Ausbildung: Studierende berichten

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Institut für Musiktherapie Berlin

Von Dörthe Siegmund

 

Welche Zugangsvoraussetzungen gibt es?

Zu den Zugangsvoraussetzungen zählt persönliche Eignung, soziale Kompetenz und natürlich ein ausgeprägtes Interesse an der musiktherapeutischen Arbeit. Bewerbungsgrundlage ist das Beherrschen von zwei Instrumenten, wobei Stimme als Instrument gilt.

Welche Grundqualifikationen haben Sie?

Meine Instrumente waren am Tag des Ausbildungsbeginns Stimme und Klavier. Ich wurde unter der Bedingung aufgenommen, meine Kenntnisse auszubauen, da ich am Klavier noch nicht so weit fortgeschritten war. Abgesehen von den musikalischen Qualifikationen hatte ich bereits zwei Jahre Sonderpädagogik studiert und im Anschluss ein Studium der Germanistik und Romanistik auf Lehramt absolviert. Weil mir das Studium der Musiktherapie aber am wichtigsten war, wandelte ich das Lehramtsstudium in einen Bachelor um. Neben dem Studium arbeitete ich als Betreuerin mit Menschen mit körperlicher und geistiger Beeinträchtigung, dann als Lehrerin in Frankreich mit Kindern und Jugendlichen und später an einer Sprachenschule mit Erwachsenen.


Welche Motivation und welches Interesse haben Sie zu einer musiktherapeutischen Ausbildung geführt?

Die Idee zu dieser Berufswahl entwickelte sich aus mehreren persönlichen und beruflichen Gegebenheiten. Meine berufliche Ausgangsituation, war einerseits noch im Lehramtsstudium zu stecken und parallel in einem Beruf tätig zu sein. Ich war mit den inhaltlichen Strukturen an der Universität sehr unzufrieden. Die Einseitigkeit der Pädagogik und des Studiums allgemein, aber auch die reine Verwissenschaftlichung der Arbeit mit Menschen entsprach nicht wirklich mir. Mein Wunsch, mich beruflich zu verändern, verstärkte sich, aber bereits erworbene berufliche, praktische und studienbezogene Erfahrungen wollte ich nicht ganz verlieren. Die Idee, mich der Musiktherapie zu widmen, entstand in Gesprächen mit Freunden und Kollegen aus diesem Bereich. Mein musisches Interesse lag früher stärker im Tanzen, richtete sich dann aber schon länger auf das Singen. Mit dem Klavierspielen fing ich ziemlich spät an. Ich suchte nach einer beruflichen Verknüpfung von Musik und Arbeit mit Menschen, fand dies in der Musiktherapie und konnte so zusätzlich das Spannungsfeld Pädagogik und Psychologie neu für mich erleben.


Gibt es einen Aufnahmetest? Wenn ja, wie sieht dieser aus und welche Inhalte werden geprüft?

Auftakt zur Bewerbung war die Teilnahme an einer Beratungsveranstaltung, in der die Studieninhalte und -abläufe sowie die jeweiligen Eignungsmodalitäten erläutert wurden. Diese Veranstaltung gehört bereits zum Auswahlverfahren und ist somit nicht nur ein reines Informationsgespräch. Zusätzlich zu den allgemein üblichen Bewerbungsunterlagen muss jeder Kandidat einen ausführlichen reflektierten Lebenslauf einreichen. Der Bewerber soll sich darin mit seiner persönlichen Handschrift als Person und Persönlichkeit darstellen. Damit zeigt sich bereits symbolhaft eine Besonderheit des Instituts, welche im späteren Studienverlauf immer wieder auftaucht: die Betrachtung und Einbeziehung der „persönlichen Handschrift“ jedes Einzelnen.
Über die persönliche, musikalische und fachliche Eignung wurde dann mit Hilfe von Einzelinterviews und einer Überprüfung der musikalischen Kommunikationskompetenz entschieden. Letztere zielte u.a. auf Formen der Auseinandersetzung mit musikalischen Parametern und das Erkennen von musikalischen Funktionen in der Kommunikation anhand von Improvisationen. Es gibt also keine Instrumentalprüfung im Sinne einer technischen bzw. ästhetischen Bewertung eines Vortrages, vielmehr werden die Bewerber auf die genannten musikalischen Grundeignungen für den Beruf hin überprüft. Ein kurzer Theorietest sowie ein ausführliches individuelles Einzelgespräch bilden den Abschluss.


Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Regelstudienzeit beträgt vier Jahre und ist in acht Semester aufgeteilt.


In welcher Form findet die Ausbildung statt?

Dieses Studium ist berufsbegleitend ausgelegt. Das Hauptfach Musiktherapie findet einmal im Monat als Wochenendblock statt. Zusätzlich werden die Nebenfächer an einem Tag pro Woche von nachmittags bis abends unterrichtet. Ebenfalls fortlaufend finden über die gesamte Studienzeit das Praktikum (Hospitation, Assistenz, Therapie), die begleitende Supervision und Peergrouparbeit statt. Dafür sind noch einmal ca. 5 Stunden wöchentlich zu planen.


Welche Kosten fallen für die Ausbildung an?

Die monatlichen Ausbildungskosten belaufen sich insgesamt auf 205 Euro plus eine Prüfungsgebühr am Ende des Studiums von 950 Euro.


Wie finanzieren Sie das?

Die Finanzierung kann ich durch die Möglichkeit der berufsbegleitenden Ausrichtung gewährleisten. Bis vor ein paar Monaten habe ich noch an einer Schule gearbeitet. Jetzt, im letzten Studienjahr, bin ich bereits als Musiktherapeutin in einer Klinik tätig.

Welche Fächer gibt es und welche Methoden, Ansätze oder Konzepte der Musiktherapie stehen ggf. im Mittelpunkt?

Das Studium ist in Hauptfach Musiktherapie, diverse Nebenfächer und die Arbeit in der Peergroup unterteilt.
An den Hauptfach-Wochenendblöcken belegen wir folgende Inhalte:
Die methodenbezogene Selbsterfahrung.
Das Leitertraining ist zunächst in der eigenen Ausbildungsgruppe angesiedelt und zielt auf das Erkennen, Gestalten und Reflektieren von Prozessverläufen mit anschließender Supervision und Intervision.
In der Zielgruppendidaktik geht es um die Erarbeitung von Zugängen zu den Zielgruppen und um die Bildung metatheoretischer Ansätze zur Erschließung der jeweiligen Zielgruppe. Kennzeichnend dabei ist ein interdisziplinäres, verfahrenübergreifendes und methodenvielfältiges psychotherapeutisch fundiertes Vorgehen. Die Zielgruppendidaktik bereitet auf die Vielfalt der zu erwartenden musiktherapeutischen Realität umfassend vor, in dem wir lernen, den tatsächlichen Bedarf der jeweiligen Patienten selbst zu ermitteln und unter Berücksichtigung der jeweiligen Kontextbedingungen ein adäquates musiktherapeutisches Angebot zu entwickeln.
Das letzte Jahr gestaltet sich inhaltlich, methodisch und didaktisch aus einer Kombination der eigenen Erfahrungen und dem Wissenszuwachs. Hier geht es um die differenzierte subjektbezogene Selbsterfahrung im Zusammenwirken von Person und Funktion.
Nebenfächer sind: Medizin (Anatomie, Pädiatrie, Neurologie, Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Geriatrie, Narkomanie, Psychosomatik), Psychologie (Einführung in die Psychologie, Entwicklungspsychologie, Klinische Psychologie), Heilpädagogik, Musik (Musiktheorie, Gehörbildung, Musikgeschichte, Rhythmik, Instrumentenkunde), Musizierpraxis (Stimmbildung, Schlagwerk, Klavierimprovisation, Kammermusik, musikalisches Material für die Musiktherapie, Praxisanleitung Musiktherapie), Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten, Konsultation und Supervision.
Das Praktikum, als musiktherapeutisches Praxistraining angelegt, umfasst insgesamt 300 Stunden und wird vom Institut organisiert und begleitet.
In der Peergroup werden theorie-, prozess- und projektgeleitete Themen selbständig bearbeitet.


Welche Ausbildungsinhalte finden Sie am wertvollsten?

Für mich war das erste Studienjahr sehr entscheidend. Die Einbeziehung der „persönlichen Handschrift“ von Beginn an forderte in besonderem Maße heraus. Das ist etwas sehr Wertvolles und, wie ich finde, sehr Spezielles am Institut für Musiktherapie Berlin. Im Hauptfach profitierte ich insbesondere von der persönlichen Form der Ausbildung und dem damit verbundenen gemeinsamen Erleben, Austauschen, Umsetzen und Handeln. Sehr wertvoll empfand ich im weiteren Studienverlauf die Kombination aus den sich schrittweise angeeigneten praktischen Erfahrungen und den damit einhergehenden Supervisionen. Das hohe Maß an Selbsterfahrung – einschließlich innerhalb der musiktherapeutischen Praxis – ist und bleibt für mich von besonderem Wert.


Welche würden Sie sich zusätzlich noch wünschen?

Durch die bestehenden Ausbildungsinhalte innerhalb der Studienzeit fühle ich mich auf den Beruf gut vorbereitet. Im Hinblick auf das baldige Ende meines Studiums wünsche ich mir – über die im Haus angebotene Absolventensupervision hinaus – eine weitere Anbindung über andere Formen an das Institut.


Wie groß ist eine Seminargruppe?

Die Studiengruppen bestehen im Durchschnitt aus 10-15 Teilnehmern.

Von wie vielen DozentInnen und /oder LehrtherapeutInnen wird sie durchschnittlich betreut?

Im Hauptfach werden wir von bis zu vier lehrenden Musiktherapeuten betreut, wobei jede Seminargruppe über den gesamten Studienzeitraum einen Kernleiter hat. Die Nebenfächer werden von verschiedensten DozentInnen mit entsprechender Qualifikation und dem dazugehörigen didaktischen Hintergrund, also Musikwissenschaftlern, Psychologen, Medizinern und Heilpädagogen unterrichtet.


Welche Nachweise und Prüfungen muss man erbringen?

Für jedes Hauptfachwochenende muss eine Reflexion erfolgen. Im Hauptfach findet am Ende des zweiten Studienjahres eine Zwischenprüfung statt. Sämtliche Nebenfächer werden sukzessive über Klausuren und/oder mündliche Prüfungen abgeschlossen. Alle Praktikumsstunden müssen dokumentiert werden. Außerdem sind sechs ausführliche Therapieberichte gefordert. Des Weiteren sind zwei musiktherapeutische praktische Prüfungen abzulegen. Die musikalische Abschlussprüfung findet in Form eines öffentlichen Konzertes statt. Den Abschluss bilden eine mündliche Einzelprüfung im Hauptfach am Ende des vierten Studienjahres sowie die Verteidigung der Diplomarbeit.


Zu welcher Abschlussqualifikation führt die Ausbildung?

Musiktherapeutin mit privatrechtlichem Abschluss.

 

Ich heiße Dörthe Siegmund, 35, lebe in Berlin und studiere an der HUB Germanistik und Romanistik. Parallel dazu begann ich 2007 mit dem Musiktherapiestudium am Institut für Musiktherapie Berlin und bin jetzt im letzten Studienjahr. Seit März 2010 arbeite ich als Musiktherapeutin im Martin Gropius Krankenhaus in Eberswalde in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.