Editorial

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Die MuG wird konfirmiert…


…oder feiert mit dieser Ausgabe Jugendweihe oder was immer der Mensch bei der Zahl 15 assoziiert. 15 Jahre alt sind wir jetzt, d.h. 30 Ausgaben und entsprechend der Mode, die sich mit 15 (allerspätestens) ändert, finden Sie in dieser Ausgabe einige strukturelle Änderungen, keine so drastischen wie die der Mode menschlicher Jugend.

Wie immer Neues in vertrauten Formaten, sprich Rubriken, stellen die AutorInnen in der Praxisvorstellung, beim Klinikspaziergang, im Patienteninterview vor und neu ist auch die Perspektive der beiden Autorinnen Edith Wiesmüller, Wien, und Gitta Strehlow, Hamburg, zu dem großen Thema „Musiktherapie und Psychotraumatologie“. Es ist eine Mischung eines Blickes aus der Vogelperspektive (Meta-Ebene) und dahinter stehender reicher Praxiserfahrung auf dieses große Behandlungsfeld. Peter Riedesser, der mit Gottfried Fischer das lange Jahre als Standardwerk geltende „Lehrbuch der Psychotraumatologie“ (UTB) schrieb, würde sich – die berühmte Wolke, über deren Rand man auf die Erde hinunterschaut vorausgesetzt – sehr freuen über die Weiterentwicklung seines Faches innerhalb der Forschung und Praxis der Musiktherapie. Nicht nur nebenbei: Er war übrigens erster Dr.-Vater des nach Hamburger Doppelstudium der Kinder- und Jugendlichen-Psychiatrie sowie der Musiktherapie jetzt in Wien als Leiter des Instituts für Musiktherapie an der Universität für Musik wirkenden Thomas Stegemann, der nicht nur den letzten EMTC als „Chefgastgeber“ betreute, sondern auch seine Kolumne in jeder MuG. So klein ist die große Welt der Wissenschaft um unser Fachgebiet herum!

Der diesmal von Claudia Zindel vorgestellte Studiengang hat ebensoviel Tradition wie einen neuen langen Namen: Europäische Akademie für bio-psycho-sozial-ökologische Gesundheit und Kreativitätsförderung / Fritz Perls Institut. In all der Länge steckt keine Musik, aber dafür – wenn Institutionen auch ein Kern-Selbst entwickeln würden – im Kern dieser Länge.
Dafür ist Musik und Singen innerer Kern und äußere (Klang-)Schale im Bericht von E. Wünnenberg aus der Arbeit der Bewegung „Singende Krankenhäuser“. „Bewegung“ war einmal schrecklich konnotiert, gut, dass es heute gegenteilig notiert wird, viel und breit beachtet. Die MuG wird ihr Teil für die weitere „Bewegung der Bewegung“ dazu tun…
Fast ganz neu: Jede Zeitschrift bringt Rezensionen. Wir wollen diese – auch auf Anregung unserer Verlegerin, die ja auch Musiktherapeutin ist – institutionalisieren, betreut von Dr. Ludger Kowal-Summek.

„Zur Person“ schrieb ich nun gleich über drei Persönlichkeiten, einmal davon vom Tod von Chefarzt i.R. Dr. med. Josef Escher diktiert, dessen Verdienste um die interdisziplinäre Musiktherapie gar nicht genug erinnert werden können – ebenso wie seine Persönlichkeit. „Freiwillig“ sind Würdigungen anlässlich von zwei Emeritierungen zweier Menschen an ihren Hochschulen, die jeder kennt (wer nicht, ist nicht sehr up-to-date): Karin Schumacher, Berlin, und Tonius Timmermann, Augsburg. Es ist eine Freude, solche Arbeits- und Lebensfülle von nahe stehenden Kollegen in den vorgeschriebenen wenigen Absätzen beschreiben zu dürfen!
Ich lerne dabei auch immer wieder und immer mehr die Begrifflichkeit „Pionier“ verstehen: Es sind nicht die Anfänger und Einfänger einer Entwicklung die Pioniere. Es gibt sie in jeder neuen Generation von Wissenschaft und denen, die sie weiterentwickeln.

Vergessen wir nicht das Spielen mit uns: Constanze Rüdenauer-Speck lädt ein zu einem ersten ihrer Spiele: Musiktherapie und Fußball … und eine sehr bekannte liebe Bekannte schreibt wieder für uns ihre „Kleinen Hilfen“, siehe die Mini-Meditationen von Sabine Rittner.
Und Extra-Zeilen für einen Extra- Dank:
Es ist ein vielfacher Dank an alle die, die nicht nur diese 30. Ausgabe gestalteten, sondern auch an alle der 29 vorigen. Ich danke meinen (ausschließlich männlichen) Mitherausgebern Ralph Spintge, Eckhard Weymann und Hans Ulrich Schmidt, die sich allesamt mit mir sehr gerne – glaube ich zu beobachten – an der ausschließlich weiblichen Redaktionsleitung und Verlagsleitung orientieren, sowie allen „Ressortchefs und -chefinnen“, Autorinnen und Autoren, die wie immer in den künstlerischen Therapien weitaus überwiegend Frauen sind. Eine Frauenpersönlichkeit war es auch, die uns finanziell den Start der ersten „kleinen MuG“ in der Eres Edition Lilienthal/Bremen ermöglichte: Die Präsidentin der Stiftung „Erich Rothenfußer Stiftung“, deren Arbeit heute von ihrem mit der Gertrud-Katja-Loos-Medaille geehrten Sohn weitergeführt wird. Dank auch der Herbert von Karajan-Stiftung Köln (damals Berlin), die die Auslandsausgaben der MuG für Ungarn und Estland während derer Musiktherapie-Studiengangsgründungen ermöglichte. Die neue MuG verdankt sich und dankt dafür Ursula Reichert, der Verlegerin des Dr. Ludwig Reichert Verlages Wiesbaden mit ihren für uns alle wesentlichen Buchreihen zur Musiktherapie!

Hans-Helmut Decker-Voigt