News & Hochschulnachrichten

 Zur Person. 

Von Hans-Helmut Decker-Voigt


Motto vorweg:
Geburtstage basieren auf den Lebens-Schichten dessen, der feiert. Manche Schichtungen sind gleichzeitig Geschichte – bei den hier Gratulierten die der Musiktherapie:

„EW“ 
Prof. Dr. Eckhard Weymann zum 60. Geburtstag


„EW“ (Eckhard Weymanns Kürzel in Programmen, Block- und Stundenplänen, auf ausgetauschten Akten und Manuskripten) lese ich seit ziemlich genau 30 Jahren, der Hälfte seines Lebens in seiner Rolle. Ich sah, hörte, fühlte ihn als Musiktherapeut in der Zwesten-Klinik mit zurückhaltender Intensität seines Engagements für seine Patienten, als lehrbeauftragten Dozenten im Diplom-Studiengang Musiktherapie in Hamburg, als professorierten Kollegen und Stellvertreter im Amt des Direktors des endlich 1990 gegründeten Instituts für Musiktherapie, immer in flexibler Gründlichkeit ebenso wie in gründlicher Flexibilität arbeitend, erlebte EW als Supportgeber und „heimlichen Oberhelfer“ ohne formale Rolle vor und während des VIII. Weltkongresses 1996 in Hamburg, erlebte EW als ebenso neugierigen wie erfolgreichen (=folgenreichen) Forscher und Theorie-Mitbildner in der Morphologischen Musiktherapie (mit Tüpker, Weber, Grootaers), als meinen Doktoranden („Psychologie der Improvisation“) und mit ihr als Erweiterer seiner Kompetenzen als „Theoriebildner“ unseres Faches, als gefragten Supervisor, als… Ich erlebte EW als wunderbar ergänzenden Mitautor und Mitherausgeber (wie dieser Zeitschrift), und erlebte ihn „Hamburg treu“ bleibend nach seiner Berufung als Nachfolger Prof. Almut Seidels als Leiter des Masterstudienganges Musiktherapie an der Fachhochschule Frankfurt, erlebte und erlebe weiter EW als Prüfer, als Begleiter seiner Studierenden in Diplom-, Master-, Promotionsverfahren – in eben der zurückhaltenden Intensität wie seinerzeit Zwestener Patienten gegenüber.
EW grenzt sich von Generalisierung (und Generalisierern) ab. Aber der Aphorismus stimmt nicht auf ihn bezogen: Ein Spezialist weiß immer mehr – bis er schließlich von Nichts alles weiß (im Gegensatz zum Generalisten, der von immer mehr immer weniger weiß – bis er von allem nichts weiß). EW ist Tiefengräber mit Kontextwissen.
EW steht für Gesagtes, wenn es durchdacht ist, steht für sorgsame Prüfung, bevor was gedruckt wird, steht für Kritik, welche die geistige Peristaltik des Kritisierten verdauen kann. EW ist loyal im Stillen, wenn es sonst tobt, wirkt manchmal unnahbar und kann plötzlich herzlich lachen, kann manchmal, ganz manchmal, auch die Grenze gemeinsamen kreativierenden Alberns tangieren. Wieder mehr davon wäre mein Wunsch!

 

„DN“
Dr. phil. habil. Dietmut Niedecken zum 60. Geburtstag

Sie habe den Geburtstag im Dezember nicht an die „große Glocke“ gehängt, weil der nicht so wichtig sei für sie. Das steht im Gegensatz dazu, wie die Glocke unter MusiktherapeutInnen läutet, wenn ihr Name fällt: Dietmut Niedecken (Kürzel auf den o.e. Seminarplänen, Stundenplänen: DN).
Die Glocke Dietmut Niedeckens läutet nicht dumpf und unklar im Sumpf ihrer Ober- und Untertöne (schlechter Guss wie nach den jeweiligen Mobilmachungen, wo gute Glocken in Munition und Kanonenrohre umgeschmolzen wurden, beherrschten manches Kirchenumfeld mit Kakophonien) – sie läutet schlank, ohne dünn zu klingen, läutet klar wie eine Glasglocke, jedoch großen Raum füllend, wenn es um psychoanalytisch begründete Musiktherapie geht. Oder um die Rolle der Psychoanalyse in der Musiktherapie. Oder um die Psychoanalyse der Symbolkräfte in der Musik geht.
Dietmut Niedecken lehrt nach Musiktherapie-Studium an der Guildhall-School London und der langjährigen Ausbildung zur Kinder-und Jugendlichenpsychoanalytikerin ebenfalls über mehr als ein Drittel Jahrhundert am Institut für Musiktherapie der Hamburger Musikhochschule und vermittelte Generationen von Musiktherapiestudierenden etwas, worum diese beneidet werden, wenn sie es nicht lernten bzw. nicht bei Dietmut Niedecken lernten: Psychoanalytisches Denken anlässlich von Musiktherapie weit über diese hinaus in eigenes Lebenskonzept zu integrieren. Her Master`s voice, die Stimme von Sigmund Freud, strebte im alten Wiener Mittwochskreis an, psychoanalytisches Denken auch als kulturkritisches Instrument zu entwickeln – neben der Nutzung für die Gesundheit. Niedecken gründete einen Nachfolgekreis in der Hochschule, der Kulturanalyse ebenso pflegte wie das Training von psychoanalytischem Denken bei Fallbeispielen – offen für Ehemalige und neue Neugierige. Niedecken hat eine sonnenklare unverhandelbare Position in ihrem Denken, die Sicherheit gibt denen, die diese Position überzeugt. Ich weiß, dass um Dietmut Niedecken längst ein akademischer Fan-Club besteht, dessen Mitglieder sie gar nicht alle kennen kann (früher hieß das „Jünger-Kreis“), einer, der erweitert wird um die vielen LeserInnen ihrer Bücher.
Die wichtigsten (durch die sich ihr psychoanalytisches Denken kennen und üben lernen lässt!): Namenlos, Geistig Behinderte verstehen, 4.Aufl. München 2003, Versuch über das Okkulte, Psychoanalytische Studie, Tübingen 2011, Szene und Containment, W. Bion und A. Lorenzer: Ein fiktiver Dialog (als Hg.), Marburg 2007. Im Herbst erscheint „Zerstörung des Denkens im Trauma“ in Frankfurt. Als Co-Autorin zählt Sabine Mitzlaff, eine ihrer hoffnungsträchtigsten DoktorandInnen, die kurz nach Beginn der Kernarbeit an der Dissertation starb und diese späte Würdigung, ja Ehrung, nicht mehr erlebt. Dies ist tragisch, denn wen Niedecken in ihrem Leben ehrt – der weiß kaum, wie selten und daher kostbar das ist.
Apropos Ehrung: Zusammen mit dem Komponisten Hauke Berheide bekam Niedecken den vom Psychoanalytischen Seminar in Zürich ausgelobten Preis „The Missing Link“ verliehen. Einer Ehrung ähnlich ist ihre Einbeziehung in das Editorial Board der neuen Online-Zeitschrift „The Other Scene. Psychoanalysis and its applications“.
Sie erschien manches Mal nicht zu Gremiensitzungen – ich begriff dann eines Tages, dass Erinnerung oder gar Mahnung nichts nützt, weil Dietmut Niedecken ununterbrochen fasziniert ist von ihrer ununterbrochenen Arbeit. Ich bewundere sie deswegen und warte noch auf ein Konzert mit ihr, denn sie musiziert ebenso wunderbar wie professionell. Mit ihrem Mann Ernst (habilitierter Mathematiker), gleichfalls 60 geworden, zelebrierte DN den Doppelgeburtstag im Rahmen eines Hauskonzertes im Sommer – vor ihrem Geburtstag im Dezember. Der Umgang mit Zeit ist eben genialisch – wie sie selbst.
Improvisieren am Klavier? Nicht vor KollegInnen – denn sie (DN) weiß ja, was man alles heraushören könnte (gesagt 1985 bei der Eröffnung des ersten Diplom-Studienganges Musiktherapie, wo ich sie zum letzten Mal am Klavier improvisieren hörte, hören durfte…)


Hamburg

Neue „Forschungswerkstatt“ in Hamburg
Am 7. Dezember 2012 hoben die Professoren Frau Bleckwedel, Herr Decker-Voigt und Herr Weymann die neue „Forschungswerkstatt“ am Institut für Musiktherapie der Hamburger Musikhochschule aus der Taufe. Fragen zur Methodik der Musiktherapie-Forschung stehen im Mittelpunkt dieser Veranstaltung. Sie werden gemeinsam erörtert. Der Schwerpunkt der im Umkreis des Instituts durchgeführten Projekte liegt bislang im Bereich der qualitativen Forschung. Aber gerade die Verbindung zu statistisch-quantitativer Methodik (mixed methods research) wird etwa im Bereich der medizinischen Forschung in Zukunft von besonderer Bedeutung sein. Neben den Werkstattgesprächen zu konkreten Projekten sollen Fragen zur Qualitätssicherung (Gütekriterien) in nächster Zeit thematisiert werden. Jedes Mal sollen zudem einzelne bewährte Methoden aus konkreten Forschungskontexten vorgestellt werden.

Von Eckhard Weymann


Kooperationsvertrag
Der Kooperationsvertrag zwischen dem Institut für Musiktherapie der Musikhochschule Hamburg und der Europäischen Akademie der Heilenden Künste e.V. in Kl.-Jasedow, auf dem die Gründung von zwischenzeitlich vier zweijährigen Weiterbildungsstudiengruppen in Musiktherapie basiert, läuft aus. Das Institut in Hamburg wird die Akademie jedoch weiterhin durch seine Forschungsstelle für künstlerische Therapien (Ltg. Prof. Decker-Voigt) bei der Etablierung und Realisierung eines neuen Schwerpunktes unterstützen: Weiterbildung in Community Music Therapy, in dem die Vorstandsvorsitzende der Akademie, Christine Simon, 2012 auch erfolgreich promoviert wurde. Näheres zum ebenfalls zweijährigen Weiterbildungsstudium (Organisation, Curriculum) über:
Europäische Akademie der Heilenden Künste e.V. Am See 1, 17440 Lassan/Kl.-Jasedow
Tel. 038374 – 75227 oder 75210
Fax 038374 – 75223
www.eaha.org

Von Hans-Helmut Decker-Voigt


Johannes Th. Eschen
Prof. emeritus Dr.h.c. Johannes Th.Eschen, Begründer der Fachrichtung Musiktherapie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg sowie deren langjähriger Vizepräsident feiert am 16. Juni seinen 85. Geburtstag. Seine Bedeutung für die Anfänge der staatlichen Musiktherapie – Studiengänge, als „Ausbilder von Ausbildern“ und für die berufs- und verbandspolitische Entwicklung der Musiktherapie wird die MuG ausführlich in der Herbstausgabe würdigen.


Seminar „Musiktherapeutische Tiefenentspannung“
Ein öffentliches Einführungs- und Trainingsseminar in seine „Musiktherapeutische Tiefenentspannung/ Musikhypnose (MTE)“ mit Zertifikatsabschluss führt Prof. Hans-Helmut Decker-Voigt an vier Wochenenden ab Nov. 2013 durch.

Daten: 22./23.XI.13, 24./25.I.14, 28.II.–1.III.14, 4./5.IV.14.
Ort: Institut für Musiktherapie der Musikhochschule Hamburg.
Infos zu Literatur/ Kosten/genaue Zeiten bei Jana Becker: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!%20" target="_blank">Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
bzw. Forschungsstelle Künstl. Therapien, Allenbostel 35, 29582 Hanstedt 1


Magdeburg

Neue Studienmöglichkeiten in Magdeburg
Zum Sommersemester 2013 beginnt ein neuer Jahrgang des berufsbegleitenden, zweijährigen Masterstudiengangs ‚Methoden musiktherapeutischer Forschung und Praxis’. Erstmals wird es auch möglich sein, dass sich ausgebildete MusiktherapeutInnen ohne ersten akademischen Abschluss um einen Studienplatz bewerben können, indem sie den Nachweis über die Äquivalenz beruflich erworbener Kompetenzen zu einem BA-Abschluss nachweisen.
Zeitgleich beginnt auch die einjährige Weiterbildung in ‚Musiktherapeutischer Schmerzbehandlung’ mit Zertifikatsabschluss. Neu ist, dass beide Studienangebote miteinander verzahnt sind. Somit können sich diejenigen, die zunächst nur die Weiterbildung absolvieren, dennoch an überregionalen Forschungsprojekten beteiligen. Und diejenigen, die, aus welchen Gründen auch immer, das Master-Studium nicht zu Ende bringen können, erwerben auf jeden Fall einen Zertifikatsabschluss mit 30 Hochschulcredits. Alle Einzelheiten zum Konzept, den Bewerbungsmodalitäten und Terminplänen sind ab sofort ebenso wie eine individuelle Beratung bei Prof. Dr. Susanne Metzner erhältlich (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)

Von Susanne Metzner


Münster
Nachdem der neue Master „Klinische Musiktherapie“ an der Uni Münster erst mit zwei kleineren Jahrgängen gestartet war, sind mit den insgesamt 28 Studierenden, die sich auf zwei Jahrgänge verteilen, nun alle Studienplätze belegt (mit zwei erlaubten „Überbuchungen“ pro Jahrgang). Bei der Bewerbung, die inzwischen komplett online erfolgt, ist dabei leider die Situation entstanden, dass manche BewerberInnen, die alle Zulassungsvoraussetzungen erfüllen und vermutlich auch geeignet wären, aufgrund der Kapazitäten nicht berücksichtigt werden können. Die Entscheidung über die Aufnahme geschieht in Münster nicht über eine Aufnahmeprüfung, sondern erfolgt anhand genauer Kriterien mithilfe einer „Rangliste“. Eine reine Warteliste für diejenigen, die keinen Studienplatz erhalten können, gibt es nicht, aber man kann seine Chancen im nächsten Jahr z.B. durch weitere Praktika oder Selbsterfahrung erhöhen. Bei den ersten beiden Jahrgängen hat es sich angesichts des sehr dichten Programms als hilfreich erwiesen, dass der letzte Prüfungsteil, die Masterarbeit, auch später eingereicht werden kann. Dadurch entsteht ein kleiner Spielraum, der den erfolgreichen Abschluss erleichtert.

Weitere Infos: www.uni-muenster.de/Musiktherapie

Von Rosemarie Tüpker


Johannes Th. Eschen-Preis der DMtG 2012 an David Kierspel vergeben
David Kierspel (Heidelberg) erhält für seine Abschlussarbeit: „Ambulante Musiktherapie bei depressiven Jugendlichen – Entwurf eines Behandlungskonzeptes“ den Johannes Th. Eschen-Preis 2012 der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft (DMtG). Die Jury lobte vor allem das Gesamtkonzept: „Theorie, Methode, Gliederung und Layout sowie die Sprache sind hervorragend aufeinander abgestimmt.“ Die Jurymitglieder schätzten die Arbeit aus der Fakultät für Therapiewissenschaften, Abteilung Musiktherapie der SRH Hochschule Heidelberg, als berufspolitisch besonders bedeutsam ein. David Kierspel ist in der Geschichte des Eschen-Preises (seit 2000) der erste männliche Preisträger. Die Jury vergab außerdem zwei Belobigungen und zwar an Lukas Hartl für seine Abschlussarbeit am Institut für Ethnomusiktherapie Krems (Mai 2010): „Musiktherapie in der Behandlung von Demenz – leibphilosophische und psycho-physiologische Annäherungen„. Die Jury lobte hier vor allem den Einbezug des Atmosphärischen. Die zweite Belobigung erhält Stefanie Hoffmann für ihre Arbeit: „Selbstfürsorge und ihre Bedeutung für die musiktherapeutische Haltung“ (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Juni 2010). Die Jury ging mit dieser Auszeichnung vor allem auf das innovative und vielversprechende Thema ein. Im Mai 2012 hatte ein Vorjury sieben Arbeiten für den diesjährigen Eschen-Preis 2012 nominiert. Bis Ende Februar waren insgesamt 21 Abschlussarbeiten von Studiengängen aus fünf Ländern eingegangen. Die Jury setzt sich aus Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats der Musiktherapeutischen Umschau sowie aus externen Gästen zusammen. Der Eschenpreis findet in einem Rhythmus von zwei Jahren statt und war 2012 zum sechsten Mal ausgeschrieben. Der nächste Durchgang richtet sich an Absolventen der Jahre 2012 und 2013 (Einsendeschluss: 28.02.2014). Der Johannes Th. Eschen-Preis der DMtG wird von der Redaktion der Zeitschrift Musiktherapeutische Umschau durchgeführt mit dem Ziel der Nachwuchsförderung. Der Namensträger des Preises, Prof. Johannes Th. Eschen (Wien), war hauptverantwortlich für die Entwicklung von Studiengängen in Deutschland (vor allem Hamburg) seit den 70er Jahren und langjährig Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Musiktherapie.

Von Volker Bernius