Praxisvorstellung

Ein Blick in die „Praxis für Musiktherapie“ im Norden Berlins
Von Dörte Lange

In diesem Monat besteht die „Praxis für Musiktherapie“ im Berliner Stadtteil Pankow 20 Jahre lang. Das ist schöner Anlass, auf den Beginn zurückzuschauen und davon zu erzählen. Was als Experiment mit zwei Therapieeinheiten in einem ausgebauten Keramikstudio begonnen hat, um meinen Wunschvorstellungen für das eigene Berufsleben näher zu kommen, ist erst im Laufe der Jahre ein beliebter Ort im Stadtteil geworden.
Es muss Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts gewesen sein, dass ich als Heranwachsende beim Besuch meiner Großmutter einen Fernsehbericht über Musiktherapie ansehen durfte. Darin hat ein Musiktherapeut auf einem stoffumhängten Wasserbett von seiner Arbeit berichtet, getrommelt und Aufnahmen vom menschlichen Herzschlag vorgespielt. Ich erinnere mich noch gut an diese Stunde neben meiner Oma. Weitestgehend fernsehfrei aufgewachsen, beeindruckten mich die Bilder und Geschichten. „Wie wirkt Musik auf Menschen?“ hätte die Sendung betitelt sein können. Um Antworten auf diese Fragestellung zu finden, wollte ich seitdem unbedingt Musiktherapeutin werden. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Allerdings verlief mein Weg durch die Ausbildungs- und Arbeitswelt trotzdem nur über Umwege vom Maschinenbau zur Musiktherapie. Hierbei war die Musik etwas, das mich immer umgeben und begleitet hat. Angefangen mit den Wiegen- und Kinderliedern meiner Eltern und Großeltern, über live praktizierte Hausmusik und Üben der Instrumente in der Familie bis zum Klavierunterricht im Musikschulprogramm und während einer instrumentalpädagogischen Ausbildung. Dazu gehörten außerdem das Experimentieren am Klavier in einer Improvisationsband, Jazzunterricht, Musiktheorie, Rhythmik und das Studium Entspannungsproder vergleichenden Musikwissenschaft, Musiktherapie und der Musik in der Kindheit. Sogar die Auseinandersetzung mit den eigenen Kindern und ihrer musikalischen Sozialisation hat mir weiter viele verschiedene Herangehensweisen der Beschäftigung mit Tönen, Klängen, Geräuschen, Rhythmen und Instrumenten gezeigt. Das ist mein Handwerkszeug, welches mir täglich hilft, meinen Beruf auszuüben.
Gleich nach der vierjährigen Ausbildung, die sehr praxisorientiert ausgerichtet war und der staatlichen Prüfung für den „kleinen Heilpraktiker“ (die Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde
ohne Bestallung auf dem Gebiet der Psychotherapie) begann meine ambulante Tätigkeit als freiberufliche Musiktherapeutin. Verschiedene Honorarverträge mit Auftraggebern wie der Psychosomatischen Tagesklinik der Charité, einer Frühförderstelle, Wohnstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen und Senioren haben für die abwechslungsreiche Gestaltung der Arbeitstage gesorgt. Diese stundenweise Arbeitsorganisation ist nötig geworden, um Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren zu können. Erst als die Wege von einer ambulanten Stelle zur nächsten länger dauerten als die Musiktherapien selbst, musste sich etwas ändern. So kam es zur Raumsuche und schließlich zur Gründung der „Praxis für Musiktherapie“ in Pankow. Hierfür galt ein unumstößliches Preislimit für Miete und Nebenkosten. Da nur zwei meiner damaligen Klienten sich auf den Weg zu mir begeben konnten, arbeitete ich für die sichere Finanzierung meiner Idee vom eigenen Arbeitsort weiter parallel ambulant. Unweit von meinem Zuhause fanden sich in einem ehemaligen Keramik-Atelier die passenden Räumlichkeiten, die nur noch ausgebaut und schallgedämmt werden mussten. Dadurch ist die Atmosphäre genauso gut und störungsfrei, wie sie zu meiner Arbeitsweise passt. Schon damals wurden mir Fragen nach der Wirtschaftlichkeit gestellt. Was erwirtschaftet die Praxis für einen Gewinn, wenn nur einzelne Stunden in der Woche dort stattfinden? Fortbildungen, Urlaubs- und Krankentage, Absagen der Klienten bedeuten ein finanzielles Risiko. Das Finanzamt spricht schnell vom „Hobbybetrieb“ und begutachtet spätestens nach drei Jahren sehr kritisch die Einnahmen-Ausgaben-Aufstellung. Das ist der wirtschaftliche Anteil der Tätigkeit, den alle selbstständig freiberufl ich Tätigen von Anfang an im Kopf behalten sollten.
Mein musiktherapeutisch kreativer Arbeitsanteil beruht auf den Konzepten von Atmosphären, Ganzheitlichkeit, Spielen beziehungsweise Improvisationen und der Psychodynamik in
Veränderungsprozessen. Ich bin durch zahlreiche Fortbildungen spezialisiert auf die individuelle Begleitung einzelner Menschen in besonderen Lebenssituationen. Die Ausrichtung und die
musiktherapeutischen Methoden werden immer neu ausgewählt und dem Einzelfall entsprechend abgestimmt. Die konkreten Arbeitsweisen werden individuell angepasst. Der Plan
für meine Arbeit in den angemieteten Räumen knüpft an die laufende ambulante Tätigkeit an, die schon seit Jahren gut etabliert ist. Das heißt, dass Menschen aller Altersgruppen, die sich eine musiktherapeutische Begleitung wünschen, Kontakt zu mir aufnehmen können. In einem Erstgespräch werden Vorstellungen und mögliche Probestunden, Therapieziele genauso wie Therapiedauer, -ort und Honorar gemeinsam festgelegt.
Angeboten werden wie in der ambulanten Tätigkeit Musiktherapie, Instrumentalpädagogik und Frühförderung. Zusätzlich steht ein Klangstuhl zum Erlernen eines Entspannungsprogramms und zur Wahrnehmungsförderung in meiner Praxis.
In der Musiktherapie trete ich mit dem „Handwerkszeug Musik“ mit ihren vielen Facetten und verschiedenen Aspekten mit meinen Klienten in Beziehung, komme ins Gespräch oder zum Nachdenken. Es ist dabei möglich, neue Perspektiven zu eröffnen, zu improvisieren, zu Übungen zu motivieren, wahrzunehmen oder zu entspannen. Generell begleite ich Menschen in schwierigen Lebenssituationen, -phasen oder am Lebensende. Folgendes Fallbeispiel verdeutlicht das.
N. ist 5 Jahre alt, als ihre Mutter Suizid begeht. Kurz danach meldet ihr Vater sie für die Musiktherapie an, als Überbrückung in der Wartezeit auf eine Familienkur zur Trauerbewältigung. Im Vorgespräch erzählt er, die Familie hat gesammelt, um dem jüngsten Mädchen die Stunden zu ermöglichen, die ihr Zugang zu ihren Gefühlen verschaffen sollen. Ich überlege mir,
dass ich N. zeigen möchte, dass fürchterliche Dinge im Leben passieren können, es aber trotzdem erlaubt ist, weiter zu spielen, zu naschen, Quatsch zu machen, mal laut und mal leise zu sein usw. Hier geht es um Weiterleben, Selbstbestimmung und Variationen beim gemeinsamen Spielen zu eröffnen. Im Waldkindergarten, den N. besucht, wird selten musiziert. So ist es nicht verwunderlich, dass wir auf ihren Wunsch hin mit Ball- und Zahlenspielen beginnen. Diese lassen sich zwar gut auf Instrumente übertragen, aber das interessiert N. gar nicht. Man könnte meinen, sie mag Musikinstrumente nicht. Denn bei Ballspielen zeigt sie eine große Gefühlspalette. Ich bin so froh über meinen 1,5-kg-Ball, der durch sein Gewicht starke Ballbewegungen in Richtung Schaufenster verhindert und sowohl Staunen als auch Spielfreude erzeugt. Die ersten gemeinsamen Interaktionen mit Methoden der Musiktherapie entstehen, als N. den Geräuschemacher und das Mikrophon entdeckt. Wir erfinden die schauerlichsten Geschichten, spielen mit Stimmlagen, lautieren und benutzen immer abwechselnd den kleinen Generator. Das löst die unterschiedlichsten Stimmungen, Kommentare und mimischen Veränderungen aus. N. erlaubt eine Ton-Aufnahme, die sie sich später zu Hause mit ihrer Hörspielbox anhören kann. In der kommenden Woche beginnt die Familienkur und die Kurzzeitintervention endet mit wilder, lebensfroh klingender Disco-Musik. (Hörbeispiel 1)

Wenn Instrumentalunterricht am Klavier gewünscht wird, zu dem Menschen verschiedenen Alters mit oder ohne Vorkenntnisse oder mit Beeinträchtigungen kommen, beschäftigen wir uns gemeinsam mit Klaviermusik. Meine Aufgabe ist in diesem Fall, mittels verschiedener Methoden das aktive Musizieren am Klavier zu unterstützen und Musik zu vermitteln. Das musiktherapeutische Potential dieser Herangehensweise ist nicht zu unterschätzen. Das folgende Beispiel erzählt davon.
Nachdem Herr O. im Alter von 50 Jahren mehrere Schlaganfälle erlitt, die eine plötzliche Erblindung zur Folge hatten, fragt seine Familie an, ob es möglich wäre, für ihn in der Musiktherapie Klavierunterricht als Anregung in seinem „neuen Leben“ nach der Reha im Krankenhaus zu buchen. Er hätte schon immer Klaviermusik gemocht und aus beruflichen Gründen nie Zeit dafür gehabt. Jetzt hat die Familie ein Stage-Piano besorgt, nachdem ein Neurologe mittels Griffen auf einer Klaviatur erste Tests mit ihm durchgeführt habe und Herr O. immer wieder bat, weitere Tests so durchzuführen. Zu Beginn der darauffolgenden Musiktherapie ließ ich mir Lieblingsmusiken nennen. Es waren viele Musikstücke aus dem Bereich „New Klassik“. Diese lassen sich dank vieler Wiederholungen sehr gut mit wenigen Griffen spielen lernen. Außerdem stellte sich schon beim Erstkontakt heraus, dass er über ein absolutes Gehör verfügt. Das gemeinsam festgelegte Ziel lautet „Gedächtnistraining mittels musiktherapeutischen Instrumentalunterricht“. Manchmal wurde ich bei den Hausbesuchen mit folgendem Satz begrüßt: „Heute wirst du staunen, ich habe einen völlig neuen Klang auf meinem Klavier gefunden“. Ich ließ mich dann von Drei klangsumkehrungen, Sus-Akkorden oder anderen kleinen Abweichungen vom gerade aktuell geübten Griffmuster und von seiner Freude an deren Entdeckung überraschen. Wir versuchten gemeinsam hörend, das Neue zu beschreiben und danach spielten wir improvisierend und transponierend gemeinsam. Gleichzeitig wurden die verschiedenen Wahrnehmungen beim Hören sehr deutlich. Nach und nach entwickelte sich die Beschäftigung mit seinem neuen Instrument zur Musiktherapie. Denn der plötzliche Verlust des gewohnten Lebens, die Ängste und Abhängigkeiten konnten immer häufiger thematisiert werden, was zur Krankheitsbewältigung beiträgt. Heute liegt sein Fokus auf dem Umorganisieren des Alltags. Das Klavierspiel ist dabei eine feste Einheit geworden.

Frühförderung wird in Deutschland oft mit musikalischer Früherziehung oder Begabtenförderung verwechselt. Mein Angebot zur ganzheitlichen heilpädagogischen Frühförderung richtet sich an Kinder und ihre Familien, die beeinträchtigt sind und zwischen 0 und 6 Jahren einen gesetzlich festgelegten Anspruch auf diese frühe Hilfe haben. Oft reagieren diese Kinder sehr auf musikalische Anreize, die ein gutes Mittel sind, um Potentiale sichtbar zu machen, die Sprachproduktion und -entwicklung anzuregen und gemeinsame Aktionen in den Familien zu unterstützen.

Zweimal in der Woche sitzen Mütter mit ihren Kleinkindern mit verschiedenen Diagnosen der Autismus-Spektrumsstörung für eine Musiktherapie in der Praxis. Sie haben viel Therapieerfahrung und wollen unbedingt gemeinsam mit ihren Kindern in die Praxis kommen, was ihnen im SPZ verwehrt wurde. Für mich ist die Teilnahme der Eltern kein Problem, obwohl ich sehr unter Beobachtung stehe. Viel schwieriger finde ich, die Aufmerksamkeit zu teilen, weil die anwesenden Geschwister oft überschwänglich und schnell für parallele Aktionen sorgen. Andererseits habe ich jederzeit Gelegenheit, auf Momente gemeinsam gerichteter Aufmerksamkeit, Interaktionen und Entwicklungsschritte hinzuweisen. Alle Eltern bekommen Spielideen, Situationslieder, die Stunden voll Musik und für einen Moment mit etwas Abstand eine andere Sicht auf ihr besonderes Kind. Das kann die Familien in ihrem Zusammensein stärken. Manchmal erzählen mir die Eltern, dass die Kinder mit ein paar Tagen Verzögerung ein Bewegungslied nachspielen, auf einmal zu Musik tanzen oder doch noch zum extra besorgten Soundbuch greifen. Dieses Feedback bestärkt mich in meiner Arbeit. Auch wenn die Wirkung der Musiktherapie nicht immer offensichtlich ist, versuche ich sehr, auf alle nonverbalen Zeichen zu achten, die mir zeigen, mit welcher Intensität ich meine therapeutischen Angebote durchführen kann und wann es an der Zeit ist, eine Pause einzulegen oder die Musik zu beenden.

Es gibt aber auch Interessierte, die ich wegschicken muss. Hierzu gehören alle Menschen, die erwarten, dass die Behandlungskosten von einer Krankenkasse übernommen werden. Traumatisierte Menschen und akut Erkrankte verweise ich an Spezialisten.
Gäste, die in Fortbildungen etwas zur Musiktherapie erfahren wollen oder um Feedback bitten, bereichern den Praxisalltag mit ihren Einbringungen. Mein eigenes Spektrum an Ideen wird im gegenseitigen Austausch erweitert. Hier könnte ich von Projekttagen einer freien Schule berichten genauso wie von einer Trommel-Materialforscherin, die neuartige Membranen für Trommeln im Einsatz filmen wollte. Kürzlich haben Therapie-Instrumente-Entwickler aus Asien ihre Innovationen vorgestellt. Ab und zu wird die Praxis zum Treffpunkt für Familienangehörige, Klienten oder die Regionalvertretung des Berufsverbandes, die sich treffen möchten. Hierfür gebe ich gerne die Gelegenheiten.
Während der Corona-Pandemie und in den vergangenen zwei Jahren gab es mehrere Monate, in denen nicht klar war, ob der Praxisbetrieb weiter gehen kann. Veränderungen waren unumgänglich geworden, denn mein Vermieter hat zwei Jahre Bauarbeiten zur Gebäudesanierung angekündigt. Schon in den ersten Wochen der Sanierung stellte sich heraus, dass der Lärm der Arbeiten die Musiktherapien übertönt. Die Konsequenzen waren: ein auslaufender Mietvertrag, die längere Suche nach geeigneten neuen Räumen, großes Aufräumen, die Abwägung von Umzug oder ausschließlich ambulanter Tätigkeit, die Umstellung auf Hausbesuche, einige Treffen mit anderen kooperationsbereiten Therapeuten und letztlich die Anmietung und der Ausbau neuer Räume. Nach dieser schwierigen Phase haben sich zu meiner Überraschung wirklich alle im neuen Standort wieder eingefunden.
Jetzt liegen die gut erreichbaren Räume lichtdurchflutet an einer belebten Straßenecke und sind gut sichtbar. Gerade nach den längeren Arbeitstagen stehen immer wieder Passanten mit Fragen an der offenen Tür, während ich lüfte oder dokumentiere. Sie wollen dann beispielsweise wissen, was unter Musiktherapie zu verstehen ist. Für diesen Fall erkläre ich extra mit einfachen Worten, dass ich anbiete, sich bei der Beschäftigung mit Musik selbst kennenzulernen und weiterzuentwickeln, ins Gespräch zu kommen oder neue Erfahrungen zu sammeln. Manchmal fragen Leute, ob sie mal kurz etwas ausprobieren oder ansehen dürfen, denn eine Flairdrum (Hörbeispiel 2) oder RAV Vast (Hörbeispiel 3) lassen sich ja kaum im öffentlichen Raum finden und bespielen. Das lässt sich meist unkompliziert ermöglichen.

Wenn jemand seinen Termin vergisst oder zu kurzfristig absagt, muss ich warten. Dann eröffnen sich in den ungeplanten Pausen gedankliche Freiräume. Themen, die ich gerne in meine
Arbeit einbinden möchte, fallen mir wieder ein. Ob sich gemeinsame Stunden mit jüngeren und älteren Menschen initiieren ließen? Würden beide Seiten davon profitieren, wie beim Weihnachtssingen der Kita im Seniorenheim? Wie könnte ein musiktherapeutisches Gruppenangebot zur Stärkung von Resilienz und Zuversicht konzipiert sein? Welche Kooperationen sind möglich, um die steigenden Kosten zu bewältigen? Andere Fragen, die mich beschäftigen, sind: „Wie gerecht ist es, Musiktherapie nur auf Privatrechnung anzubieten?“ oder „Werde ich weiter praktizieren können, wenn einmal etwas schief geht?“ – hier meine ich keine Wasserschäden oder andere Widrigkeiten im Alltag, sondern Behandlungsfehler oder neue Reglements. Auch ohne ganz eindeutige Antworten darauf zu finden, machen mich diese Fragen achtsam. Beim Nachdenken stelle ich fest, dass der Praxisbetrieb wie so vieles im Leben eine „Sonnenscheinrechnung“ ist. Denn es ist nicht möglich, sich gegen alles abzusichern, was die berufliche Tätigkeit unterbrechen könnte. Bis jetzt hatte ich genügend Kraft, Gesundheit, zahlwillige zufriedene Klienten, ein buntes Leben als Ausgleich für anstrengende Stunden, viele Menschen zum fachübergreifenden Austauschen sowie professionelle Inter- und Supervisionen, also sehr viel Glück. Ich hoffe, als Musiktherapeutin noch eine Weile dieser für mich schönen, sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen und die Wirkungen von Musik auf Menschen miterleben zu können.

Dörte Lange
Viele Jahre freiberuflich selbständige Musiktherapeutin, vom Berufsverband DMtG zertifiziert. Heute beruflich in eigener freier Praxis in Berlin-Pankow, ambulant für ganz verschiedene Institutionen und ehrenamtlich unter anderem für das Team der Regionalvertretung Berlin-Brandenburg tätig.
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Schwerpunktthema I

Veränderungen und Übergänge – ein zusammenhängendes Paar
Von Petra Jürgens

Übergänge markieren Trennungen, indem sie verbinden. Trennungen wiederum markieren Übergänge, indem sie verschieben.
Das Leben ist von steten Veränderungen, Übergängen und Wandlungen geprägt, womit es umzugehen gilt. Die Ambivalenz zwischen den Wünschen, Altes, Vertrautes, Bekanntes zu bewahren und/oder sich auf Neues, Unbekanntes einzustellen, prägt unser aller Leben. Damit ist eine Spannung verbunden, mit der wiederum jeder Mensch zunächst auf seine Weise umgeht.
Gleiches gilt für Gesellschaften. An den gerade stattgefundenen Europawahlen lässt sich beobachten, dass viele Menschen zwar die Notwendigkeit grundlegender Veränderungen irgendwie akzeptieren. Gleichzeitig spüren diese Menschen Unruhe und Furcht, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt und wie sie damit in Resonanz gehen können.
Deshalb haben gerade jene Parteien große Zustimmung erhalten, die drohende Gefahren kleinreden und den Änderungsbedarf herunterspielen. Hohe Ablehnung erfuhren hingegen diejenigen Parteien, die an der Dringlichkeit von Reformen angesichts drohender Katastrophen festhalten.
Diese Mischung von Einsichten, Verunsicherungen, Ängsten, Verdrängungen und blinder Hoffnung ist eine große Herausforderung, die sich nur durch Gespräche und neue Zuversicht schaffende Erfahrungen auflösen lässt. Politik darf nicht belehrend und in der Siegerpose daherkommen, sondern muss glaubwürdig die Dilemmata und Alternativen beschreiben, die konkreten Entscheidungen begründen und Mut machen, dass Veränderungen und Übergänge zu bewältigen sind.
Aus verschiedensten möglichen Betrachtungsweisen heraus konzentriere ich mich in diesem Beitrag auf Übergänge und Wandlungen in individuellen Entwicklungen, Erlebensräumen und Erlebnisinhalten. Dafür wähle ich phänomenologische, philosophische und morphologische Zugänge.
Was veranlasst mich, ausgerechnet mit einem Blick auf Paarbeziehungen zu beginnen?
Für alle Individuen sind Beziehungsfragen zentral. Gerade hieran lässt sich zeigen, dass sie immer auch von Veränderungen und Übergängen gekennzeichnet sind. Die gute Nachricht vorweg: Nicht jede Ehe muss geschieden werden! Aber wie stellt man es an, wenn es so gar nicht mehr ist, was es einmal zu werden versprach?

Übergänge unterbrechen Lebensläufe, lösen Menschen aus gewohnten Zusammenhängen, verändern Rollen, Beziehungen und gehen einher mit Wandlungsvorgängen und Neuerfindungen hinsichtlich eigener Identitäten.

Wer kennt den Zustand nicht – am Anfang einer Beziehung ist das Glück der Zweisamkeit „unfassbar“ im Sinne von unglaublich schön, und die damit Beschenkten wünschen sich nichts mehr, als für immer in dieser Seligkeit zu verbleiben. Die Frage ist nur: Wie geht es weiter, wenn das Glück auf ganz andere Weise unfassbar, nämlich nicht mehr haltbar oder ungreifbar wird?
Paare kommen in die Beratung, wenn sie von dem Gefühl begleitet sind, sich „auseinandergelebt“ zu haben, sich nicht mehr verständigen oder verstehen zu können, wenn aus dem einstigen Liebeswalzer zu zweit ein Tango zu dritt geworden ist und/oder wenn durch veränderte Lebensumstände alles entzaubert zu sein scheint. Zumeist haben sich die Beteiligten bei ihrer eigenen Sinnsuche bereits gehörig verlaufen, bevor sie auf die Wiederverzauberung unter Mithilfe einer Therapeutin hoffen. Wohin könnte die Reise führen – zurück in harmonische Gleichklänge oder doch besser in die Anerkennung eines auch von Dissonanzen begleiteten Miteinanders? Die Aufgabe bestünde dann in der Gestaltung einer reifen Konfliktgemeinschaft.
Wo dies gelingt, braucht sie natürlich nicht nur das Anerkennen, Austragen und Aushalten von Differenzen, sondern auch die sie tragende Gemeinschaft und das tiefe Bewusstsein von Zusammengehörigkeit, das auch seinen Ausdruck findet in Zeiten der Harmonie und Freude aneinander. So ist gelingende Partnerschaft immer ein fortwährender Wechsel solcher Gefühls- und Bewusstseinszustände.
Veränderungen und die von ihnen verursachten Übergänge werden – wie dargestellt – von den einzelnen Individuen sehr verschieden erlebt und verarbeitet. Das hängt beispielsweise ab von der jeweiligen Ich-Stärke, vom Selbstbewusstsein, von Offenheit, von eingeübter Flexibilität und von der Bereitschaft, auf Neues zuzugehen.
Jeder Mensch braucht jedoch auch Ruhe, um bei sich selbst bleiben oder neu ankommen zu können. Veränderungen können überfordern und den Übergang zu einer Krise werden lassen, die das Ich gefährdet.
So hängt die Fähigkeit, Übergänge bewusst zu gestalten auch davon ab, wieweit der Einzelne fähig und bereit ist, sich bewusst mit derartigen Herausforderungen auseinanderzusetzen, sie zu analysieren und sich gegebenenfalls helfen zu lassen.

Wir sind eingeladen, unser selbst geprüftes
Leben zu leben.

Die Bereitschaft, Gewohntes infrage zu stellen und sich neuen Verhältnissen flexibel anzupassen, basiert auf einer versöhnlichen Aushandlung zwischen Selbstbehauptung und Neugestaltung der Verhältnisse. Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeitserwartungen können in einem solchen Klima gut gedeihen.
Unsichere Menschen mit geringer Ich-Stärke haben hingegen vielfach Mühe, Übergänge nach Veränderungen selbst zu gestalten und sich selbst darin treu zu bleiben. Sie bedürfen dann einer Hilfe von außen.
Jeder Mensch lebt in Wechselspielen zwischen geregelten Abläufen und Improvisationen. Um in dieser Spannung im Gleichgewicht sein zu können, bedarf es eines Einübungsvorganges, der bereits in der kindlichen Entwicklung beginnt und im weiteren Erziehungsprozess gesteuert wird. Derartige Spannungen reflektiert zu gestalten und zu einem immer neuen Fließgleichgewicht zu bringen, bleibt in den wechselnden Stadien des Lebens beständige Aufgabe.
Angesprochen ist an dieser Stelle die Fähigkeit, nach Veränderungen ein neues, an die andersartigen Verhältnisse angepasstes Regelwerk zu etablieren. Improvisationsfähigkeit erleichtert dabei die Bewältigung von Veränderungen und die Gestaltung von Übergängen. Interesse am Neuen, am Unbekannten, an anderen Menschen und ihren Erfahrungen bereichert das Leben und erleichtert es, Veränderungen zu verarbeiten und Übergänge zu gestalten.
Von zentraler Bedeutung ist der Wille, auch in Veränderungsphasen Subjekt zu bleiben, also jemand, der Verantwortung für sich und die Verhältnisse übernimmt. Alles, was das Ich stärkt, die Autonomie und Selbstwirksamkeit erhöht, stärkt auch die Kräfte zur Bewältigung von Veränderungen und damit die Fähigkeit zur Gestaltung von Übergängen. Zwar muss das Ich diese Situationen bewältigen, aber es ist nicht allein auf sich gestellt. Die Reflexionen geschehen zumeist über Dialoge und führen zu Stärkungen durch den sozialen Halt.
Wo Veränderungen und Übergänge nicht nur allein, sondern in sozialen Verbänden und Gemeinschaften verkraftet und gestaltet sein wollen, braucht es gemeinsame, diskursive (offene und öffentliche) Verarbeitung inklusive strittiger Auseinandersetzungen darüber. Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass der Einzelne sich in seiner individuellen Erfahrung wahrgenommen und anerkannt fühlt und anerkannt weiß, befähigt ist oder befähigt wird, aktiv am Diskurs und an der gemeinschaftlichen Verantwortung für die Neugestaltung teilzunehmen. Das Gleiche gilt für die Strategien der Bewältigung und der Gestaltung neuer Regelwerke, um für die Gemeinschaft/den Sozialverband ein „Ankommen“ in den neuen Verhältnissen zu ermöglichen.
Wenn es auch grundsätzlich gilt, dass das Leben ständig im Wandel befindlich und damit von Übergängen geprägt ist, so gibt es doch im Lauf der Biografien für jeden Menschen vorgegebene Abläufe und Übergänge. Die Entwicklungspsychologie hat die verschiedenen Phasen von Kindern und Heranwachsenden intensiv erforscht und die damit verbundenen Herausforderungen der Ich- und Welt-Entdeckung für jeweilige Individuen vielfach beschrieben. Auch hier gilt: Die allgemeinen Anforderungen der Orientierung und Herausbildung von Identität werden von jedem Einzelnen letztlich auf unverwechselbar persönliche Weise bewältigt.

Wenn Übergänge der Beliebigkeit unterworfen sind, macht alles keinen Sinn.

Wir alle sind Beziehungswesen, und so ist die Begleitung, die junge Menschen in dieser grundlegenden Phase erfahren, von entscheidender Bedeutung für deren Ich-Werdung auf dem weiteren Lebensweg.
Auch in späteren Zeiten ergeben sich oft vergleichbare An- und Herausforderungen. Dazu gehören Phasen, in denen beispielsweise aus einem Liebespaar mit der Geburt eines Kindes eine Familie in klassischem Sinne wird. Später wiederum, wenn die Kinder aus dem Hause gehen, verändert sich die Lebenssituation der Eltern wieder grundlegend.
Die elterliche Beziehung will dann neu gedacht und gestaltet sein. Nicht selten stellt sich dann auch die Frage, ob beide Elternteile das und sich überhaupt noch wollen. Ähnliches ereignet sich, wenn die Partnerin oder der Partner nach beruflich starker Beanspruchung in den Ruhestand tritt. Auf solche vorhersehbaren Situationen bereiten sich viele Paare ganz bewusst vor und entwickeln miteinander Strategien, um derartige Übergänge nicht zu einer Belastungsprobe für die Beziehung werden zu lassen. Gleichwohl gilt hier wie immer, dass die Vorbereitung darauf und das Eintreten der Situation selbst dann noch einmal sehr unterschiedlich erfahren werden kann.

Genau in dem Moment, als die Raupe dachte, die Welt geht unter, wurde sie zum Schmetterling.

Für jeden genauso vorhersehbar ist der Tod – zum einen mit Blick auf sich selbst, zum anderen in der Vorstellung des Verlustes von anderen. Im ersteren Fall ist es schon die Frage, ob hier die Rede von einem Übergang überhaupt angemessen ist. Hier fällt mir ein viel zitierter Sinnspruch meiner Großmutter ein: „Genau in dem Moment, als die Raupe dachte, die Welt gehe unter, wurde sie zum Schmetterling.“ Das ist aus mehreren Gründen interessant.
Subjektiv erlebt die Raupe es als ein Zu-Ende-Gehen, als ihr Ende. Und doch ist es ein neuer Anfang! Im Draufblick weiß jeder, aus einer Raupe wird ein Schmetterling. Objektiv ist es daher der vorhersehbare Übergang von der einen zur anderen Daseinsform.
Analog lässt sich nach christlichem Verständnis das Verhältnis von irdischem und ewigem Leben beschreiben:
Subjektiv geht das irdische Leben mit dem Tod zu Ende. Dem Glauben folgend ist der Tod jedoch der Übergang ins ewige Leben bei Gott.
Die Übergänge des Lebens – unabhängig davon, ob jeder auch den Tod, das Ende des irdischen Lebens, als Übergang verstehen kann oder möchte – betreffen nun nicht nur die verschiedenen Phasen des Lebens, sondern das Dasein überhaupt. Die Bibel spricht davon, dass Gott den Menschen zu seinem Ebenbild schuf.
Philosophen haben die Freiheit als die Bestimmung des Menschen beschrieben. Beiden Bestimmungen ist immanent, dass es den Menschen zum Menschen macht, das eigene Leben selbst zu verantworten oder – wie man umgangssprachlich sagt – selbst in die Hand zu nehmen. Hannah Arend spricht vom „Anfangen“ als einer zentralen Dimension der Freiheit. Neues zu suchen und zu gestalten, sich und die Welt auf Zukunft hin zu entwerfen und diesem Entwurf zu folgen, gehört wesentlich zum Menschen. Die konkreten Motive und Ziele werden jeweils sehr verschieden sein – aber zu jedem Menschen gehört dieses Aufbrechen, Anfangen und ins Offene-Schreiten. Das gilt sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft und jede wie auch immer geartete Gemeinschaft. Im Verharren liegt immer schon das Ende. Die Zukunft ist mit dem Aufbrechen verbunden, mit notwendiger Veränderung, um Zukunft nicht zu verspielen. Angesichts der globalen Gefahren der Klimaveränderungen ist uns das mehr als früheren Generationen bewusst. Aber auch im Individuellen gibt es immer wieder jenes Gefühl, dass Zukunft nur im Ausbrechen zu gewinnen ist – durch Trennung in einer erstickenden Beziehung, durch Wechsel des Berufs oder sonst einer zerstörerischen Situation. Jeder könnte hier Beispiele nennen.
Neben solchen selbst in Angriff genommenen Veränderungen gibt es ja aber auch Veränderungen, die durch Schicksalsschläge verursacht sind. Da trifft etwas jemanden wie ein Blitz – und mit einem Male ist alles anders. Das kann etwas sehr Schönes sein, zum Beispiel eine plötzliche große Liebe. Da eröffnen sich neue Räume und Welten und alles erscheint in einem neuen Licht. So werden immer wieder – in der Bibel und bis heute – auch Bekehrungserlebnisse beschrieben.
Alle kennen aber auch Schicksalsschläge, die Betroffene in eine große Schockstarre versetzen, weil das bis dahin gelebte oder als sicher geglaubte Leben ein plötzliches Ende erfährt. Sei es der Tod eines nahen Menschen, ein Unfall oder schwere Behinderung – der Varianten sind viele.
Wenn neben uns „jemand“ stirbt, sind wir betroffen, und wenn dieser „jemand“ dann auch noch ein Mensch ist, der uns sehr nahe war und so viel bedeutete, dann fühlt es sich zuweilen an, als würde unser eigenes Leben unweigerlich in einen totalen Stillstand geraten sein. Wer und was soll da trösten können? Ich selbst möchte in solchen Situationen einfach nur gern die Betroffenen in den Arm nehmen und sie halten – mehr weiß ich bis heute in konkreten Situationen erst einmal nicht zu tun. Irgendwann las ich sinngemäß bei Balzac, dass jeder Mensch mindestens zweimal leben würde – zuerst in der Wirklichkeit und dann in der Erinnerung. Und die alten Indianer sagen, Tote seien nicht tot, solange sie in unseren Herzen weiterleben. Beide Gedankengänge sind mir in Trauerprozessen immer hilfreich: emotional nur sehr schwer verkraftbar, aber eben auch – und genau das wird bei allem Kummer geschafft (!) – eine ganz besonders ehrende Form des Abschiednehmens. Traurigkeit gehört zu jedem Verlust, und wir können Traurigkeit zugleich wie eine Art Pause vom Fröhlichsein in dem Wissen sehen und verstehen, dass die Lust am Leben irgendwann wiederkehrt. Und erst recht nach so tiefen Einschlägen kommt sie zumeist sogar in einer viel intensiveren Form zurück, weil Übergänge dieser Art oft stiller, sensibler und dankbarer entdeckt und angenommen werden.
Es ist zumeist erst einmal schwer zu akzeptieren, wenn die Welt (und damit auch das eigene Leben) aus den Fugen geraten ist und dass es kein Zurück gibt. Doch was „gibt es“? Schon die Formulierung stimmt nicht. Die Zukunft „gibt“ es nicht – sie wird völlig neu sein, muss erfunden, neu gedacht, gelebt und gestaltet werden. Gerade in einer solchen Situation gilt noch grundsätzlicher als es auch sonst schon stimmt: Wir können uns im Rückblick besser erkennen – aber nur nach vorn leben.
Nicht jeder schafft es, nach einem so grundlegenden Absturz neu anzufangen, weil zum Beispiel die innere Kraft dazu fehlt oder umfassende Orientierungslosigkeit vorübergehend Besitz von Trauernden ergriffen hat. Für so grundlegende Veränderungen gilt, dass sie erst begriffen sein wollen – das braucht vor allem Zeiten der Stille und ermutigenden Beistand.

Freiheit muss in uns selbst sein, sonst ist es keine Freiheit!

Ich möchte nun noch einmal die Perspektive wechseln – von den zuletzt im Zentrum stehenden individuellen hin zu gesellschaftlichen Fragen, denn gerade in diesem Jahr drängt sich hier einiges auf.
35 Jahre nach den Ereignissen, die viele „die politische Wende“ nennen, richtet sich der Blick in ganz Deutschland wieder auf die ostdeutschen Bundesländer. Vor dem Hintergrund der aktuellen Wahlen wird wieder neu danach gefragt, was im Osten unseres Landes mit dem „Umsturz 1989“ und in den folgenden Jahrzehnten falsch gelaufen sein könnte.
 Wir haben es hier mit einem gesellschaftlichen Übergang zu tun, der offensichtlich nicht wirklich bewältigt wurde und darüber hinaus zu einer sehr anderen gesellschaftlichen Mentalität und Grundhaltung geführt hat, die heute zu mehr Fragen führt als zu Antworten. Blicken wir zurück auf das Jahr der rasanten Übergänge:
Ich erinnere noch allzu gut, dass die Zahl der Wiedervereinigungsbefürworter in der DDR zwischen November 1989 und Anfang Februar 1990 von 48 % rasant auf über 80 % anstieg, das heißt, die breite Mehrheit wollte die Einheit – auf schnellstem Wege. Die vermeintliche Zusammengehörigkeit beider deutschen Gesellschaften („des großen und des kleinen Bruders“) sollte sich recht schnell als überhaupt nicht selbstverständlich erweisen.
Tatsächlich haben beide Seiten (Ost und West) nicht nur die materiellen und finanziellen Implikationen dieser „Wiedervereinigung über Nacht“ vollkommen unterschätzt, sondern ebenso wenig die sozialpsychologischen Auswirkungen des Vereinigungsprozesses bedacht. So wurde gerade den Ostdeutschen ja nicht nur im Schnellverfahren eine Verabschiedung von ihrer bisherigen Lebens- und Berufsbiografie abverlangt, sondern zugleich eine enorme Umstellungs- und Anpassungsleistung an ein neues – ihnen bis dahin fremdes – System, das sich eben nicht nur durch den erwarteten materiellen Wohlstand und Warenüberfluss auszeichnete. Sehr bald – und bis in die Gegenwart hinein – empfanden und bewerten viele Ostdeutsche die Marktwirtschaft als bedrohlich und/oder ungerecht und waren bzw. sind nachträglich der Meinung, die Westdeutschen hätten die DDR im Kolonialstil erobert. Das Erleben, „Bürger zweiter Klasse“ zu sein, besteht auch heute noch in weiten Teilen.
Auch wenn wir es vielleicht gern anders sehen würden, müssen wir doch anerkennen, dass die Wiedervereinigung von 1990 für Ostdeutschland kein geglückter Übergang war und die Prägungen in unterschiedlichen Gesellschaftssystemen bis in die Gegenwart nachwirken.
Nicht jeder – und dies gilt für Ost und West gleichermaßen – konnte die mit der Wiedervereinigung verbundene Anpassungsleistung bewältigen und als konstruktive gemeinsame Entwicklungsmöglichkeit auffassen, und entsprechend anders gehen Ost- und Westdeutsche heute noch mit ihrer Geschichte und der Aktualität um.
Dass ein „Sich-Zusammenfinden“ von Ost und West schwierig sein würde, war also nachträglich betrachtet absehbar. Immerhin trafen (und treffen) – zugespitzt formuliert – eine bis dahin praktizierte Gesetz- und Ordnungskonzeption und ein heiterer Anarchismus aufeinander. Wer macht was wie und warum? Diese nach der Wiedervereinigung oft gestellte Frage hätte wohl besser lauten sollen: Wissen wir eigentlich, wovon wir reden? Gewissermaßen, so möchte man resümieren, blicken die Ost- und Westdeutschen auch heute noch in ihrer Identitätswahrnehmung in ein die jeweilige historische Vergangenheit und Gegenwart verzerrendes und unliebsames eigenes Spiegelbild. Dies zu erkennen und damit konstruktiv umzugehen wäre vielleicht für beide Seiten – also hüben wie drüben – ein Weg zu einer wirklich gefestigten gemeinsamen deutschen Identität.
Abschließend greife ich noch auf eine Grundsatzfrage zurück. Es ist jene nach der Identität in den Übergängen, also nach dem ganzen Ich.
Jeder erwachsene Mensch entdeckt an sich in der Begegnung mit anderen oder in veränderten Lebenssituationen immer neue Seiten an sich selbst. Das können erfreuliche Seiten sein, die zur Bereicherung des Lebens beitragen. Ebenso können sich in diesen Vorgängen Facetten einer Person offenbaren, die anzuerkennen sie sich selbst schwertut. Dabei bleibt erst einmal wieder offen, wie der Einzelne jeweils damit umgeht.
In besonders herausfordernder Weise stellt sich diese Frage nach dem eigenen Ich zum Beispiel nach Erkrankungen mit dauerhaften Schädigungen. Was geschieht, wenn ein „Zurück in alte Zeiten“ keine Option mehr ist? Wie erleben es Betroffene, wenn anstelle von Wiedererlernen nur noch Neuerlernen möglich ist?
Betroffene sehen derlei Umstände zunächst einmal als Entfremdung von sich selbst, was mit Scham- und Schuldgefühlen einhergeht. Gerade in solchen Situationen offenbart sich das Leben als ein „Ins-Offene-Sein“.
Was verändert sich im Übergang? Worin bleibe ich mir gleich? Worin bleibt sich das „Es“ gleich? Wie kann ich mein Selbst durch neue Entfaltung erhalten?
Fragen wie diese erweisen sich immer wieder als lohnenswerte Selbstverortungen auf Wegen zu neuen Horizonten.

Zum Mitmachen

Kleine Hilfen mit Atem, Bewegung und Stimme
Sabine Rittner

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
In dieser Ausgabe möchte ich Sie im Sinne des Schwerpunktthemas zu einer Erfahrungssequenz einladen, in der Altes, Überholtes gereinigt und Neues, Ersehntes hörbar und spürbar visioniert wird. Es handelt sich um eine Übungsfolge, bei der Atem, Stimme, Körper, Bewegung, Emotionen und innere Bilder involviert sind. Damit bei einem Übergang Raum für Neuanfang oder Weiterentwicklung entstehen kann, ist es sinnvoll, zuvor die längst überfälligen Altlasten zu „entrümpeln“, sich von ihnen zu lösen und sie ziehen zu lassen.
Was Sie benötigen:
–– etwa 45 Minuten störungsfreie Zeit
–– einen Raum mit viel Platz am Boden
–– zwei Seile, etwa 2 m lang
–– ein großes Blatt Malpapier (A2)
–– Wachsmalstifte
–– eine Matte und eine Decke
Diese Übungssequenz kann sowohl alleine als auch unter Anleitung in der Gruppe durchgeführt werden.

1. Einstimmung (2 Min.)
–– Legen Sie zwei Seile im Abstand von etwa 1 m als parallele Linien in die Mitte des Raumes, so dass rechts und links davon noch viel Platz für Bewegung ist. Legen Sie auch das Papier und die Malstifte bereit.
–– Stellen Sie sich in die Mitte zwischen die beiden Seile. Entscheiden Sie, auf welcher Seite neben diesem JETZT-Raum, in dem Sie stehen, der Raum für das Vergangene sein soll und auf welcher Seite derjenige für das Zukünftige.

2. Jetzt (5 Min.)
–– Sammeln Sie sich mit drei tiefen Atemzügen und kommen Sie an. Registrieren Sie neugierig, ohne zu
bewerten: „Was ist jetzt? Was spüre ich, was höre ich, was fühle ich, was denke ich in diesem Moment?“
Das, was sich jetzt zeigt, drücken Sie mit einer Geste, einer Bewegung und Lauten/Geräuschen hörbar aus.
–– Lassen Sie nun aus Ihrem Herzraum ein Anliegen aufsteigen, einen Klärungswunsch, eine Frage. Formulieren Sie dies in einem klaren, einfachen, offenen Fragesatz ohne Verneinungen. Wählen Sie eine
passende Farbe und schreiben Sie dieses Anliegen oben auf das Blatt Papier. Nun drehen Sie das Papier
um und legen es zusammen mit den Farben in den Raum des Zukünftigen hinein ab. Lassen Sie dabei das
Anliegen wieder los, indem Sie es mit einem kräftigen Ausatem frei geben.

3. Vergangenes (10 Min.)
–– Treten Sie nun mit einem bewussten Schritt über die Schwelle des Seiles in den Raum des Vergangenen hinein.
–– Nehmen Sie Ihren Atem wahr. Mit dem nächsten Ausatem verlagern Sie ihr Gewicht auf einen Fuß. Dabei stellen Sie sich vor, dass dieser Ausatem durch Ihre Fußsohle in den Boden hinein abfließt so, als
hätten sie einen Mund unter ihren Fußsohlen. Beim nächsten Ausatem verlagern Sie das Gewicht auf den
anderen Fuß. Lassen Sie dabei den Atem mit einem hörbaren, weichen „fff“ ausströmen.
–– Mit jedem neuen Ausatem, der tief in die Erde hinein sickert, setzen Sie den Fuß etwas weiter weg, so dass sehr langsame, kleine Schritte im langsamen Rhythmus Ihres Ausatems entstehen. Stellen Sie sich
bildlich vor, was alles außen an Ihnen abgleitend vom Ausatem hinab gewaschen wird in einen weichen
Erdboden hinein. Imaginieren Sie die Fußstapfen, die Ihr Ausatem auf der weichen, warmen Erde hinterlässt: ist es Lehmboden, weicher Sand, Waldboden oder eine Wiese?
–– Lassen Sie dazu Armbewegungen von oben nach unten entstehen, die dieses Hinabgleiten, diese „rituelle Waschung“ unterstützen. Diese Bewegungen werden unterstützt von Geräuschen/Lauten des Loslassens. Seien Sie großzügig mit dem, was Sie hinabsickern lassen in die Erde. Es wird von ihr wohlwollend aufgenommen und zu nahrhaftem Kompost gewandelt.
–– Beim Gehen stellen Sie nun fest, dass der Boden unter Ihren Füßen zunehmend an Festigkeit gewinnt. Erkunden Sie mit ihren Schritten auf felsigen Untergrund dessen Festigkeit, lassen Sie mit kraftvollerem Stampfen im Ausatem Geräusche und Laute hörbar werden. Die Erde unter Ihnen hat zusätzlich auch eine aufsteigende Kraft, mit der sie Ihnen etwas entgegensetzt. Testen Sie stampfend, ob sie Sie aushält, muten Sie sich ihr zu.
–– Mit kraftvoll schleudernden Armbewegungen und lauten Geräuschen/Tönen begleiten Sie dieses
Stampfen. Was möchte aus Ihrem Inneren entlastet werden, was ist reif, dass es kompostiert werden
kann? Wenn irgendwo im Körper ein Druck, eine Spannung, eine Enge sitzt, schleudern Sie, was immer
es auch sein mag, lauthals stampfend und begleitet von Armbewegungen hinaus und hinab in die Erde. Es ist dabei nicht wichtig, ob Ihnen bewusst ist, was und warum Sie herausschleudern. Lassen Sie es zu und vertrauen Sie darauf, dass mit Hilfe Ihrer Imaginationskraft und Ihres Körpererlebens konkrete Entlastung geschieht.

4. Jetzt (3 Min.)
–– Erst wenn wirklich alles, was dazu breit ist, sich entlastet hat, treten Sie mit einem bewussten Schritt
wieder hinein in den Raum der Gegenwart zwischen den beiden Seilen. Spüren Sie einen Moment lang
nach: „Was ist jetzt anders? Wie ist jetzt mein Körperempfinden? Bin ich jetzt wacher oder müder? Wie
ist meine Gestimmtheit? Hat sich emotional irgend etwas verändert?“

5. Zukünftiges (10 Min.)
– Nun treten Sie mit einem bewussten Schritt hinein in den Raum des Zukünftigen. Hier befinden Sie sich
in einem „Möglichkeitsraum“, in dem Sie atmend, tönend, mit Bewegungen und mit der Stimme das
Kommende „aufträumen“, visionieren; ein Raum, in dem Sie das, was auf Sie wartet, erlauschen, erspüren, erschauen können. Lassen Sie sich, getragen von Ihrem Atem, zu einem freien Summen, Tönen, Singen verlocken, das von intuitiven Bewegungen begleitet wird. Die Bewegungen locken wiederum neue Klänge, Töne Geräusche, vielleicht eine Melodie hervor. Lauschen Sie staunend auf das, was hörbar werden möchte.
Die folgenden Fragen mögen Ihnen dabei als Anregung dienen:
„Was ruft mich? Was lockt mich? Was sehnt sich danach, sich ent-falten zu dürfen? Was wartet schon längst darauf, endlich von mir gelebt zu werden?“
Lassen Sie Bilder aufsteigen und erlauben Sie dem, was Sie ruft, sich in Ihren Bewegungen und Ihrer Stimme auszudrücken. Lasse Sie zu, dass es sich jetzt schon verkörpert. Auf diese Weise erzeugen Sie neuronale Neubahnung in Ihrem Nervensystem, erschaffen Sie Wirklichkeit, bahnen Sie das in Ihnen längst vorhandene Veränderungspotenzial für Ihren Neubeginn.
– Während dieses tönend bewegten Visionierens greifen Sie mit jeder Hand zu einer Farbe und lassen
beide Hände gleichzeitig mit den Farben in den leeren Raum auf dem am Boden (oder auf einem Tisch)
liegenden Papier hinein gleiten. Wichtig ist: Tönen Sie dabei fortlaufend weiter und schauen Sie Ihren
Händen neugierig, staunend zu, was diese tönend bewegt farbig sichtbar machen.

6. Ausklang (ca. 15 Min.)
– Wenn das tönende Malen und malende Tönen verklungen ist, legen Sie das Gemälde an einen für Sie
jetzt stimmigen Platz am Boden ab, an dem Sie neben dem Bild im Stehen zur Ruhe kommen. Schauen
Sie es sich aus diesem Abstand heraus noch einmal interessiert und neugierig an.
– Nehmen Sie wertungsfrei wahr, spüren Sie nach: „Was ist jetzt? Was ist bei mir anders als am Beginn:
lauschend, spürend, schauend, emotional…?“
– Finden Sie eine Geste, eine Selbstberührung und einen Satz der Selbstbekräftigung, mit der Sie das Erlebte verdichten und ankern.
Nickerchen (ca. 5–10 Min.)
Wenn Sie mögen und die Gelegenheit dazu besteht, ruhen Sie sich im Liegen auf einer Matte, eingekuschelt in eine Decke, aus. Machen Sie ein kurzes Nickerchen, in dem sich das Durchlebte heilsam tief ins Körpergedächtnis abspeichern kann.
– Erinnern Sie sich noch an Ihr Anliegen am Beginn dieser Erfahrungssequenz? Schreiben Sie nun auf der Rückseite Ihres Gemäldes unter ihrem Satz des ursprünglichen Anliegens Ihre neuen Erfahrungen nieder.
Sofern diese Übungssequenz in therapeutischer Begleitung durchgeführt wird, ist hier nun der geeignete Moment für die wertungsfreie verbale Verarbeitung und den Alltagstransfer mittels des therapeutischen Gesprächs.

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.“
Ausschnitt aus dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse

Methodische Hinweise für Musiktherapeut:innen
– Während der gesamten Sequenz – von Teil 2 bis zum Ende von Teil 6 – wird nichts verbalisiert oder
miteinander besprochen. Sollte ein/e Klient:in dazu neigen, das Erleben erklären zu wollen, so leitet
der/die Therapeut:in immer wieder zum handlungsorientierten Erfahren zurück.
– In Teil 3, in dem Altes sowohl auf sanfte als auch auf kraftvolle Weise an die Erde abgegeben wird, ist es unterstützend, als Therapeut:in animierend, spielerisch mitzumachen, vorzuleben und dabei immer wieder Bilder und vielfältige Anregungen zur imaginativen Ausgestaltung des Körpererlebens zu geben. In dieser Phase sind keine biografischen Details erforderlich zu dem, was denn nun genau losgelassen wird. Hier wird nichts analysiert oder besprochen, sondern das Geschehen wird mit metaphorischen Anregungen unterstützt, ohne verbalen Austausch mit den Klienten.
– Dieser Teil 3 eignet sich mit seinem ersten, sanften Abschnitt ggf. auch
gut für das Herauslösen aus dem gesamten Ablauf, z.B. als Entlastung VOR einem Coaching- oder
Beratungsgespräch. Dabei können Stresssymptome gemildert, Rumination reduziert, beginnendes
Kopfweh gelindert, Verspannungen gelöst werden. Es geschieht grounding, Beruhigung, eine trophotrope Umschaltung des vegetativen Nervensysthems (Vagusstimulation).
– Sollte die Möglichkeit bestehen, ist es empfehlenswert, diesen Teil barfuß in der Natur anzuleiten. Auch
als Hausaufgabe im Sinne einer Anregung zur Selbstfürsorge wird dieser Teil des sanften Ausatmens und Loslassens in die Erde hinab von meinen Klient:innen sehr gut angenommen und gerne genutzt.
– In Teil 5, dem Raum für Zukünftiges, besteht die Rolle des/der Therapeut:in darin, ausschließlich sehr behutsam zu folgen, es wird viel Raum gegeben für Exploration und Suchprozesse. Die stimmliche Begleitung des/der Therapeut:in fi ndet hier nur im Sinne eines „Shadowing“ statt. Und im Erspüren, wann der stimmige Moment zum Bereitstellen des geöffneten Farbkastens und des Malpapiers ist. Im Übergang zum Malen ist unbedingt darauf zu achten, dass das bewegte Tönen weiterfließt, damit der intuitive Bewusstseinszustand und die Körperweisheit beteiligt bleiben und nicht das Denken und die kritischen Augen beim Malprozess die Oberhand gewinnen.
– In Teil 6, dem Ausklang, empfehle ich sehr, dem/der Klient:in ein kleines Nickerchen zu gönnen. Was
von Julie Henderson (Zapchen Somatics) bereits vor vielen Jahrzehnten in ihrer Körperarbeit kultiviert
wurde, deckt sich mit neuesten Erkenntnissen: Speicherung und Neubahnung im Körpergedächtnis finden in der Tiefenentspannung oder im Schlaf statt. Die Stille danach ist der kostbarste Moment!
– Kognitive Verarbeitung und Alltagstransfer sollten, falls erforderlich, erst im sich hieran anschließenden
therapeutischen Gespräch erfolgen.

Sabine Rittner
ist Musikpsychotherapeutin, Atemund Stimmtherapeutin, approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Psychotherapeutin (HP), Hypnotherapeutin, IFS- und Traumatherapeutin
mit Spezialisierung in der Arbeit mit veränderten Bewusstseinszuständen und körperorientierter Therapie.
Sie war 30 Jahre lang tätig am Institut für Medizinische Psychologie der Universitätsklinik Heidelberg (Lehre, Psychotherapie, Bewusstseinsund Musiktherapieforschung). Sie arbeitet weiterhin in eigener Praxis (Therapie, Supervision, Coaching, Lehrtherapien), leitet Seminare, bildet aus, hält Vorträge und tritt international in Kunst-Performances auf. Umfangreiche Forschung und Publikationen zu den Themenkomplexen Bewusstseinsforschung – Klang – Trance – Stimme – Musiktherapie – Depression.
Weitere Informationen: www.Sabine-Rittner.de

Literaturtipp
Maja Storch; Benita Cantieni; Gerald Hüther; Wolfgang Tschacher (2015). Embodiment. Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen. Bern: Hans Huber.