Ausbildung: Studierende berichten

Fachhochschule Frankfurt a. M.

Von Angelika Stieß-Westermann

 

Nennen Sie bitte Inhalte Ihres Studiums, die Sie für Ihre Praxis für effizient halten?

Für die Arbeit in der Klinik (Psychotherapie und Psychiatrie, Psychosomatik) ist mir zum einen der psychologische Hintergrund, darunter besonders das Fach der „Entwicklungspsychologie“ ein wertvoller Hintergrund. Zum anderen kann ich für die konkrete Arbeit besonders die musikpraktischen Teile der Ausbildung (z.B. Klavierimprovisation) in Verbindung mit der künstlerisch-psychologischen Interpretation nutzen.

Welche Ausbildungsinhalte erfahren Sie dabei für sich selbst am wertvollsten?

Aus den unterschiedlichen Ansätzen, die wir kennengelernt haben, hat mich als Germanistin am meisten der morphologische Ansatz, die Musikbeschreibung begeistert. In der Entwicklung von Vorstellungsbildern und Assoziationen zur Musik erlebe ich Patienten sehr kompetent: regelrecht als Sprachkünstler!


Würden Sie sich zurückblickend zusätzlich noch weitere Inhalte wünschen, die Ihnen momentan eventuell fehlen?

Im Gebiet Traumatologie und Musik war für meine Grundkenntnisse zu Beginn der Klinikarbeit hoher Entwicklungsbedarf angesagt! Als hilfreich hätte ich auch den konkreten Umgang mit Situationen in der therapeutischen Praxis in Form von Rollenspielen empfunden.


Welche Inhalte haben Sie zwar bereits in der Ausbildung kennengelernt, konnten diese aber nicht in Ihre Praxis übertragen?

Die Vielfalt der vermittelten Arbeitsfelder oder Krankheitsbilder, wie z. B. die Arbeit mit körperlich und geistig Behinderten, oder Komapatienten fließt nicht konkret in die derzeitige musiktherapeutische Arbeit ein.


Welche Methoden, Ansätze oder Konzepte der Musiktherapie stehen in Ihrer beruflichen Praxis im Mittelpunkt?

Ich arbeite vorwiegend tiefenpsychologisch in aktiver Form in Einzel- und Gruppenarbeit. Die Offenheit des uns vermittelten Ansatzes gibt aber auch die Möglichkeit, auf die individuellen Kapazitäten und Vorlieben des Patienten einzugehen. So fließen auch je nach Patienten und Einzelproblematik im integrativen Sinne auch andere, z.B. systemische oder gestaltpsychologische Arbeitsweisen ein.


Welche arbeitsrechtlichen Inhalte fehlten Ihnen besonders auf die Musiktherapie bezogen?

Den Sprung in die Praxis hätten möglicherweise konkrete Hilfestellungen für Bewerbungen und auch Szenarien für die Praxisgründung erleichtert. Bei meiner ersten Stelle an einer Klinik für Psychosomatik, die ich durch eine Initiativbewerbung fand, stellte mich der Klinikleiter vor die Aufgabe, die Musiktherapie „einzurichten“: Instrumente beschaffen, Raum gestalten, die Therapieform im Kliniksetting einzubetten. In dieser Phase habe ich mich sehr improvisierend erlebt.


Welche Störungsbilder und Formen der Behinderung haben Sie während des Studiums kennengelernt? Welche fehlen Ihnen?

Die uns vermittelten psychischen Störungsbilder waren für mein Arbeitsfeld in der Psychiatrie vielfältig und umfassend. Die fundierte wissenschaftliche Vermittlung gibt nun auch das nötige Handwerkszeug, um das noch dringend zu erarbeitende Feld der Traumatologie zu vertiefen.


Welche Berufsbezeichnung benutzen Sie (Musiktherapeut / ggf. und / oder Ihren Grundberuf)?

In der Klinik benutze ich die Berufsbezeichnung Musiktherapeutin M.A., behalte aber den im Fach Germanistik erworbenen Titel Dr. phil. bei.


Welche Berufsidentität hatten Sie mit Abschluss des Studiums eingenommen?

Ich habe meine frühere Identität als Sprachlehrerin stolz mit dem Zusatz der musiktherapeutischen Qualifikation versehen.


Welche ist es jetzt?

Siehe unter 9. – Es hat sich nichts verändert.


Arbeiten Sie als Musiktherapeutin selbstständig und/oder sind Sie teilangestellt?

Ich arbeite in der Klinik teilangestellt (1/4 Stelle)


Können Sie im Fall der Selbständigkeit über die Abrechnung Ihrer Arbeit etwas ausführen?

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Dr. Angelika Stieß-Westermann
Von 2003–2006 nahm ich an dem 6-semestrigen Masterstudiengang an der Fachhochschule Frankfurt a.M. teil. Seither arbeite ich an einer Klinik für Psychotherapie, Psychia­trie und Psychosomatik in Oberursel bei Frankfurt als Musiktherapeutin. Daneben gehe ich Unterricht und Lehre auf der Grundlage meines Germanistikstudiums nach.