Ausbildung: Studierende berichten

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Private Weiterbildung. Institut für Gestalttherapie und Gestaltpädagogik in Berlin

Von Ulrich Menzel

 

1. Welche Zugangsvoraussetzungen gibt es? ...

  • fachlich und lebensgeschichtlich konsequente Motivation
  • Bereitschaft zu intensivem Selbsterfahrungsprozess
  • grundlegende Musikalität
  • Spielen eines Instruments (Stimme gilt als Instrument)
  • Rhythmusgefühl und improvisatorische Fähigkeiten
  • Neugier und Kreativität
  • Grundkenntnisse in Harmonielehre


2. Welche Grundqualifikation haben Sie?

  • Studium der Ev. Theologie und Vikariat (Abschluss mit 1. und 2. Theologischen Examen)
  • 3 Semester Studium der Kirchenmusik
  • mehrjährige Tätigkeit als Gemeindepfarrer
  • musikalische Aktivitäten auf Honorarbasis (Unterricht, Konzerte, musikalische Gestaltung von Gottesdiensten)


3. Welche Motivation oder welches Interesse hat Sie zu einer musiktherapeutischen Ausbildung geführt?

Ich wollte gerne die beiden in meinem Leben bisher nebeneinanderher verlaufenden Stränge Theologie und Seelsorge einerseits und Musik andererseits stärker miteinander integrieren – und für meinen Beruf die seelsorgerisch-therapeutische Dimension der Musik nutzbar machen.


4. Gibt es einen Aufnahmetest? Wenn ja, wie sieht dieser aus und welche Inhalte werden geprüft?

Der Einladung zur Teilnahme an einem Auswahlseminar gehen drei Gespräche mit Ausbilder/innen des Instituts voraus, in denen gemeinsam geklärt wird, ob die Ausbildung für den Interessenten/die Interessentin geeignet erscheint. Diese Gespräche bieten den Kandidat/innen auch selbst die Möglichkeit, für sich zu klären, ob sie tatsächlich an der Ausbildung teilnehmen wollen. In diesen Eignungsgesprächen wird unter anderem auch geklärt, ob die oben genannten Zugangsvoraussetzungen gegeben sind. Das Auswahlseminar selbst ist ein Wochenend-Workshop, in dem im Rahmen gestalt-musiktherapeutischer Selbsterfahrung in der Gruppe der Kandidat/innen in gemeinsamer Arbeit mit den Gruppenleiter/innen von beiden Seiten nochmals überprüft wird, ob ein Einstieg in die Ausbildung zu diesem Zeitpunkt möglich und sinnvoll ist. Die definitive Entscheidung über die Aufnahme der Bewerber/innen in das Programm liegt bei den Leiter/innen des Auswahlseminars.


5. Wie lange dauert die Ausbildung?

4 Jahre


6. In welcher Form findet die Ausbildung statt (z.B. Wochenende, Blöcke)?

Die Ausbildung ist berufsbegleitend konzipiert und besteht aus:

  • 8–9 Weiterbildungswochenenden pro Jahr (Samstag-Sonntag) in Berlin
  • 1 Intensivwoche pro Jahr außerhalb Berlins
  • Patient-Therapeut-Beobachter-Triaden in Berlin, wöchentlich oder blockweise möglichst den Wochenenden vorgeschaltet
  • Theorie-Kleingruppen in Berlin, möglichst den Wochenenden vorgeschaltet
  • Einzel-Gestalttherapie als Lehrtherapie (100- 120 Std.)
  • selbst organisierte Lerngruppe (Peer-Group), monatliche Abende (freitags)
  • 1 selbst organisiertes Weiterbildungs-Wochenende pro Jahr
  • Praktikum in mindestens einem musiktherapeutischen Feld bzw. Hospitationen


7. Welche Kosten fallen für die Ausbildung an?

  • Bewerbung: € 140.- (inkl. 2 Auswahlgespräche u. ein Informa­tionsgespräch)
  • Auswahlseminar: € 245.-
  • Weiterbildung: € 245.- monatlich
  • Zusätzliche Kosten entstehen durch die Lehrtherapie (bei mir z. Zt. € 85.- pro Stunde). Auch die Kosten von Unterkunft und Verpflegung bei den Intensivwochen kommen zu den o. g. Kosten hinzu.
  • Kosten für die Anschaffung von Literatur
  • Fahrtkosten

8. Wie finanzieren Sie das?

Ich zahle das selbst. Um die Kosten über einen längeren Zeitraum zu strecken, habe ich einen Rahmenkreditvertrag abgeschlossen.


9. Welche Fächer gibt es und welche Methoden, Ansätze oder Konzepte der Musiktherapie stehen ggf. im Mittelpunkt?

Es gibt keine strikt voneinander abgegrenzten Fächer. Praxis, Theorie, Methodik, Selbsterfahrung und Live-Supervision bilden eine integrale Einheit.
Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt in den ersten eineinhalb Jahren auf gestalt-musiktherapeutischer Selbsterfahrung. Danach wandert der Fokus stärker hin zum eigenen therapeutischen Arbeiten, zunächst innerhalb der Lerngruppe bzw. in den Patient-Therapeut-Beobachter-Triaden (2. Ausbildungsjahr) und mit Modellklienten (3. und 4. Ausbildungsjahr). Die Theorie der Gestalttherapie wird vertieft im 3. und 4. Ausbildungsjahr; theoretische und praktische Grundlagen der Musiktherapie (mit entsprechenden Übungen) werden begleitend über die gesamte Dauer der Ausbildung vermittelt. Insbesondere in der Arbeit mit Modellklienten wird viel mit Videoaufzeichnungen und Auswertungen gearbeitet.
Methodisch weiterhin wichtig sind die eigene Reflexion des Gruppenprozesses sowie das Arbeiten unter Live-Supervision. In der gemeinsamen Arbeit in der Peer-Group nimmt das musikalische Improvisieren (einzeln und in der Gruppe) einen großen Raum ein. Die Ausbildung verbindet Gestalt- und Musiktherapie miteinander und geschieht auf der Basis des Gestalt-Ansatzes als theoretischem und methodischem Fundament. Sie befähigt so zu gestalttherapeutischem Handeln – auch jenseits des Einsatzes musikalischer Mittel.


10. Welche Ausbildungsinhalte finden Sie für sich am wertvollsten?

Mir persönlich am Wertvollsten ist der hohe Selbsterfahrungsanteil der Ausbildung. Die allmähliche Aneignung einer gestalttherapeutischen Haltung hat mein gesamtes berufliches und privates Leben nachhaltig positiv verändert und geprägt.
Wichtig ist mir auch die Integration bereits vorhandener Kompetenzen im musikalischen, pädagogischen und seelsorglichen Bereich durch den ganzheitlichen und praxisorientierten Ansatz der Ausbildung. Ich kann schon etwas! Zusammen mit neu erworbenen Fähigkeiten im Bereich musiktherapeutischer Methoden und gestalttherapeutischer Selbsterfahrung und -reflexion fügt sich ein neues Ganzes.
Großen Gewinn ziehe ich auch aus der eigenen therapeutischen Arbeit unter Live-Supervision sowie dem Erwerb musiktherapeutischen „Handwerkszeugs“.


11. Welche würden Sie sich zusätzlich noch wünschen?

An der Ausbildung am IGG fehlen mir keine weiteren Ausbildungsinhalte, wohl aber manchmal ausreichend Gelegenheit zur Vertiefung des vorhandenen Stoffs. Die Kombination von Gestalt- und Musiktherapie bringt es mit sich, dass beides oft nur in komprimierter Form vermittelt werden kann.
Eine Vertiefung des in der Ausbildung manchmal nur Angerissenen durch Selbststudium oder eigene Praxis – auch neben und nach der Ausbildung ist m. E. unerlässlich. Wünschenswert fände ich es auch, wenn es eine größere Anzahl von zur Verfügung stehenden Lehrtherapeut/innen gäbe, die mit der Doppelqualifikation Gestalt- und Musiktherapie aufwarten – speziell außerhalb Berlins. Derzeit wird die Lehrtherapie daher meist von Gestalttherapeuten ohne musiktherapeutische Ausbildung durchgeführt.
Dennoch sehe ich insgesamt vor allem die große Chance in der Kombination von beidem und freue mich, von Gestalt- und Musiktherapie zu profitieren.


12. Wie groß ist eine Seminar­gruppe?

8–13 Personen


13. Von wie vielen DozentInnen und / oder LehrtherapeutInnen wird sie durchschnittlich betreut?

Die Ausbildung wird insgesamt von 4 Ausbilder/innen betreut (je 2 mit Schwerpunkt Musiktherapie und Schwerpunkt Gestalttherapie), von denen jeweils eine/r die Ausbildungswochenenden bzw. Intensivwoche leitet.
Daneben kommen gelegentlich weitere Ausbilder aus dem Team des IGG (mit besonderen Schwerpunkten wie Körpertherapie oder Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen) zum Einsatz. Außerdem werden die jeweiligen Ausbilder/innen an den Wochenenden von Assistent/innen oder Hospitant/innen begleitet bzw. unterstützt. Jede/r Ausbildungsteilnehmer/in wird von einem eigenen Lehrtherapeuten/einer Lehrtherapeutin betreut. Die Auswahl erfolgt nach Beratung und Rücksprache mit der Ausbildungsleitung.


14. Welche Nachweise und Prüfungen muss man erbringen?

Teilnahme an den Seminaren und der Einzellehrtherapie, darüberhinaus

  • eine Präsentation der eigenen musikalischen Persönlichkeit und Biografie
  • einmal Modellklient/in in einer anderen Ausbildungsgruppe sein
  • je eine Hospitanz und eine Assistenz in einer anderen Ausbildungsgruppe
  • schriftliche Abschlussarbeit über eine therapeutische Sequenz oder Sitzung, eingebunden in den musik-gestalttherapeutischen theoretischen und methodischen Hintergrund.
  • mündliches Abschlusskolloquium


15. Zu welcher Abschlussqualifikation führt die Ausbildung?

Die Ausbildungsteilnehmer/innen erwerben eine Gestalt-Haltung im Kontext musiktherapeutischer Arbeit und erlernen das Handwerk des gestalt-musiktherapeutischen Arbeitens im Einzel- und Gruppenrahmen. Wird die Ausbildung in ihren jeweiligen Bestandteilen erfolgreich zum Abschluss gebracht, hat der/die Kandidat/in Anspruch auf ein Zertifikat des Instituts IGG. Er/sie kann dann die Mitgliedschaft in der DVG (Deutsche Vereinigung für Gestalttherapie) erlangen.

 

Der Autor:

Ulrich Menzel
geb. 1968 in Dortmund, Studium der Ev. Theologie und Kirchenmusik, seit 2001 Pfarrer in Ostfriesland, verheiratet, 4 Kinder. Sein Herz schlägt für die Familie, für viele Musikstile, Reisen und Natur.