Praxisvorstellung

Klangwerk – Studio für Musiktherapie, Saarbrücken

Von Barbara Fuchsberger, Birgit Leibfried und Jochen Wagner

 

Stellen Sie sich bitte kurz vor.

Unserer Praxis heißt ‚Klangwerk – Studio für Musiktherapie’ und befindet sich in einem Kultur- und Werkhof im Herzen von Saarbrücken. Zurzeit arbeiten wir hier mit drei Musiktherapeuten zusammen: Barbara Fuchsberger, Birgit Leibfried und Dr. Jochen Wagner, wobei erstere und letzterer auch privat ein Paar und Eltern von drei Töchtern (Anastasia, Jule und Liese) sind.


Welche Situation Ihres musiktherapeutischen Berufslebens lag vor der Eröffnung Ihrer ambulanten Praxis?

Barbara und Jochen haben die Praxis 2006 gegründet, Barbara war gerade in den letzen Zügen ihres Aufbaustudiums Musiktherapie und hatte in Hamburg vor allem in einer Erwachsenenpsychiatrie schon Berufserfahrung gesammelt, während Jochen sein Studium bereits vier Jahre zuvor beendet hatte und seit 2001 – anfangs auf Honorarbasis, dann in Festanstellung – als Musiktherapeut in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie tätig war. Birgit stieß dann 2008 zu dem Team dazu, nachdem sie vorher auch schon in einer nahen Kleinstadt eine eigene musiktherapeutische Praxis geführt hatte.

 

Wie sind Sie zu dem Beruf des Musiktherapeuten / der Musiktherapeutin gekommen?

Barbara Fuchsberger studierte zuerst Sonderpädagogik und erlebte dann in verschiedenen Praktika die Wirkung von Musik im therapeutischen Bereich. Die dort gemachten Erfahrungen führten zu dem Wunsch, sich in einem Aufbaustudium vertieft damit auseinanderzusetzen.
Birgit Leibfried arbeitete nach ihrem ersten Studium der Bildenden Kunst in einer freien Kinder-Kunstschule und führte vor allem Musik- und Theaterprojekte an Schulen durch. Dabei interessierte sie v.a. die Frage, wie sich die seelischen Befindlichkeiten im musischen Ausdruck eines Menschen zeigen und wie man damit heilsam weiterarbeiten kann. Das brachte sie zur Musiktherapie.
Jochen Wagner arbeitete nach seinem ersten Studium der Musikpädagogik einige Jahre als Instrumentallehrer. In dieser Arbeit entstand zunehmend das Bedürfnis, die immer wieder so deutlich erlebten Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeit und Musik intensiver zu reflektieren und dieses Interesse schließlich führte ihn zur Aufnahme eines Musiktherapiestudiums.


Erzählen Sie bitte von den Rahmen­bedingungen und der Konzeption Ihrer Praxis.

Das Klangwerk ist Teil des Kultur- und Werkhofes ‚Nauwieser 19 e.V.‘ in Saarbrücken, einem Zusammenschluss unterschiedlicher sozialer, künstlerischer, handwerklicher und kommerzieller Projekte, die gemeinsam die Idee einer selbstverwalteten Arbeit verfolgen. Schon der Namenszusatz ‚Studio für Musiktherapie‘ wurde bewusst gewählt, weil von Beginn an die Idee bestand, neben dem Angebot von Einzel- und Gruppentherapien im engeren musiktherapeutischen Sinne einen Ort zu schaffen, in dem Raum sein sollte für unterschiedlichste Aktivitäten im Feld der Musik im Zusammenhang mit seelischer Gesundheit aber auch der (musikalischen) Improvisation als einer künstlerischen Ausdrucksform. So fanden in der Vergangenheit Informationsveranstaltungen, Intervisionsgruppen, Seminare und Workshops statt, aber auch jahreszeitlich orientierte Musikangebote, Gruppen zum therapeutischen Musizieren, Stummfilmvertonungen in Zusammenarbeit mit einem Kino sowie ein groß angelegtes Präventionsprojekt in der Zusammenarbeit mit Kunst- und Tanztherapeuten und bestimmt noch einiges mehr.

Wie sind Ihre Praxisräume eingerichtet? Nach welchen Kriterien haben Sie sie gestaltet?

Die Praxis unterteilt sich in drei abgetrennte Räume: in dem zentralen, großen Therapieraum findet sich neben dem Bereich zum Gespräch und dem Musikbereich mit einer Vielzahl unterschiedlichster Instrumente auch ein Bereich mit speziellen Instrumenten zur Soundbehandlung und Klangtherapie. Ergänzt wird dieser Raum durch einen Bandraum, der (nicht nur) in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen immer wieder besonderen Anklang findet, und durch ein Büro mit einer kleinen Küchenecke als Rückzugsmöglichkeit für die Therapeuten. Die Räumlichkeiten selbst sind großzügig, hell und offen und sollen mit den bereitgestellten Instrumenten zum kreativen Ausprobieren und Experimentieren einladen und so den lustvollen Aspekt des musikalisch-spielerischen Tuns betonen.


Mit welchen Anliegen, Leiden oder Krankheiten können sich Menschen an Sie wenden?

In den zurückliegenden Jahren hat die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und Kliniken in unserer Arbeit einen zunehmend großen Raum eingenommen, indem wir kontinuierliche musiktherapeutische Angebote für deren Klienten vor Ort bereitstellen. In der ambulant angebotenen Musiktherapie in unseren Praxisräumlichkeiten arbeiten wir mit ganz unterschiedlichen Therapieaufträgen und mit einer sehr unterschiedlichen Klientel sowohl was das Alter (von Kleinkindarbeit bis hin zur Arbeit mit älteren und alten Menschen) als auch was die zugrundeliegenden Leiden oder Störungen betrifft. Unsere Aufgabe sehen wir darin, dass wir in der Therapie dem individuellen Menschen mit seinen aktuellen Bedürfnissen gerecht werden. Dementsprechend kann dann die Musik auch sehr unterschiedlich eingesetzt werden.


Was hilft in Ihrer Therapie? Nach welchem Konzept arbeiten Sie?

Wir arbeiten vor einem tiefenpsychologisch-psychoanalytischen Reflexionshintergrund. Dabei steht im Zentrum der Therapie sicher immer die therapeutische Beziehung, die auf unterschiedliche Weise durch und in der Musik spezifische Impulse erhalten kann. Trotzdem ist die Musik natürlich das Besondere, was unsere Arbeit von anderen Therapieformen unterscheidet. In der Musik wollen wir Raum geben, irritieren, zum Staunen anregen, Festgefahrenes wieder in Bewegung bringen und unmittelbar berühren.


Wie klingt die Musik, die Sie mit Patientinnen machen oder die Sie ihnen vorspielen?

Die Musik, die wir mit den Patienten machen, klingt so vielfältig und unterschiedlich wie die Menschen selbst, die daran beteiligt sind. Dabei steht nicht ‚Schönheit‘, sondern vielmehr Angemessenheit und Authentizität im Vordergrund. Neben sehr klangvollen Instrumenten finden sich darum in unserer Praxis bewusst auch schräge und sogar ‚kaputte‘ Instrumente.


Schildern Sie bitte eine typische Situation aus Ihrem Berufsalltag.

Wir sitzen im Bandraum auf dem Boden. Ich sammle die Steinchen zusammen und lege sie in K.‘s Hand, die sie mir entgegengestreckt, als meine Hand sich nähert. K. lässt sie durch ihre Finger gleiten, so dass sie über ihre Schuhe rollen. Das wiederholt sich, wieder und wieder. Während unseres Spiels singe ich leise und immer wieder: „Meine kleinen Steine lächeln mir fröhlich zu, meine kleinen Steine sagen: Hallo, Du, hallo Du“. Der Gesang umspült unser Tun. Irgendwann lässt sich K. nach hinten rollen und hebt dann die Beine um sie wieder auf den Boden fallen zu lassen. Mein Gesang nimmt die Spannungskurve ihrer Bewegung auf, spiegelt sie klanglich wieder. K. lacht auf, unsere Blicke treffen sich und halten kurz Kontakt: Immer häufiger.


An welche besonders schwierige, lustige oder glückliche Situation können Sie sich erinnern?

Schwierig ist es zurzeit aus zeitlichen Gründen Termine für unsere Teamarbeit zu finden, lustig wird es meist, wenn wir es dann schaffen und danach sind wir immer glücklich, mit lieben Menschen zusammenzuarbeiten.


Welche Idee im Bereich der Musiktherapie würden Sie gerne verwirklichen, wenn Sie ausreichend Zeit und Mittel hätten?

Wir sind meist voller Ideen und so lässt sich diese Frage nur sehr auszugsweise und aktuell beantworten. Schön wäre es, da wir in einem lebendigen Viertel in Saarbrücken arbeiten, im Sinne einer community music therapy noch viel mehr künstlerische und therapeutische Angebote zu machen, mit denen wir unmittelbar in unsere Umgebung hineinwirken. Käme dabei die Zusammenarbeit mit anderen Kreativtherapeuten zustande, wäre das sehr schön.

 

Kontakt:

Barbara Fuchsberger-Wagner
(1977) Dipl. Musiktherapeutin /Psychotherap. Heilpraktikerin


Birgit Leibfried
(1969) Musiktherapeutin / Kunstpädagogin / Psychotherap. Heilpraktikerin


Dr. Jochen Wagner
(1965) Dipl. Musiktherapeut Dr. phil. / Diplom Musikpädagoge / Psychotherp. Heilpraktiker


Klangwerk
studio für musiktherapie
im Kultur- und Werkhof Nauwieser 19
Nauwieser Str. 19
66111 Saarbrücken
Tel: 0681 / 910 43 62
www.klangwerk-musiktherapie.de