Editorial

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Von der Abwesenheit der Sanftmut

Nehmen wir das Gegenteil von Sanftmut, dann denken wir u.a. an Aggressivität. Nehmen wir sie wörtlich (lat. = aggredi = aufeinander zugehen), dann ist sie nur positiv und keine Liebeswerbung, kein Exkursionsexperiment kommt ohne sie aus. Wenn Menschen aber aufeinander losgehen, dann ist etwas lose geworden, hängt durch. Aggression zeigt sich dann destruktiv, brutal, gewalttätig, durch Gewalt in Gruppen und Großgruppen und im sublimeren Mikrokosmos einzelner Beziehungsnetzwerke wie Familie, wie Kollegen-Teams oder in Verbänden…
Und erst im Losgehen der Aggressivität erinnern wir uns an ihr zugehöriges Gegenteil, das die aufeinander zugehende Aggressivität voraussetzt: Die Sanftmut, Friedlichkeit, Versöhnung. Das einander Verstehen. Es ist wie mit der Gesundheit, an die wir erst denken, wenn sie abwesend ist (Gadamer).
Diese MuG widmet sich im Schwerpunktthema der Prävention und den Folgen, wenn wir ihr mit musiktherapeutischen Schritten begegnen, wenn wir auf Kinder, Jugendliche, Erwachsene, unglücklich Umgepflanzte im Altersheim zugehen mit Mitteln unserer Kunst als Therapie.
Allerlei andere Beiträge beziehen sich direkt oder indirekt auf das Thema unserer Gegenwart – bis hinein in die Kolumne von Thomas Stegemann, die „Spiele“ von Constanze Rüdenauer-Speck u.a.

Die immer wiederkehrenden Rubriken und ihre diesmaligen Autorinnen und Autoren (Praxisvorstellung, Klinikspaziergang, Studiengangsvorstellung usw. – bitte sichten Sie das Inhaltsverzeichnis) mögen wie vertraute Stützpfeiler unter der Brücke unserer Gegenwart wirken, auf der sich immer schneller und derzeit immer schwieriger Gegensätze überbrücken lassen.
Dazu gehören auch die Hochschulnachrichten, die Rezensionen, der Bericht über ein weiteres „Aus-Land“ und – diesmal noch zahlreicher aufgrund des Generationenwechsels etlicher Leitungen von Musiktherapie-Studiengängen – die Rubrik „Zur Person“.
Und eine „Laudatio zum 85. von Paolo J. Knill“ sowie zwei „Herzliche Adieus“ anlässlich der Verabschiedungen aus dem Amt an Eva Maria Frank-Bleckwedel, „meine“ langjährige Stellvertreterin und dann Nachfolgerin, und an Rosemarie Tüpker.
Guten Tag und gute Lektüre, liebe Leserinnen und Leser!

Hans-Helmut Decker-Voigt