wirkte gar nicht so krank. Im musikalischen Tun war dies eher spürbar, wenn sie nur mit den Fingerspitzen zaghaft Kontakt zum Fell einer Trommel suchte, mit der knöcherigen Faust den Gong spielte und keinen Schmerz dabei fühlte. In der Einzeltherapie sprach sie offen über ihr Ess­problem und zeigte sich sehr motiviert. Als sie in den ersten 14 Tagen erneut Gewicht verlor, wurden im Behandlungsplan zwei Termine in der Woche zum Wiegen und parallel zwei hälftige Einzeltermine festgelegt. Die Patientin blieb engagiert, sie wolle ja etwas ändern. Während sie körperlich Gewicht verlor, füllte sie die Einzelsitzungen mit immer mehr Themen, bombardierte mich förmlich mit einer „Katastrophe“ nach der anderen, so dass ich mich zunehmend hilf- und atemlos fühlte. Und vor allen Dingen: Wir kamen nicht zum Musizieren. Durch das Reden kontrollierte die Patientin die Sitzungen und mich.
Schließlich startete ich eine Einzelstunde mit dem Satz „Heute beginnen wir mit Musik, ich habe Lust, mit Ihnen zu musizieren“. Frau H. stutzte, sie habe doch so viel zu erzählen, aber – sie hatte doch auch ein Stück Vertrauen zu mir entwickelt – ok, sie mache schon mit. Sie wählte das Metallophon, ich eine Dschjembe. Unsere Musik begann. Unsere Musik? Nein, das, was entstand, war kein gemeinsames Stück. Die Patientin spielte „ihr Ding“ und reagierte auf kein An- oder Zuspiel. Es gab keine Pause, keine Lücke, in der ich zu ihr hätte vordringen können.
Als wir beide mit dem Spielen aufhörten, schien sie ganz zufrieden. Ich aber konfrontierte sie mit der Beziehungslosigkeit im Spiel und benannte mein Gefühl des Ausgeschlossen-Seins. Frau H. schien betroffen und ich schlug eine zweite Improvisation vor mit der Einladung, beim Spielen ein Miteinander entstehen zu lassen. Auf der Ebene von gegenseitigem Vor- und Nachspielen gelang eine erste zaghafte, wenn auch angepasste Form einer Beziehungsaufnahme. Und es gab ein paar kleine Momente von Lust, von Spaß am gemeinsamen Klang.
In den nächsten Einzelsitzungen gab es dann noch mehr Improvisationen, um „Beziehung“ reflektieren, ausprobieren und üben zu können. Beim gemeinsamen Spiel am Klavier – sie im oberen Bereich – konnte sie Ängste und Unsicherheitsgefühle bei Kontakt aussprechen. Bot ich ihr eine haltgebende Begleitung an, konnte sie sich mehr zutrauen. Bei einer Improvisation begann sie auf die Tasten zu schlagen. Als ich mitging, erlaubte sie sich mehr und mehr Lautstärke. Das Spiel wurde wütender, verwandelte sich dann aber allmählich in ein kraft- und lustvolles Tun. Die Patientin fühlte sich entlastet. Wie könne das Spiel ohne die alte Last nun weiter klingen, fragte ich? Sie begann eine Melodie aufwärts zu spielen, eng gehalten in Halbtonschritten, wie sich an den Tasten festhaltend. Ich ging zunächst mit und begann dann vorsichtig den Raum, auch mit Halbtonschritten nach unten zu öffnen. Damit wurde der Platz frei für ihre zweite Hand am Klavier. Vorsichtig probierte sich die Patientin aus, erforschte die Möglichkeiten am Instrument und eröffnete sich neue Räume für eigene Wünsche.
In der Rückschau war die oben erwähnte erste Improvisation ein Schlüsselmoment in der Therapie von Frau H., mit der sie ihre Beziehungslosigkeit einerseits und die mögliche Freude am zwischenmenschlichen Kontakt andererseits emotional direkt spüren konnte. Nach dieser Stunde war Frau H. im gesamten Therapieprozess zunehmend offener und kontaktfreudiger, was ihr zum Teil auch in ihren Außenbeziehungen gelang.

Musiktherapie – Ressource und Kreativität
An jedem Freitag gibt es für die Tagesklinikpatienten ein offenes Kreativangebot. Hier wird eher ressourcenorientiert gearbeitet, damit die Patienten stabil in das Wochenende gehen können.
In der Musiktherapie wünschen sich die Patienten hier oft ein entspannendes Klangangebot. Ich wähle dafür meist zarte Klänge, z.B. mit einem Zaphir Klangspiel oder ein Für-Spiel am Monochord. Oft improvisiere ich dann auch mit der Stimme dazu oder intoniere ein Lied darüber. Aber auch kraftvolle Aktionen mit Trommeln oder an der Tischtrommel sowie gemeinsames Singen werden geschätzt.
Die Kreativtherapeuten sind auch für die Koordination des Abschiedsrituals zuständig. Am Entlassungstag gibt es für alle Patienten eine Feierstunde, die von den gehenden Patienten organisiert wird. Hier wird immer wieder deutlich, wie sich die kreativen Kräfte des Einzelnen und der Gruppe deutlich wahrnehmbar neu konstituiert haben. Das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten ist wiederbelebt, und je nach Verfahren steht eine Kunstausstellung, eine musikalische Darbietung oder eine Tanzpräsentation auf dem Programm. Diese erlebbare Veränderung ist für die bleibenden Patienten oft eine große Motivation, selbst „dran zu bleiben“. Und für mich als Musiktherapeutin ist in diesen Momenten zu sehen, dass Kreativverfahren in einem psychosomatischen Behandlungskonzept für die Patienten eine große Bereicherung sind.

Die Autorin:

Christine Back
Selbständige Musikerin
Langjährige Studiotätigkeit
als Komponistin
Berufsbegleitende Ausbildung
zur Musiktherapeutin am FMZ
Musiktherapeutin DMtG, HPG
div. Dozententätigkeiten
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Quellen:

Angaben zur Klinik:

Krankenhaus Martha-Maria,
Nürnberg
Klinik für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie
Stadenstraße 64 A
90491 Nürnberg

Praxisvorstellung

Musiktherapeutische Praxis ‚Ritardando‘, Soest

Von Dorothea Dülberg

 

Herzlich willkommen!
Mein Name ist Dorothea Dülberg, ich bin Musiktherapeutin DMtG. Auf den folgenden Seiten führe ich Sie in einem Rundgang durch meine Arbeitsräume und berichte von meinen Erfahrungen in einer privaten musiktherapeutischen Praxis.
2009 war ich in der glücklichen Lage, das Projekt einer privaten Praxis für Musiktherapie im eigenen Haus realisieren zu können. Die alte Stadtvilla – Baujahr 1911 – mit hohen Räumen, großen Fenstern und viel Platz lud geradezu ein, hier kreativ zu werden. Soest hat eine historische Kernstadt und ist umgeben von einer weitläufigen Bördelandschaft. Nordöstlich erstreckt sich das Münsterland, im Westen schließt nach wenigen Kilometern das Ruhrgebiet an. Die Praxis liegt in unmittelbarer Nähe zur mittelalterlichen Altstadt mit ihren vielen Kirchen, Fachwerkhäusern und kleinen Gassen. Vom Bahnhof ist die Praxis fußläufig zu erreichen, von der A 44, Abfahrt Möhnesee, liegt sie nur wenige Autominuten entfernt.

MuG: Welche Situation Ihres musiktherapeutischen Berufslebens lag vor der Eröffnung Ihrer ambulanten Praxis?
Zum Zeitpunkt der Praxiseröffnung war ich nach Berufstätigkeit als Dipl. Religionspädagogin in Schule, pastoraler Arbeit und Erwachsenenbildung schon seit vielen Jahren freiberuflich als Rhythmikerin im Elementar- und Primarbereich mit den Schwerpunkten ‚Wahrnehmungsförderung und soziale Integration‘ sowie in der Erzieherinnen- und Lehrerfortbildung in vielen Einrichtungen tätig. Als graduierte Klinische Musiktherapeutin (FPI) gab es bereits Kooperationen mit der Diakonie in der Trauerbegleitung für Jugendliche, mit einer kinder- und jugendpsychiatrischen Tagesklinik sowie mit mehreren Familienzentren.

MuG: Wie sind Sie zu dem Beruf der Musiktherapeutin gekommen?
Nach meinem Abitur 1982 war die Musiktherapie mein Traumberuf – und es fehlte der Mut, ihn zu realisieren. Ich informierte mich über die zu der damaligen Zeit möglichen Ausbildungswege – packte alle Infos in eine Kiste und wurde Religionspädagogin. Die Kiste kam bei allen Umzügen meines Berufslebens und schließlich auch nach Soest mit. Ich habe von klein auf Musik gemacht und Musik als große Ressource für mich erlebt. Akkordeon- und Klavierunterricht, Oratorienchor, Gitarre und Folkmusik im Studium, eindrückliche Erfahrungen mit Musik der Basisgemeinden Brasiliens während eines Auslandsjahres im Studium und Taketina-Percussionstraining in Wien waren prägende Wegmarken. Dass in der Musik auch vieles Unaussprechliche zum Klingen kommen kann, war zu Beginn meiner professionellen musiktherapeutischen Ausbildung gelebte Lebenserfahrung aus vier Jahrzehnten.

MuG: Erzählen Sie bitte von der Konzeption und den Rahmenbedingungen Ihrer Praxis.
Meine musiktherapeutische Arbeit ist im Wesentlichen durch die Kernkonzepte der Integrativen Therapie fundiert und um die Methoden Guided Imagery and Music (GIM) sowie Musikimaginative Schmerzbehandlung (MusIS) bereichert. Aus der Integrativen Therapie hat für mich das Konzept des life span development approach einen besonderen Stellenwert: Möglichkeiten lebenslanger Veränderung und Weiterentwicklung nehmen hier den ganzen Reichtum menschlicher Entwicklungen in den Blick und ermutigen zu Verantwortung für humane Gestaltung aller Lebensabschnitte. In diesem Sinne versteht sich die Integrative Therapie als Weg und Therapie als Wegbegleitung. So verstehe ich auch die integrative Musiktherapie als kokreative Therapie in doppelter Expertenschaft: Klienten oder Patienten und Therapeutin gestalten einen gemeinschaftlichen kokreativen Prozess der Therapie, um „Förderung und Entwicklung in prekären Lebenslagen“ (Petzold, Integrative Therapie) anzuregen.
Konzepte der Leiblichkeit und persönlichen Souveränität sehe ich hier als Grundpfeiler der sozialen Interaktion. Die musiktherapeutische Arbeit findet statt in einem Klima der Wertschätzung unter Nutzung der Selbstregulationskräfte des Patienten und fördert im Prozess der künstlerischen Therapie das individuelle Problemlösungspotenzial. Musiktherapie ist somit komplexes Lernen im Zyklus von Wahrnehmen – Wahrnehmungsverarbeitung – Handeln – Wahrnehmen/Verarbeiten dieses Handelns. Meine Arbeit umfasst auch die beständige Auseinandersetzung mit Referenztheorien zu Kognition, Emotion und Willensbildung und ihre Übertragung in die musiktherapeutische Praxis.
So war es für mich folgerichtig in meiner Praxis Musiktherapie für Menschen unterschiedlicher Altersstufen anzubieten. Zusätzlich mache ich mich auch im Laufe einer Arbeitswoche mehrfach auf den Weg zu Menschen in verschieden Lebenssituationen in Institutionen oder in ihrem Zuhause. In einer Privatpraxis stellt sich natürlich immer die Frage der Finanzierung. Vor allem im Kinder- und Jugendbereich haben sich dazu verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Kostenträgern entwickelt.

MuG: Wie sind Ihre Praxisräume eingerichtet? Nach welchen Kriterien haben Sie sie gestaltet?
Eigene Therapieräume einrichten zu dürfen ist ein Privileg und war für mich eine echte Herausforderung. Ich versuchte ein Raumkonzept zu entwickeln, das für Menschen verschiedener Lebensalter einladend wirkt. Viel Luft durch hohe Decken, gute Lichtverhältnisse und Bewegungsfreiheit waren dabei wichtig. Blickfang im Hauptraum ist ein großer runder leerer Teppich in der Mitte. Hier arbeite ich mit Kindern und Jugendlichen. Der Teppich lädt ein zu Instrumentenskulpturen und aktiver Improvisation. In diesem Hauptraum befinden sich die meisten Instrumente. Eine bequeme Couch wird für Guided Imagery and Music und Entspannungsverfahren gebraucht. Im Nebenraum gibt es einen Kurzflügel und einen Schrank mit Gestaltungsmaterial. Von diesen Materialien werden die Tierhandpuppen am häufigsten eingesetzt – vor allem mit Kindern und Jugendlichen. Papier und Farben stehen bereit für Resonanzbilder, insbesondere für Mandalas in GIM-Behandlungen.

MuG: Mit welchen Anliegen, Leiden oder Krankheiten können sich Menschen an Sie wenden?
Im Bereich der Musiktherapie mit Kindern und Jugendlichen gibt es eine Kooperation mit einer Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Schwerpunkt meiner Arbeit sind hier emotionale Störungen und ADHS. Außerdem kommen Jugendliche in Krisensituationen selbstinitiativ in meine Praxis sowie Kinder und Jugendliche, die besondere Schicksale erlitten haben und deren Therapie von Jugendämtern unterstützt wird. Im Erwachsenenbereich sind es vor allem Menschen mit depressiver Symptomatik, Erschöpfungszuständen, Anpassungsstörungen und psychosomatischen Beschwerden. Besondere Aufmerksamkeit widme ich in meiner Arbeit intergenerationalen Themen. Die genannten Methoden GIM und MusIS integriere ich je nach Indikation in die individuellen Therapien. Als Lehrmusiktherapeutin begleite ich auch Studierende in ihren Lernprozessen. Außerdem arbeite ich gruppenmusiktherapeutisch in einem Familienzentrum im sozialen Brennpunkt. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit liegt an der Schnittfläche zwischen Musikpädagogik und Musiktherapie: Für eine Musikschule entwickle ich kontinuierlich Gruppenkonzepte zur ‚Musikalischen Früherfahrung‘ weiter und bilde Pädagogen fort. So unterschiedlich die Lebensalter und Anliegen, so unterschiedlich sind die Methoden und Techniken der aktiven und rezeptiven Musiktherapie in meiner Praxis und es ist diese lebendige Fülle, die mich wirklich am Beruf der klinischen Musiktherapeutin fasziniert.

MuG: Wie klingt die Musik, die Sie mit Patientinnen machen oder die Sie ihnen vorspielen?
Die Musik reicht vom Lautieren mit einem am Dravet-Syndrom erkrankten Kind über energiegeladene Klangfülle in Gruppenmusiken mit Kindern der kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtung. Es erklingen von Patienten komponierte ‚Schmerzmusiken‘ aus der Musik­ imaginativen Schmerzbehandlung, die manchmal bis an die Grenzen des Erträglichen reichen, genauso wie die ebenfalls von Patienten komponierten ‚Linderungsmusiken‘. Jugendliche bringen alle Stilrichtungen an populärer Musik mit und in GIM-Therapien erklingen sinfonische Werke aus dem Abspielgerät. In der aktiven Improvisation kommen leicht spielbare Instrumente von der Babyrassel über Psalter bis zur Big Bom zum Einsatz. Ich spiele Erinnerungsmusiken auf dem Akkordeon mit Patienten oder pflege meine eigene Musik mit Transkriptionen klassischer Musik für das klassische Akkordeon nach Feierabend – auch in diesem Raum.

MuG: Könnten Sie ein Beispiel aus einer besonderen Therapie erzählen?
Ich erinnere mich an einen besonders berührenden mehrjährigen Therapieprozess: Ein nach frühkindlicher Misshandlung geistig behinderter und schwer sehbeeinträchtigter 14jähriger Junge kam durch Initiative seiner Pflegemutter in die Praxis und entdeckte Musik als sein Lebensthema – nachdem er wegen aggressiven Verhaltens von der Schule suspendiert worden war. Er lechzte förmlich nach Musik, griff jede angebotene Melodie auf, konnte sie harmonisch erfassen und spielte sie auf Tasteninstrumenten – für sich, autonom. In einem langen feinschrittigen Prozess von Abstimmungen, Strukturierungen, Grenzsetzungen und Potenzialentwicklung entdeckte er, dass Musik Menschen verbinden kann. Sein jetziges Ziel mit 17 Jahren ist es, eines Tages in einer Band spielen zu können – als Schlagzeuger, denn das hat er mittlerweile auch (aber nicht bei mir) gelernt.

MuG: Welche Idee im Bereich der Musiktherapie würden Sie gern verwirklichen, wenn Sie ausreichend Zeit und Mittel hätten?
Im Augenblick beschäftige ich mich im klinischen Bereich mit den Chancen, die Musiktherapie für Kinder haben kann, die dauerhafte Schädigungen erlitten haben, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben. Das Leid der Betroffenen und ihrer Bezugspersonen beim sogenannten ‚Fetalen Alkoholsyndrom (FASD)‘ ist immens. Die öffentliche Wahrnehmung dieser Erkrankung ist bislang kaum gegeben, die Forschung zu möglichen Linderungsbehandlungen (denn Heilung kann es hier nicht geben) steht noch ziemlich am Anfang. Die Erfahrungen, die ich in meiner Praxis machen konnte, weisen für mich darauf hin, dass Musiktherapie wichtige Entwicklungsimpulse geben kann. Zeit und Mittel für diese Forschung zu haben, wären mir ein Anliegen.

 

Die Autorin:

Dorothea Dülberg
Klinische Musiktherapeutin (FPI), seit 2008 in eigener Praxis tätig. (Lehr-)Musiktherapeutin DMtG, Dipl. Religionspädagogin, Psychotherapie (HP), staatl. anerk. Erzieherin, Rhythmikpädagogin (BWR), Therapeutin für ‚Guided Imagery and Music‘ und ‚Musikimaginative Schmerzbehandlung‘, Mitglied der Regionalvertretung NRW der DMtG und der Redaktion ‚Jahrbuch‘ der DMtG, nebenberuflich tätig als Musikpädagogin für klassisches Akkordeon.

Kontakt:

Dorothea Dülberg
Praxis ‚Ritardando‘
Freiligrathwall 28
59494 Soest
02921/3191630
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Schwerpunktthema

Über sinnlich Erlebbares spüre ich meine Umgebung und in ihr mich selbst

Von Dr. Jan Sonntag

 

Jan Sonntag im Gespräch mit Nicola Nawe (NiNa) und Eckhard Weymann (EW) über Demenz und therapeutische Atmosphären

EW: Deine ersten beruflichen Erfahrungen mit dementen Menschen hast du vor mehr als 15 Jahren hier in Hamburg gehabt. Was hat dich daran besonders interessiert oder herausgefordert?
Zunächst fiel mir dieses Arbeitsfeld eher zu – ich hatte nicht danach gesucht und war wie die meisten Musiktherapeuten mangels Berücksichtigung der Themen Alter und Demenz im Studium auch nicht darauf vorbereitet (dieser Mangel wird glücklicherweise allmählich überwunden, z.B. durch den Masterstudiengang in Würzburg). Aber genau das Gefühl, unbekanntes Terrain zu betreten, weckte wahrscheinlich mein Interesse: Wir hatten es mit Pionierarbeit zu tun – sowohl in der Musiktherapie als auch in der Entwicklung angemessener Betreuungsmodelle in der stationären Pflege von Menschen mit Demenz.
Intensiv erfasst wurde ich von dem Arbeitsfeld durch die Menschen mit Demenz selbst, durch die wunderbare Möglichkeit, sie mit Musik zu begleiten. Die Begegnungen der ersten Monate auf dem spezialisierten Demenzwohnbereich eines Hamburger Pflegeheims berührten mich tief und nachhaltig. Ich hatte bis dato noch kein musiktherapeutisches Arbeitsfeld kennengelernt, in dem die Musik so unmittelbar spürbar wirksam werden konnte. Nirgendwo sonst fand ich Immanuel Kants Rede von der Musik als Sprache der Gefühle deutlicher bestätigt. (Er war übrigens selbst dement am Ende seines Lebens.) An keinem anderen Ort hatte ich bis dahin erlebt, wie das Sinnlich-Affektive in musikalischen Begegnungen so konkret gleichsam mit den Händen zu greifen war. Die Spontaneität und das Unverstellte im Ausdruck der Demenzbetroffenen verblüfften und beeindruckten mich.
Flankiert wurde dieses emotionale Interesse von Fragen, die das Phänomen Demenz an mich und an die modernen Leistungsgesellschaften stellt. Demenz scheint mir fundamentale anthropologische, ethische und philosophische Themen zu berühren, wie: Was macht den Menschen aus? Was ist das Geheimnis „echter“, existentieller Begegnungen? Welchen Stellenwert haben sinnliches Gespür, leibliche Präsenz und Gefühle in einer „hyperkognitiven“ Gesellschaft?
Und schließlich weckte das Arbeitsfeld bereits im ersten Jahr meiner Tätigkeit mein Interesse an konzeptionellen Fragen der Gestaltung von Therapie mit Menschen an ihren Orten der Pflege und des Wohnens. Menschen, von denen die meisten beim nächsten Kontakt nicht explizit erinnern, wer ich bin; die mit „Musiktherapie“ nichts anfangen können, sondern sich in der Kirche, der Schule, zu Hause oder bei Freunden wähnen; die sich verunsichert fühlen, wenn sie aus ihrer Alltagsumgebung in einen fremd anmutenden (Musik-)Raum voller bizarrer Gegenstände geführt werden. Ich entdeckte für Menschen mit Demenz die alltagsnahe Arbeit im offenen Setting oder mitten im Leben, die ich gemeinsam mit Fachkollegen aus Therapie, Medizin und Pflege bis heute weiterentwickele.

EW: Du zitierst in deinem Buch einen Heimleiter mit dem interessanten Statement „Musik ist kein Schlüssel, um die Dementen zu verstehen, sondern ein Weg für die Dementen zu erkennen, dass es Wirklichkeit um sie herum gibt“.
Dieser Ausspruch Klaus Krüsmanns, einem feinsinnigen und engagierten Begleiter der Musiktherapie in Hamburg, hat mich beeindruckt. Erkenntnisse wie diese führten mich später zum Atmosphären-Konzept als Bezugstheorie. Die Wirklichkeit, von der Krüsmann spricht, das sind die sinnlichen Wirkungen der Umgebung, die subtil auf jeden Menschen Einfluss nehmen, aber nur selten bewusst wahrgenommen werden. Viele Menschen mit Demenz scheinen ganz in ihre eigene Welt versunken zu sein, wirken abwesend und fern, apathisch oder auf eine Art „versponnen“. Dennoch sind sie natürlich leiblich spürend anwesend und gerade wegen ihrer kognitiven Schwächen besonders empfindsam für Atmosphärisches. Musik kann als prototypisch atmosphärisch angesehen werden, weil die den Hörer umgibt und gleichsam ortlos oder überall ist. In therapeutischen Situationen spricht die Musik eine Einladung aus, wieder in Kontakt mit der Umwelt zu treten, aus der dementiellen Versunkenheit aufzutauchen, für einen Moment wieder zu sich und zur Welt zu kommen: Da draußen ist etwas, ist jemand, hier und jetzt, das und den ich, ja ich, sinnlich wahrnehmen und mit anderen teilen kann. Häufig geht dieses Auftauchen mit starkem Evidenzerleben sowohl auf Seiten des Therapeuten als auch bei den betroffenen Personen einher – eine besondere Situation, Augenkontakt, Lächeln… strahlende Freude.

EW: Das philosophisch-psychologische Konzept der Atmos­phäre hast du als besonders passend entdeckt für die Arbeit mit demenzkranken Menschen. Was beinhaltet dieses Konzept? Worin besteht die Verbindung zur Demenz? Was sind therapeutische Atmosphären?
Bei Atmosphären handelt es sich um eine basale Qualität subjektiven Erlebens, die ein hohes Potential intersubjektiver Übereinstimmung mit sich führt, da sie durch dingliche und soziale Umgebungen vermittelt wird. Die sensibel von der Phänomenologie menschlichen Erlebens „abgespürte“ und klug durchdachte ästhetische Theorie von Atmosphären bietet einen hervorragenden Verstehenszugang zur Erfahrungswelt der Musiktherapie bei Demenzen und fungiert gleichzeitig handlungsleitend für die therapeutische Praxis.
Kern des Atmosphären-Konzepts ist die Auffassung, dass wir Dinge nicht wahrnehmen, wie sie sind, sondern wie sie uns erscheinen, wie sie auf uns ausstrahlen und ihre Umgebung sinnlich-affektiv färben. Atmosphäre, das ist nach Gernot Böhme die zwischen dem Wahrnehmenden und dem Wahrgenommenen auftretende Beziehung von Umgebung und Subjekt, die bestimmt, wie wir uns fühlen, dort, wo wir uns befinden. Atmosphären entsprechen einer früh in der Entwicklung des Menschen entstandenen Erlebnisqualität, die im sinnlich gespürten Diesseits kognitiver Vorgänge jeden Menschen subtil erfasst. Alte Menschen mit fortschreitender Demenz werden zunehmend sensibel für Atmosphären. Das liegt sowohl in der abnehmenden Fähigkeit begründet, gestaltend auf die Umwelt einzuwirken als auch sich von Umgebungseinflüssen kognitiv zu distanzieren. Somit sind sie schädlichen, malignen Atmosphären gewissermaßen ausgeliefert, aber gleichzeitig besonders empfindsam für wohltuende, benigne Atmosphären. Letztere wie erstere entstehen im Alltagsgeschehen eher wildwüchsig und bar bewusster Absicht.
Therapeutisch nenne ich Atmosphären, wenn sie bewusst und gekonnt zum Wohle und Wohlbefinden der Demenzbetroffenen gestaltet werden. Therapeutische Atmosphären zeichnen sich durch bestimmte Merkmale aus, sind einladend, freundlich, ebenso handlungsanregend wie -entlastend, bergen Unvorhergesehenes und Unvollständiges, spenden Geborgenheit. Und sie lassen sich in gewissem Maße methodisch geleitet „herstellen“. Therapeutische Atmosphären, die ich als Schwellenraum zwischen Leben und Tod definiere, bilden den Kern des anwendungsbezogenen Atmosphären-Ansatzes.

NiNa: Du möchtest Demenz nicht pathologisieren, sondern beschreibst sie z.B. als eine mögliche Form, das Alter zu leben und zu erleben. Ja, sie erscheint dir sogar nicht selten in einem positiven Licht. Deshalb sei die provokative Frage erlaubt: „Wozu braucht es dann (Musik)Therapie?“
Provokativ? Hm… Ist es nicht heute selbstverständlich, Therapie auch neben dem kurativen Bereich in Prävention und Palliation anzusiedeln? Kommen nicht Ansätze ressourcenorientierter Arbeit recht gut ohne Störungs- oder Krankheitskonzepte aus? Und was ist mit dem künstlerischen Standpunkt? Im Lichte der Künste erscheint doch recht eigentlich nicht „Krankheit“, sondern viel eher eine bestimmte Ausdrucksform des Lebens. So betrachten einige Demenzexperten Altersverwirrtheit heute schlicht als Lebensphase, die für viele Betroffene sogar Positives bereithält. In entsprechender Umgebung und angemessen begleitet zeigen sie häufig höheres subjektives Wohlbefinden, mehr Genussfähigkeit und Freude als Gleichaltrige ohne Demenz und schenken damit auch ihren Familienangehörigen und professionellen Begleitern neue Beziehungserfahrungen – auch und besonders in musikalischen Begegnungen.
Nicht nur Menschen mit Demenz werden durch Pathologisierung stigmatisiert und ins gesellschaftliche Abseits gestellt. Probleme, die als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet werden sollten, werden dadurch in den Aufgabenbereich der Medizin verlagert, die – etwa im Falle der Demenz – reichlich wenig damit anfangen kann. Selbst renommierte medizinische Forscher wie Konrad Beyreuther mahnen zu Bescheidenheit: Wir können auch in absehbarer Zukunft Demenzen nicht verhindern, müssen uns also gesellschaftlich auf die wachsende Zahl altersdementer Personen einstellen, ihnen Lebensqualität und Teilhabe ermöglichen.

NiNa: Und die Frage nach der Therapie?
Auf eine schleichende und von wirtschaftlichen Kräften angetriebene Pathologisierung vieler Lebensbereiche mit einer Therapeutisierung zu reagieren, finde ich fragwürdig. Es ist notwendig, den Therapiebegriff zu überdenken. Mein Therapieverständnis geht davon aus, dass Menschen existenziell aufeinander bezogen und voneinander hilfeabhängig sind. Therapie verstehe ich im Bereich Demenz als eine Form der Begleitung oder des Dienens, ziemlich genau im Sinne des griechischen Wortes therapeia. Der Mensch muss nicht als krank erklärt werden, nur weil er einmal mehr Hilfe oder Begleitung benötigt als sonst oder als andere (Kinder benötigen schließlich auch Hilfe, selbst wenn ihnen nichts „fehlt“).

NiNa: Subjektives Wohlbefinden, auch Schönheit stehen im Zentrum deiner therapeutischen Bemühungen. Wie könnte man das von dem oft inflationär verwendetet Modebegriff „Wellness“ abgrenzen? Gibt es auch Ähnlichkeiten?
Der auf Selbstoptimierung ausgelegte Fitness- und von regressivem Komfortbedürfnis genährte Wellnesskult ist natürlich schwer auszuhalten und weckt reflexartige Nicht-mit-mir-Reaktionen. Neben all dem kommerziellen Tand jedoch, der den Wellnesskult umgibt, liegt aber ein ideeller Gewinn darin, dass Menschen beginnen, ihr eigenes Befinden zu spüren und zum Anliegen ihrer Lebenskunst zu machen.
Wenn ich im Atmosphären-Ansatz das ästhetische Erleben als Grundbedürfnis des Menschen verstehe, so genau in diesem Sinne: Über sinnlich Erlebbares (nicht etwa in normativem Sinne Schönes) spüre ich meine Umgebung und in ihr mich selbst. Dieser Selbst- und Weltbezug verschafft bereits häufig das Gefühl von Wohlbefinden. Das entspricht der anerkannten Tatsache, dass Menschen bei starker Ausprägung der Demenz auf sehr basaler Ebene begleitet werden müssen. Hier ist das Gefühl von Aufgehobensein schon ein wichtiges Therapieziel, da sie dafür nicht mehr selbst Sorge tragen können. Beliebtes Beispiel: Ein dudelndes Radio, dass zwar unterschwellig Unbehagen auslöst, aber nicht als die Quelle dieses Gefühls ausgemacht, wird (geschweige denn ausgemacht werden kann).

EW: Recht konkret hast du ein Stufenmodell entwickelt, dass Orientierung schaffen kann im therapeutischen Handeln mit Demenzkranken. Gibst du bitte einige Beispiele?
Die Darstellung des Stufenmodells verleiht der Dissertation streckenweise den Charakterzug eines Lehrbuchs. Ausgehend von der Untersuchung, wie Therapeutische Atmosphären entstehen, erläutere ich Vorgehensweisen, die atmosphärenbezogenes Arbeiten Schritt für Schritt beschreiben. Auffälliges Merkmal des Modells ist der hohe Stellenwert therapeutischen Haltens und Verhaltens im Vorstadium zu interaktionellem Kontakt. Da atmosphärebezogenes Arbeiten mit schwer dementen Menschen häufig schlicht bedeutet, gemeinsames Anwesendsein im „wohlgestimmten“ Raum zu ermöglichen, fand dieser Aspekt besondere Beachtung.
In letzter Zeit beschäftige ich mich (auch angeregt durch deinen Text über das Nicht-Wissen, Eckhard, der in Heft 3/2014 der Musiktherapeutischen Umschau erscheinen wird) noch einmal verstärkt mit dem Aspekt des Abwartens. Im Feld der Altenpflege ist viel von Aktivierung und Beschäftigung die Rede, wodurch mitunter der Eindruck entsteht, dass den Rückzugstendenzen von Pflegeheimbewohnern mit übersteigert fordernder Aktivität begegnet wird. Abwarten, was sich von sich aus zeigen (oder eben im Verborgenen bleiben) möchte, den Dingen ihren Lauf lassen, das finde ich ethisch wie therapiemethodisch betrachtet immens wichtig. Abwarten bedeutet häufig nichts tun, jedoch niemals abwesend sein. Der Therapeut ist präsent, begleitet den Prozess mit wohlwollender Aufmerksamkeit und widmet sich gesamtsinnlich spürend den Stimmungen im Raum.
NiNa: Demenz beinhaltet ja oft Schmerzhaftes, Zerfall und spürbare Todesnähe, vielleicht auch manchmal Destruktives. Dies gilt es oft auszuhalten, so schreibst du, bis erst allmählich wieder Zusammenhänge auftauchen. Kannst du anderen Kollegen vielleicht ein paar Anregungen geben, wie sie das Schwierige und Fragmentierte in sich bewahren können, bis wieder Verbindungen und Bedeutungen erkennbar werden?
Das in einer Interviewantwort unterzubringen, ist nicht leicht. Vielleicht ist eine annehmende Haltung hilfreich, die Zerfall und Sterben als dem Leben zugehörig erleben lässt – in der Dissertation spreche ich von Gelassenheit. Vielleicht ist es ein ästhetisches Verständnis, das Schönheit nicht im Vollkommenen, sondern gerade im Unvollkommen zu entdecken ermöglicht. Vielleicht eine therapeutische Bescheidenheit angesichts der begrenzten Einflussmöglichkeiten am Lebensende. Vielleicht hilft vor allem die Fähigkeit, das, „was da ist“ (ein Lieblingsausspruch des Free-Jazz-Pioniers Peter Kowald) bei sich und anderen zu würdigen, ohne es verändern zu wollen. Mit Sicherheit gehört eine stabile psychische Verfassung dazu – oder Ruhe des Gemüts, wie es die Alten nennen.

NiNa: Der Psychiater Wojnar, auf den du dich viel beziehst, hat darauf hingewiesen, dass wir alle uns jahrelang darin üben, im „Hier-und-Jetzt“ zu leben, während die Demenz dieses Erleben als „Geschenk“ ganz selbstverständlich in sich trägt. So könnte man Menschen mit Demenz auch als „Gegenwartsforscher“ bezeichnen. Was hältst du von so einer Formulierung?
Eine hochbetagte schwer demente Frau meinte einmal zu mir sinngemäß: „Die Vergangenheit ist mir egal. Ich hab viele Jetzt. Das genügt“.
Ein „Leben im Augenblick“ (Untertitel eines Buches von Wojnar, der neben Dorothea Muthesius mein wichtigster Mentor in Sachen Demenz war) ist, was etwa viele Meditierende anstreben, wenn sie östlichen Lehren folgen, denen zufolge Gedanken an die Vergangenheit und an die Zukunft das Bewusstsein verschleiern. (Der Vergleich hinkt natürlich, aber Hinken ist schließlich auch eine Fortbewegungsart.) Gegenwartsforscher könnten wir Menschen mit Demenz in dem Sinne bezeichnen, als sie besonders rezeptiv für Gegenwärtiges sind, was sie ja auch so empfänglich macht für die Wirkung von Atmosphären. Gleichzeitig tragen sie ihr ganzes Leben gleichsam leibhaftig mit sich, sind weder leeres Blatt noch wirklich ohne Gedächtnis. Sie leben in ihrer und in unserer Welt.

NiNa: Bleiben wir noch einen Moment bei der Forschung mit einer Frage an den Wissenschaftler Jan Sonntag, der schrieb: „Ich vertrete die Auffassung, dass eine wissenschaftliche Arbeit, die dem künstlerischen Medium nahe bleiben soll, noch eine Ahnung von Kunst entstehen lassen muss“ – kannst du ein Beispiel dafür nennen, wie du selbst diesen Anspruch in deiner Dissertation eingelöst hast?
Meine Forschungsarbeit ist auf dem Gebiet ästhetischer Forschungsansätze in künstlerischen Therapien angesiedelt und steht in Verbindung zu kreativen Methoden qualitativer Sozialforschung. In der Dissertation nutze ich Gedichte, Musiken und Bilder, um das Verständnis von Demenz zu erweitern und zu vertiefen, reflektiere kunstanaloge Einflüsse wie den Wert von Einfällen oder Tagträumen auf die Kategorienbildung und wähle eine Darstellungsform, die Anklänge an literarische Kunst zeigt, indem ich mich einer metaphernreichen Sprache sowie der Collagetechnik bediene. Dem wissenschaftlichen Fließtext werden erlebnisbezogene Texte (Poesie, Auszüge aus Romanen, Aphorismen – ich nenne sie „Anmutungszitate“) in Form von Einschüben zur Seite gestellt. Rückblickend ist wohl der sorgfältige und dem literarischen Schaffen ähnliche Umgang mit der Sprache das wichtigste künstlerische Moment meiner Forschungsarbeit. Sich vom Schreiben zu den (Forschungs-)Ergebnissen vorzuarbeiten, nicht umgekehrt – das ist in der Literatur Gang und Gäbe, in der Wissenschaft allerdings eher unüblich.

EW: Noch gibt es nicht genügend Einrichtungen, die wirklich auf Menschen mit Demenz spezialisiert sind. Mancherorts scheinen hoffnungsvolle Entwicklungen sogar rückläufig zu sein. Wie siehst du die Aussichten für die Verbreitung von demenzsensiblen Konzepten wie das der therapeutischen Atmosphären?
Selbst wenn die „Versorgung“ alter dementer Menschen unter einem großen wirtschaftlichen Druck zu stehen scheint: Das Interesse an menschenfreundlichen, ethisch fundierten und anwendungsbezogenen Konzepten ist immens. Eine stetig wachsende Anzahl von Musiktherapeuten (im Netzwerk „Musiktherapie für alte Menschen“ almuth.net zählen wir mittlerweile fast 300 Kollegen) leistet gute Arbeit im Bereich Demenz und orientiert ihre Arbeit an wissenschaftlich begründeten Konzeptionen, zu denen der Atmosphären-Ansatz zählt. Vermutlich wird es immer eine Auszeichnung besonders gut entwickelter Pflegekultur sein, wenn solche Ansätze wirklich, nicht nur auf dem Papier, sondern „mit Herz und Hand“ gelebt werden.
Was die ästhetisch-phänomenologisch informierte Ausrichtung des Atmosphären-Ansatzes angeht, so mache ich die Erfahrung, dass genau in der Besinnung auf sinnliches Erleben jenseits komplizierter theoretischer Konstrukte ein großes Potential interdisziplinärer Vermittlung musiktherapeutischer Arbeit liegt. Ob Mediziner, Pfleger, Seelsorger oder Sozialarbeiter: Mit der Bedeutung von atmosphärisch vermittelten Empfindungsqualitäten können viele etwas anfangen, ohne ihre eigene Fachrichtung dafür verlassen zu müssen.

NiNa: Musiktherapeuten werden oft nach dem Setting gefragt, in dem sie arbeiten. Beschreibe doch mal zum Schluss dieses Gesprächs dein Wunsch­setting…
Der Rahmen, den ich für meine Arbeit wähle und den ich mir künftig auch für Zusammenhänge außerhalb stationärer Altenpflege wünsche, ist die Arbeit mitten im Leben von Menschen mit und ohne Demenz. Das offene Setting mit den damit verbundenen Herausforderungen und Widersprüchlichkeiten sehe ich ergänzend zu herkömmlichen psychotherapeutischen Settings. Im Sinne von John Cage, der die Fusion von Musik und Leben forderte und im Sinne der Kunst als sozialer Plastik (Josef Beuys) resultiert dieser Ansatz in einer hohen Durchlässigkeit der Grenzen zwischen Therapie und Alltagsleben. Eine meiner Aufgaben ist es, dies wissenschaftlich zu begründen und die damit verbundenen hohen Ansprüche an Therapie und Therapeuten zu benennen. Die Durchlässigkeit betrifft den physischen Raum (Stichwort: Arbeit in Alltagsräumen), die zur Verwendung kommenden Mittel (Alltagsgegenstände, andere künstlerische Medien) und schließlich die beteiligten Personen (Patienten, Bewohner, Mitarbeiter, Angehörige). Schließen wir mit einem Beispiel:

Eine Frau liegt in Freizeitkleidung auf dem Sofa. Ein Mann sitzt an einem Tisch und beschäftigt sich mit den Resten eines Desserts. Ich sitze mit drei Frauen an einem weiteren Tisch und wir singen ein Lied zur Gitarrenbegleitung. Die offene musiktherapeutische Gruppe fällt heute in den Zeitraum der plan- und routinemäßigen Reinigung des Gemeinschaftsraumes nach dem Mittagessen. Inmitten des Liedes betritt Frau H., eine Mitarbeiterin der Reinigungsfirma, den Raum. Mit sich führt sie einen Wagen mit Putz­utensilien. Die türkischstämmige Raumpflegerin schaut verunsichert und irritiert. Nachdem auch ich eine kurze Irritation überwunden habe, winke ich sie herein, während die letzten Strophen des deutschen Volkslieds verklingen. Anschließend stimme ich das türkische Lied „Üsküdara“, ein altes Liebeslied aus Istanbul, an und beobachte, wie die demenziell veränderten Frauen sich von der sentimentalen Stimmung der Musik berühren lassen. Frau H. steigen Tränen in die Augen. Nachdem die Musik verklungen ist, folgt ein Gespräch über Herkunftsländer und die Gruppe stellt fest: Die Frau H. ist nicht die einzige, die von „weit her“ kommt und Sehnsucht nach ihrer Heimat hat. Während die Raumpflegerin dann beginnt, ebenso zügig wie behutsam ihrer Arbeit nachzugehen, spricht die Gruppe am Tisch – eine der Frauen stammt aus Ostpreußen, eine andere aus Pommern – noch eine Weile über „Heimat“.

 

Die Autorin:

Dr. Jan Sonntag
Dipl. Musiktherapeut FH/DMtG, Psychotherapie HPG, Yogalehrer BDY/EYU. Freiberufliche Tätigkeit als Therapeut, Forscher, Berater, Dozent und Autor hauptsächlich im Bereich Demenz. Vertretungsprofessor an der MSH Medical School Hamburg. Autor von „Demenz und Atmosphäre. Musiktherapie als ästhetische Arbeit“. jansonntag.de

Schwerpunktthema II

„Ich ha no öpis im Chopf!“ Bedeutung der Hintergrundmusik in der Musiktherapie mit einem demenziell erkrankten Patienten

Von Marianne Burkart

 

Ein Bericht aus der Praxis, den wir dem zentralen Beitrag dieser Ausgabe – das Interview mit Dr. Jan Sonntag als Experten im Gespräch mit Dr. Nicola Nawe und Prof. Dr. Eckhard Weymann – zugesellen als zweiten Praxiseinblick. Der Lesende nehme als weiteren Einblick in den Zusammenhang „Demenz–Musikerfahrung–Musiktherapie“ den Bericht einer Musiker-Gruppe, die mit demenziell Erkrankten arbeitete.
Herr M. brachte seine Lieblingsmusik mit, mit der er sich auf die Begegnung einlassen konnte. Ohne diese erschien er mir in der vorangegangenen Sitzung blockiert, erstarrt. „Nichts geht mehr“ war die Gegenübertragungsempfindung in mir. Was mit dieser Musik möglich wurde in der Beziehung und in der Kommunikation – sprachlich und musikalisch –, ermöglichte mir dann weitere Erfahrungen mit Klientinnen und Klienten aus dem demenziellen Formenkreis, die sich mir als gesondertes Handlungsfeld in der Musiktherapie zeigen: Hintergrundmusik als gestaltete Atmosphäre eines sichernden Raumes.
Herr M. wurde bei mir im Zentrum für Pflege und Betreuung Reuss­park (www.reusspark.ch) für die Musiktherapie zur Stimmungsregulation und für den emotionalen Ausdruck angemeldet. Er war gerade in sein Pensionsalter eingetreten und seit einem Jahr Bewohner im Zentrum für Pflege und Betreuung. Er war ein gepflegter, großer Mann, der Wert auf sein Äußeres legte: Er machte mich auf seine Manschettenknöpfe aufmerksam, die eine Erinnerung an den früheren Arbeitgeber waren, die einzige Erinnerung an sein Leben vor der Krankheit. Im Kontakt hatte er alle „Vorzüge eines Gentlemans“. Er hörte viel und gerne Musik und besuchte oft musikalische Angebote im Haus. Im verbalen Ausdruck hingegen war er sehr eingeschränkt und erschien immer eingeschränkter…
Aus der Arbeit im Sinne eines Lebenspanoramas heraus zeigte sich Musik für ihn als ein wichtiger Teil in seinem Leben. Vor seiner Krankheit besuchte er oft Opern und Jazzkonzerte. Seit seiner Erkrankung (frontotemporale Demenz) und so lange er in seinem Haus wohnen konnte, war er Stammgast in einem Musikrestaurant, welches in diesen Jahren zu seinem Zufluchtsort geworden war.
Der Besitzer des Musikrestaurants ist Musiker – „Toni“, wie Herr M. ihn nannte, von Tonic Strings -, dessen Musik war über 22 Therapiestunden hinweg unsere „vordergründige“ Hintergrundmusik…
„Ich ha no öpis im Chopf!“ war ein Satz, den Herr M. immer wieder sagte, sowohl in der Musiktherapie wie auch im Alltag. Dieses „Öpis“ waren vor allem Zahlen, Strukturen und seine Musik, die er fassen, wahrnehmen, verstehen und sich darauf verlassen konnte. „Das isch de Plan!“, pflegte er zu sagen. Er verstand und gestaltete Zahlen besser als die Sprache. In Phasen emotional-affektiver Unsicherheit sprach er eher im Telegrammstil, stockend, im hörbaren Suchprozess nach Wörtern. Emotional tangiert konnte er vollständige kurze Sätze formulieren.
Frontotemporale Demenz
Der Verlust seiner Arbeitsstelle 7 Jahre zuvor war ein einschneidendes Ereignis in seinem Leben. Er hatte sich sehr stark mit seiner Rolle und seinem Beruf im Managementbereich identifiziert. Sein Verhaltensrepertoire veränderte sich in erst winzigen, dann kleinen Entwicklungsschritten, welche wuchsen: Die Anstrengung, mit Neuem umzugehen, nahm schnell zu. Hinzu kam der plötzliche tiefgreifende Verlust des Sprachverständnisses.

Aus Therapiestunden:
Immer wieder erzählte Herr M, dass er seit August 2004 (die Zeitangabe war weiterhin präzise) „nichts mehr“ verstehen könne. Er hatte bisher morgens jeweils die Zeitung gelesen, bis er die Veränderung wahrnahm, dass er Geschriebenes nicht mehr verstehen konnte. Er durchsuchte die Zeitung, um noch Verständliches zu finden. So stieß er auf Sudokus und merkte, dass der Zahlbegriff noch erhalten war. Seither löst er trainingsmäßig Sudokus, um dieses Verständnis zu erhalten. „Zahle, han i gmerkt, chan i no mache. Die han i no im Chopf.“
Diese ihn sichernde Information war ihm sehr wichtig. Erstaunlicherweise sprach er nach solchen Sudokus-Lösungen in kurzen klaren Sätzen dasjenige aus, was sonst eher fragmentiert formuliert war. Danach lehnte er sich zurück, entspannte sich und ließ sich auf das musikalische Geschehen ein.
Die Auswahl seiner mitgebrachten Musik hatte er genau im Kopf. Er konnte aus der Erinnerung über Wochen rekonstruieren, wann er welche CD mitgebracht hatte. Auf meine supportiven Worte für sein Erinnerungsvermögen meinte er: „Ja, öpis han ich no im Chopf!“ Immer wieder fiel mir und den Teammitgliedern auf, dass er im Zusammenhang mit „seiner“ Musik und der damit verbundenen Lebenswelt zu vollständigen und korrekten Sätzen zurückzukehren imstande war.

Es gibt verschiedene Formen von Demenz. Allgemein ist die Dementia (hirnorganisches Psychosyndrom) eine erworbene, irreversible und organisch bedingte Zentralnervensystem-Erkrankung. Die frontotemporale Demenz – fortschreitender Abbau des Frontal- und Temporallappens – beginnt im mittleren Alter mit schleichender Veränderung der Persönlichkeit mit Verhaltensauffälligkeiten. Weiter ist die Erkrankung geprägt von Sprachverständnis-, Sprachproduktions- und Wortfindungsstörungen.
Die sonst typischen Symptomatiken der Gedächtnis- und räumlichen oder personellen Orientierungsschwierigkeiten treten bei der frontotemporalen Demenz erst in einem späteren Stadium in Erscheinung. Im Verlauf der Krankheit fließen die verschiedenen Typen und Demenzformen ineinander, da sich die Symp­tome anhäufen.
Hintergrundmusik –
biografische Musik
Die Musik von Tonic Strings war verknüpft mit eben den emotionalen Erinnerungen an den Musiker und Besitzer des Musikrestaurants. Sie hat viel zur Stabilisierung beigetragen und die Öffnung für einen Gestaltungs- und Begegnungsraum im aktiven Musizieren und im verbalen Ausdruck geschaffen.
Wenn ich hingegen Herr M. zur Musikerfahrung aus seiner ferneren Vergangenheit einlud, z.B. eine Oper von Verdi, stockte der Fluss des Verstehens, den „Kommunikation“ meint, abrupt oder wich in Mäander aus. Er schaute mich meist an mit dem Satz: „Das isch nid de Plan!“
„Tonic Strings“ wurde Herrn M.s „sichere“ Welt, seine seelische Wohnungseinrichtung. Alles andere, wenngleich auch aus seiner musikalischen Sozialisation stammend und früher deutlich emotional positiv besetzt war, stellte eine Bedrohung dar, wurde vehement abgewehrt. In diesem Sinne ist eine achtsame Beobachtung und Reflexion über musikalische Berieselung, sei es im therapeutischen Setting oder im Alltag einer Institution, immer dringend indiziert.
Kinderlieder, Volkslieder oder Opernlieder aus der Zeit vor seiner Erkrankung, die ich abspielte, vorspielte oder sang, bewirkten nur Verwirrung und Abwehr. Was in der Literatur bestätigt wird, dass Menschen mit frontotemporaler Demenz gar nicht oder unberechenbar auf Musik und in diesem Fall auf biografische Musik reagieren.
Zu viel in seinem Leben hatte seine Balance ins Wanken gebracht – früher Verlust der Eltern, der Familie, seiner Gesundheit, der Arbeit, Wohnsitz –, so dass er sich eine neue Identität angeeignet hat. Er holte sich eine Musik in sein Erleben, welche die gewünschte Stimmung herstellte. Nur bei dieser Musik zeigte Herr M. affektreiche Reaktionen mit Lachen und Weinen. Er erzählte emotional ergriffen von Besuchen immer wieder im „Musikrestaurant“ und von Aktivitäten mit Freunden und nahen Angehörigen. Sein langsam zerfallendes Selbstbild setzte sich für kurze Zeit wieder zusammen.
Das „Restaurant mit Musik“ auf der Karte wurde Lebens-Mittel im doppelten Sinn.
„Musig vom Toni“ –
ergotrope Musik
Herr M. brachte im Wechsel eine von zwei CDs (Girasole 1996, Live 2004) von Tonic Strings mit. Es sind zwei Schweizer Gitarristen, die mit großer Perfektion und viel Leidenschaft Instrumentalmusik machen. Der eine ist „Toni“, der von Herrn M. vielgenannte Besitzer des Musikrestaurants, der inzwischen den Rang einer entscheidenden Bezugsperson in der Wahrnehmung von Herrn M. einnahm, präsenter als diejenigen Personen der Primärfamilie. Herr M. holte sich das Ambiente des Restaurants und die Erinnerung an eine gelungene Bindungserfahrung in den Therapieraum durch Musik mit folgenden Komponenten: Zigeunerjazz, Flamenco, Latin, Blues und Volksmusik. Die „Tonic Strings“ – Kompositionen sind von mediterraner Lebensfreude, Sinnlichkeit und Wärme. Die Themen von Schmerz, Trauer und Leid haben ebenso ihren Platz in ihrem Repertoire. (vgl. Homepage www.tonicstrings.ch)
Für mich als Therapeutin war dies zunächst ein Reizklima. Indem Herr M. mir die CD in die Hand drückte, gab er mir unmissverständlich zu verstehen, dass sie für ihn wichtig ist. Es war anfangs für meine mentale wie vegetative Miterlebensebene eine große Herausforderung, mit der kontinuierlich vitalen Hintergrundmusik umzugehen. Im Laufe der Beziehungsentwicklung verringerte ich die Dezibelstärke – und Herr M. tolerierte es. „Tonic Strings“ ließ sich nun in der Dyade gemeinsam erleben, teilen.
Funktionen der Musik
Bei vielen dementiell erkrankten Menschen bleiben die spezifischen Hirnbereiche für das Hören weitestgehend frei von Beeinträchtigungen. Das heißt, dass in der Musik großes präventives und den Abbau verzögerndes Potential liegt.

Containerfunktion
Die Musik hat hohe Tragkraft. Sie ist Rahmen, Gefäß, „Container“ für die seelischen Prozesse im Klienten. Er kann alles Leidvolle hineinlegen und erfährt Vertrauen und Stütze. „Container“ erinnert entfernt an den Uterus, in dem der Mensch geborgen und getragen war.
Herr M. brachte die Musik in die Musiktherapie mit, die er bereits als Halt gebend erlebt hatte. Er konnte sie jederzeit hören, wenn er wollte – sie stand ihm zur Verfügung. Sie wurde zu seinem persönlichen Gestaltungsraum.

Funktion als Übergangsphänomen
Herr M. brachte Erinnerungen und die guten Erfahrungen aus dem Musikrestaurant in die Therapie ein. Die Musik wurde genutzt, um eine bestimmte Atmosphäre herzustellen. Eine entspannte und freudvolle Atmosphäre, ein Ort der Geborgenheit mit vertrauensvollen Beziehungen.

Neuronale Stimulierungsfunktion
Die lebendige Musik von Tonic Strings hat eine antriebsfördernde, aktivierende Wirkung. Die Musik dient hier der Erhaltung und Inte­gration hirnelektrischer Funktionen. Sie kann zu einer Verbesserung der Wahrnehmung, Informationsverarbeitung und von Handlungsabläufen führen. Die Verbesserung der verbalen Ausdrucksfähigkeit von Herrn M. wurde so positiv beeinflusst.
Aus einer Therapiestunde: Ich begann zu klatschen und zählte diesmal laut mit: „Eins – zwei – drei.“ Die Augen von Herrn M. leuchteten, er machte es nach. Ich steigerte die Anzahl auf vier. Er wiederholte es und übernahm dann die Initiative. Er klatschte fünf Mal. Jetzt machte ich es nach. Dies ging so weiter bis Herr M zehnmal klatschte. Diesmal fieberte er mit mir mit, indem er die Spannung im Körper hielt, den Kopf im Rhythmus mitbewegte. Auf zehn klatschte er synchron mit mir zusammen.

Funktion als emotionaler
Resonanzgeber
Hier spiegelt die Musik Gefühle und Aktivitäten des Klienten. Sie spiegelt die Lebenswelt, die Familienkohäsion, den kulturellen Hintergrund des Menschen. Sie ist wichtig für die Entwicklung und Integration der Identität und fördert somit die Integrität im Alter.
Das Erklingen dieser Musik löste immer Emotionen aus bei Herrn M. Freude, Tränen der Erleichterung oder der Erinnerung.

Funktion als Ressource
Die Musik vermittelt Sicherheit, gibt Halt und dadurch können Fähigkeiten und Potenziale freigelegt werden. Sie hilft, Copingstrategien im Umgang mit Schwierigem zu entwickeln.
Aus einer Therapiestunde: Wir lauschten ein Moment der Gitarrenmusik im Hintergrund. Ich begann den Rhythmus zu klatschen. Herr M. stieg wieder sofort darauf ein. Sein Klatschen klang nach einem Applaudieren. Daraus entstand eine Klatschimprovisation im Call-Response-Stil mit einem Hauch von Latin. Es gab synchrone Momente mit der Hintergrundmusik, einzelne Schläge trafen sich. Herr M übernahm die Führung, indem er begann den Takt anzugeben, den er lange und konstant durchhielt. Das Finden des eigenen Rhythmus!

Reinszenierung des sicheren Ortes (Safe Place)
Die Musik übernimmt die Funktion der Anwesenheit einer wichtigen Bezugsperson. Unsere erste Bezugsperson ist die Mutter. Die Bedeutung der Gitarre (s. Appellspek­trumsanalyse) in der Musik von Tonic Strings weist auf das mütterliche Prinzip hin. Sie aktiviert die Beziehungs- und Bindungserfahrung zur ersten Bezugsperson. Die Musik gibt eine Umhüllung, die an die Geborgenheit und Sicherheit im Uterus und in der Fürsorge der Eltern und hier in der Fürsorge des Wirtsehepaares des Musikrestaurants erinnert. Die Musik kann in ihrer Gestalt das Individuum stützen.
Das Musikrestaurant wurde zum neuen Ort der Geborgenheit und möglicherweise deren Besitzer zu Ersatz-Eltern. Durch den frühen Verlust der Mutter und später des Vaters übernehmen andere Bezugspersonen, in der Verunsicherung durch die Krankheit, die Rollen der Eltern. Das Musikrestaurant sei während der Zeit der Erkrankung von Herrn M. seine „Zuflucht“ geworden, erzählte eine Angehörige. Die Besitzer hätten sich sehr fürsorglich und liebevoll um ihn gekümmert. „Toni“ ist Musiker und zugleich in der Rolle des „Ersatz-Vaters“. So schließt sich ein Kreis und verstärkt die zentrale Funktion der Hintergrundmusik.
Herr M. reinszeniert in der Krisenzeit der Erkrankung seinen ursprünglichen sicheren Ort. Seine Kindheit war geprägt vom elterlichen Restaurationsbetrieb. Möglicherweise lief auch da im Hintergrund oft Musik. Diese Rahmenbedingungen fand er im späteren Erwachsenenalter und in der Krankheit im Musikrestaurant wieder. Durch die fürsorgliche Zuwendung der Ersatz-Eltern wird auch dieser Ort zum „Safe Place“.
„Ich ha no öpis im Chopf!“ Herr M. brachte die für ihn in dieser Lebensphase sehr wichtige Musik mit. Was nach und nach an Informationen über die Biografie von Herrn M auftauchte, gab der Hintergrundmusik ihre besondere Bedeutung.
Die Therapie ging für Herr M. weiter, wurde erweitert auf zweimal wöchentlich – mit dieser Hintergrundmusik! Diesen Frühling verstarb Herr M. Die Erinnerung, die Tonic Strings nun bei mir auslöst an die Einzigartigkeit von Herrn M., werde nun ich in meinem Kopf behalten… „Ich ha no Herrn M. im Chopf.“

 

Die Autorin:

Marianne Burkart
Geb. 1969, Kaufm. Angestellte, Primarlehrerin, seit 2004 tätig als Lehrerin für Integrative Förderung, Weiterbildung TiLL Theaterpädagogik, Weiterbildungen in lösungsorientierter Arbeit und spirituelle Sterbebegleitung, Ausbildung Musiktherapie mit Instrumentenbau FMWS, eigene Praxis und Musiktherapeutennetzwerks „klingundklang“, Instrumentenbau in der Schule
Tätigkeiten in Geriatrie, Erwachsenenpychiatrie, Grundschule, Musikschule, Instrumentenbau mit Kindern und in der Ausbildung FMWS
Eschenbachstr. 6
CH-6280 Urswil (LU)
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.klingundklang.ch

Literatur:

  • Decker-Voigt, Hans-Helmut/Oberegelsbacher, Dorothea/Timmermann, Tonius: Lehrbuch Musiktherapie, Ernst Reinhard Verlag, München 2008
  • Frohne-Hagemann, Isabelle/Pleß-Adamczyk, Heino: Indikation Musiktherapie bei psychischen Problemen im Kindes- und Jugendalter, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005
  • Hartogh, Theo/Wickel, Hans Hermann: Musizieren im Alter, Arbeitsfelder und Methoden, Schott Music GmbH, Mainz 2008
  • Heuser, Isabella: Alzheimer und Demenz, Wissen, was stimmt, Herder Verlag, Freiburg i. Breisgau 2010
  • Muthesius, Dorothea/Sonntag, Jan/Warme, Britta/Falk, Martina: Musik – Demenz – Begegnung, Musiktherapie für Menschen mit Demenz; Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2010
  • Oberhoff, Bernd: Die Musik als Geliebte; Psychosozial-Verlag, Gießen 2003