Schwerpunktthema

Zwischen Vater- und Mutterland

Von Nicola Nawe

 

„Mama und Papa gehen auseinander, das kann ich nicht verstehen!“ (Gray, 2009). So heißt es in dem Kinderbuch „Der Elternkleber“, aus dem die Musiktherapeutin heute in der dritten Gruppensitzung vorliest. Anna, Balduin, Chris, Denny und Emma (7–9 Jahre alt) schauen hochkonzentriert auf die Buchseite. Hier sitzt ein Junge im Wohnzimmer. Alle Möbel sind durch einen blitzförmigen Riss zerteilt, der sich auch durch das Kind selbst zieht. Schon überschlagen sich die Erzählungen der Kinder in der Musiktherapiegruppe. Alle wollen berichten, wie es damals war, als sich ihre Eltern trennten. Der Junge in dem Buch wünscht sich, dass die Eltern zusammenbleiben und er beschließt, sie einfach wieder zusammenzukleben. Nach und nach kann er begreifen, dass dies nicht gelingen wird. Den nachvollziehbaren Wunsch nach Wiedervereinigung der Eltern teilen auch die Gruppenteilnehmer und sie werden noch einige Zeit brauchen, um die Realität zu akzeptieren. Diese Gruppe ist noch am Anfang ihres Weges. Es handelt sich um eine geschlossene Musiktherapiegruppe im Kurzzeitsetting mit 25 Sitzungen (vgl. Nawe 2010, 143ff). Die Musiktherapeutin will heute zunächst Folgendes anbieten: „Deine Trauer, deine Bestürzung und auch deine Wut haben in dieser Gruppe ihren Platz, sollen aufgefangen werden und können sich vielleicht mit der Zeit auch wandeln. Die Musik wird uns dabei helfen und du kannst dazu beitragen!“ Nach dem Anschauen des Buches beginnen die Musiktherapeutin und die Kinder, den Riss buchstäblich „aufzubauen“ und ihn durch Klang zum Sprechen zu bringen. Es entsteht eine lange Instrumentenreihe durch den Raum. Hier sitzen und explorieren die Kinder, wie diese Trennlinie in der Mitte klingt. Sie wird nun zu einem Raum, den die Kinder gestalten können. Ihre Gefühle in Bezug auf den Bruch bekommen einen symbolischen Ausdruck, werden hörbar und können mit anderen im gemeinsamen Klangereignis geteilt werden. Von dieser Instrumentenlinie in der Mitte beobachten sie auch die beiden Seiten rechts und links. Denny hat die Idee: „Rechts ist das Mama-Land und links das Papa-Land“. Auch diese Länder erhalten Klang und Gestalt. Die Kinder können sich zwischen den Ländern frei bewegen, hin und her gehen, mal verweilen, dann wieder schnell aufbrechen. Das entspricht äußerlich ihrer Lebenssituation mit zwei Lebensmittelpunkten bei ihren getrennt lebenden Eltern. Im neutralen Musiktherapiesetting wird es möglich, das „Dazwischen“ weitgehend ohne Loyalitätskonflikte auszuprobieren und einen anderen, inneren Raum dabei zu entdecken. Bei dieser szenisch-musikalischen Erarbeitung geht es symbolisch darum, die Verbindungen zu Vater und Mutter in sich weiterzutragen und zu einer eigenen Identität zu verbinden – auch wenn es auf der äußeren Ebene zu einer Unterbrechung in dieser Elternbeziehung kam. Dies ist für alle Trennungskinder ein sehr wichtiger, oft langjähriger Prozess.
Die fünf Kinder der Gruppe gestalten die Instrumentenreihe und die Eltern-Länder sehr lebhaft und energisch. Unter dieser hohen Aktivität liegt auch etwas anderes versteckt, das im Moment vielleicht noch zu weh tut: die Frage nach dem Grund für die Trennung ihrer Eltern. Schon im ersten Satz des „Elternklebers“ heißt es: „Ich kann es nicht verstehen“. Sehr viele Trennungskinder erleben die Trennung als etwas Unverständliches. Einige erhalten einfühlsame und kindgemäße Erklärungen von ihren Eltern und können sie dennoch nicht recht glauben. Sie suchen weiter nach Gründen und kommen oft zu dem Schluss, dass sie selbst mit schuld sind am Auseinandergehen der Familie (vgl. Figdor 2012, 36). Die 9-jährige Emma formuliert das in einem späteren Therapieabschnitt so: „Wenn die Eltern ein Baby bekommen und sich danach immer streiten, dann ist doch das Baby schuld, oder?“ Dafür erhält sie zunächst viel Zustimmung aus der Gruppe, denn Anna, Balduin, Chris, Denny und Emma sind Kinder, die mit sehr starken Schuldgefühlen beschäftigt sind. Diese Schuldgefühle erschweren es, die Trennung zu integrieren und die notwendige Trauer zuzulassen. Hierbei brauchen sie therapeutische Unterstützung. Emma und andere Kinder ihres Alters sind auch noch nicht ausreichend in der Lage, die Dinge aus der Distanz zu betrachten. Immer noch sehen sie sich im Zentrum des Geschehens und somit auch im Zentrum der Trennung. Denny will sogar wissen: „Wenn ich besser geschlichtet hätte, wären sie dann noch zusammen?“ In den speziellen Trennungsgruppen muss die Musiktherapeutin als neutrale Person immer wieder betonen: „Nein, das kann und muss ein Kind nicht leisten.“ Viel wichtiger und tiefgreifender als diese sprachlichen Markierungen sind jedoch die musikalischen Möglichkeiten, mit denen die Kinder wieder einen konstruktiven Zugang zum eigenen Handeln finden können. Ein Vorschlag der Therapeutin lautet z. B.: „Lasst uns eine musikalische Spielregel erfinden, die für die ganze Gruppe gilt!“ Die Kinder entwerfen nun eine Reihenfolge: Wer fängt an, welche Instrumente werden miteinander kombiniert, wie wird die Schlusswirkung gemeinsamen erzeugt? Dann probieren alle die erfundene Gruppenspielregel aus. Verbesserungsvorschläge kommen von Denny und Emma, dann wird erneut gemeinsam gespielt. In diesem Prozess entfaltet sich für alle eine zu den Schuldgefühlen alternative Erfahrung. Sie lautet: „Mein Beitrag, mein Handeln führt in dieser Gruppe zu einem wachsenden, konstruktiven Miteinander. Ich kann Einfluss nehmen, ohne zerstörerisch zu sein – so wie ich es ‚vermeintlich‘ in Bezug auf meine Familie war.“ Diese modulierte Erfahrung der eigenen Urheberschaft unterstützt die Kinder, ihr eigenes Handeln wieder als stärkend zu entdecken. Sie können die Erfahrung verankern, dass sie zum Gelingen einer Gruppe beitragen können. Das ist eine immens wichtige Neuerfahrung in Bezug auf spätere eigene Gruppen- und Familienbeziehungen.

Wir sehen uns vor Gericht!
Szenenwechsel: Ralf, Sanja, Timo, Umut und Victor befinden sich an der Schwelle zur Vorpubertät (10–11 Jahre) und können sich somit bereits besser vorstellen, was eine Trennung bedeutet. In dieser Gruppe „fliegen die Fetzen“. Die Musiktherapeutin macht einen Vorschlag nach dem anderen, von denen keiner angenommen wird. Niemand will über die Trennung sprechen. Niemand will überhaupt irgendetwas sagen. Und Musik ist sowieso blöd. Stattdessen „erzählen“ die Kinder auf eine ganz unmittelbare Weise von ihren Erfahrungen. Sobald ein musikalisches Duo entsteht, entwickelt es sich zu einem „Battle“. Konflikte werden nicht ausgetragen, sondern durch Hinauslaufen abgehakt. Es wüten gegenseitige Drohungen: „Wir sehen uns vor Gericht!“ oder „Ich schicke dir das Jugendamt nach Hause!“ Dann wiederum „kleben“ jeweils zwei Kinder aneinander und wecken den Neid der anderen. Und die innere Resonanz der Therapeutin in diesem Geschehen signalisiert beständig: „Alles tut weh!“ und „Zu gerne würde ich mal auf den Tisch hauen, um dem Ganzen ein Ende zu setzen.“
Die Kinder in dieser Gruppe haben eine Gemeinsamkeit. Sie alle kommen aus sogenannten „hochstrittigen“ Trennungsfamilien, d. h. alle hatten Kontakt mit Familiengericht und Gutachtern im zähen und langwierigen Streit der Eltern um das Sorge- und Umgangsrecht. Nicht selten war die Familiengeschichte von viel Gewalt begleitet. Vor allem aber können die Kinder in dieser Gruppe die Erfahrung nicht machen, dass die Trennung Entlastung bringt. Im Gegenteil, für einige verschlechtert sich die Situation hinterher dramatisch. Die oben beschriebenen Szenen sind Eins-zu-Eins-Abbildungen der Realität dieser Kinder. Ihre konflikthaften Erfahrungen können noch nicht verdaut werden, sondern zeigen sich hautnah im Gruppengeschehen und in der Resonanz der Therapeutin. Darin liegt auch die dringliche Anfrage der Kinder, ob dieses Setting mit dieser neuen Gruppe unzerstört aus den Streitigkeiten hervorgehen kann. Vordergründung wird jedoch von den Kindern zunächst „alles getan“, damit diese Anfrage nicht in Erfüllung geht. Hier ist ein modifiziertes musiktherapeutisches Arbeiten angezeigt, welches auch traumatherapeutische Aspekte integriert. Die Therapeutin ist immer wieder aufgefordert, stellvertretend für die Kinder zu verbalisieren: „Ich sehe, wie schmerzhaft es für euch war. Ich kann es nachfühlen, wie unübersichtlich und verwirrend alles ist. Ihr zeigt mir, wie hilflos und wütend ihr euch dabei fühlt. Und ich verstehe euren Wunsch, jemand möge ein Machtwort sprechen!“ In dieser aufgewühlten Affektlage sind zunächst einfache Regulationsspiele hilfreich, z. B. gemeinsam ein langes Crescendo gestalten und zum leisen Ausgangspunkt zurückkehren. Damit entsteht eine erste Ahnung, dass überwältigende Affekte gesteuert werden können. Eine besondere Situation in den hochstrittigen Trennungsfamilien ist auch diese: Die Kinder geraten mit ihrer eigenen Bedürftigkeit vollständig aus dem Blick, werden stattdessen zum Spielball im Konflikt der Eltern. Bildlich gesprochen entsteht folgende Situation: Die Triade aus Mutter, Vater und Kind zerfällt zur Zweidimensionalität einer Linie, die zwischen den verfeindeten Elternteilen besteht und mitten durch die Kinder hindurch verläuft. Ihnen steht kein eigener „dritter“ Raum zur Verfügung – innerlich wie äußerlich. Verständlich ist, dass in einer solchen Situation das Spielen schwerfällt. Die Kinder fühlen sich in der Gruppe zunächst entlastet, nacheinander in kleinen Solo-Runden zu spielen. Ungestört und ohne Einfluss (besser: Manipulation) von außen. Um jedoch in Beziehung neue Erfahrungen zu machen, braucht es das gemeinsame Spiel. In der vierten Stunde ereignet sich dann eine Wendung aus der Gruppe selbst. Umut, der vorher stets hinausgelaufen war, zieht zufällig eine Zauberer-Handpuppe aus einem Korb: „Das ist mein Beschützer!“ Auch für alle anderen ist schnell ein solcher gefunden. Hier wird sichtbar, wie groß das Bedürfnis nach einer kindlichen Position ist. Nun beginnt ein szenisches Spiel, in dem jeder für sich und mit seinem Beschützer einen musikalischen „sicheren Ort“ aufbaut. Die ser Ort erhält eine eigens entworfene Erkennungsmelodie: „So klingt mein Raum!“ Sehr berührend ist Victors Äußerung: „Mein Ton ist die Stille!“ Doch auch dieser Prozess ist mühsam. Die Grenzen der jeweils eigenen „Musik-Orte“ sind diffus, löchrig, verlaufen über- und ineinander (Abb. 1) oder markieren eher Enge und Eingrenzung. Doch jetzt hat die Gruppe eine Richtung. Die Therapeutin hilft dabei, einen neutralen Raum zwischen den einzelnen Musik-Orten zu errichten und auf die Klarheit des jeweils eigenen Bereiches zu achten. Dies gelingt nach einigen Stunden schon besser (Abb. 2). Auch das ist symbolisches Arbeiten am äußeren und inneren Raum, jedoch auf ganz andere Weise als in der ersten Gruppe. Dieser eigene Musik-Ort unterstützt die Kinder auf der elementaren Ebene ihres Kern-Selbst und der Unversehrtheit ihrer eigenen (Körper-)Grenzen. Als alle in der siebten Stunde wieder in ihrem Musik-Ort sitzen, taucht etwas Neues auf: Es wird erstmals wirklich gespielt! Sanja kocht ein „musikalisches“ Menü und lädt Gäste dazu ein. Ralf beginnt mit einem berührenden Geigensolo, bei dem alle aufhorchen. Timo läuft in den neutralen Raum und beginnt, sich mit der Flöte auf Ralfs Geigenspiel abzustimmen. Es entsteht eine Spielphase, die nicht auf zerstörerischem Kampf, sondern auf Wechselseitigkeit beruht. Victor kommentiert das Neue so: „Ich mag keine klassische Musik!“ Das ist natürlich sein gutes Recht. Er bestätigt damit jedoch geradezu, dass etwas Neues, deutlich Hörbares entstanden ist: Eine musikalische Abstimmung, eine zusammenhängende Form. Etwas Drittes ist aufgetaucht. Dieses zarte Neue wird jetzt auf eine harte Probe gestellt. Es steht die Weihnachtszeit an, die für Kinder aus hochstrittigen Trennungsfamilien häufig sehr belastend ist. Ob die bisherigen Erfahrungen der Gruppe der Realität schon gewachsen sind, wird sich zeigen. Es ist jedoch etwas entstanden, auf das die Gruppe zurückgreifen und an das sie wieder anknüpfen kann, wenn es mal wieder hoch hergehen sollte.

Wo ist der Held?
Ein kurzer Blick in die Einzeltherapie mit dem dreizehnjährigen Jimmy, der seinen Vater nie kennengelernt hat. Als kleines und größer werdendes Kind konnte Jimmy nicht zwischen Mama und Papa hin- und herlaufen, wenn er mal wütend auf die eine oder enttäuscht über den anderen war. Für ihn gab es keinen Zwischenraum, von dem aus er z. B. erkennen konnte, dass Mama manchmal „ziemlich doof“, aber insgesamt eigentlich doch ganz in Ordnung ist (vgl. Dammasch 2004). Er hat sich ein sehr idealisiertes Bild von einem Vater-Helden erschaffen, das nie bedroht wurde durch tägliche Reibereien oder auch größere Konflikte. Mit diesem Vaterbild hat Jimmy sich bislang identifiziert und beschreibt auch sich selbst als grandios, allmächtig und einzigartig. Im Gegenzug dazu konzentriert sich alles Schlechte der Welt auf seine Mutter, „die strengste Mutter der Welt“. Jetzt, am Beginn der Pubertät, kommt er mit dieser Aufteilung zwischen grandiosem Vater und entwerteter Mutter in große innere Not, denn er muss sich langsam innerlich von der Mutter ablösen und trotzdem ein verlässliches, positives Bild von ihr in sich bewahren. Neben vielen anderen Themen geht es in der Musiktherapie auch um die Erfahrung, dass Zuneigung und Abgrenzungswut in der Beziehung zu ein und derselben Person Platz haben können. Jimmy muss schmerzhaft realisieren, dass er nicht nur seinem vermeintlich makellosen Vater nacheifern kann, sondern dass in Jimmy selbst Stärken und Schwächen vorhanden sind. Anfangs wird er sehr wütend, wenn er feststellt, dass auch die Musiktherapeutin begrenzt ist, dass sie z. B. seine Songs und Lieblingsfilmmusik nicht sofort perfekt auf dem Klavier spielen kann, ohne diese je gehört zu haben. Gemeinsam arbeiten sich beide durch die Enttäuschung hindurch, dass kein Mensch dieser Welt unfehlbar ist: auch nicht Jimmys Vater. Seine Wut, Enttäuschung und Sehnsucht finden Platz in der musikalischen Abstimmung der freien Improvisation. Dann geht es darum, Jimmy immer wieder die Erlaubnis zu geben, sich von der Musiktherapeutin abgrenzen zu dürfen, ohne sie vollständig entwerten zu müssen: durch eine Sitzordnung mit viel Entfernung zwischen beiden, durch Jimmys regelmäßige Bekundungen, er wolle hier gar nicht sein und ob heute nicht eher Schluss sein könne. Manchmal wird die Therapeutin zwar ärgerlich über Jimmys permanentes „Auf-die-Uhr-Schauen“, versteht dies aber auch als Notwendigkeit für Jimmy, sich von ihr zu unterscheiden. Sie lässt sich in ihrer inneren zugewandten Haltung nicht beirren. Eine metaphorische Szene entsteht eher zufällig, als Jimmy eine Handvoll Schlagzeug-Sticks gegen den Gong schleudert. Hier treffen Aggressives und Angriffslustiges auf Stabilität und Halt, und zwar deutlich hörbar. Der unzerstörbare Gong fängt Jimmys Wünsche nach Krafterprobung auf – wohlwollend betrachtet von der Musiktherapeutin, die etwas abseits sitzt, innerlich aber mittendrin ist. Ein nächster Schritt sind Jimmys Lieder, die er nachspielt oder spontan erfindet. Er hält aggressive Text- und Melodiefetzen („Die Welt ist Scheiße“) und sehnsuchtsvolle Songs („Love love me do“) anfangs deutlich auseinander. Nach einiger Zeit entstehen Texte, die Ambivalenz zulassen können, z. B.: „Wieso singe ich, obwohl ich gar nicht singen kann? Ich hasse Musik, aber wieso kann ich gut singen? Ich weiß es nicht! Im Singen bin ich gut, im Singen von deutschen Texten, aber nicht von englischen…“ Jimmy, der es nicht kennt, von zwei Eltern betrachtet zu werden, entwickelt langsam einen inneren Raum, sich selbst aus unterschiedlichen Perspektiven anzuschauen.

Was immer bleibt…
Kontinuität ist ein Thema, das Trennungskinder beschäftigt. „Wie wird es nach der Trennung weitergehen?“ „Werde ich noch derselbe sein?“ Es ist eine große Herausforderung, den Bruch in der Familiengeschichte in eine kohärente Lebensgeschichte zu integrieren. Dafür kann es mehr oder weniger geglückte Lösungen geben. Zum Abschluss folgt jetzt ein Lieblingsspiel aus Einzel- und Gruppentherapie, das den Aspekt der Kontinuität unterstützt. In der Mitte des Raumes steht die größte Doum-Doum-Trommel. Alle einigen sich auf einen leicht eingängigen Rhythmus. Dieser Rhythmus wird über eine festgelegte Zeit ununterbrochen erklingen. Die Gruppenteilnehmer wechseln sich gegenseitig ab, diesen Rhythmus auf der Doum-Doum zu spielen, geben sich die Schlegel gegenseitig weiter. In der Einzeltherapie wechselt dieser Basisrhythmus zwischen Therapeutin und Klient. Während der Rhythmus nun von wechselnden Personen kontinuierlich gespielt wird, dürfen alle anderen im Raum eigene Klangwege gehen. Sie können ihr Lieblingsinstrument wählen, Fremdes ausprobieren, sich zu Duos oder Trios zusammenfinden. Im Hintergrund läuft dabei die ganze Zeit der verlässliche Rhythmus auf der großen Trommel. Dieses musikalische Miteinander verbindet die menschliche Notwendigkeit zur Veränderung mit dem ebenso menschlichen Wunsch nach Halt und Kontinuität. Ein Spannungsfeld, für das Trennungs- und Scheidungskinder vielleicht besondere Experten sind…

 

Die Autorin:

Nicola Nawe
Dipl.-Musiktherapeutin (DMTG), Sonderpädagogin, Heilpraktikern (Psychotherapie), Dozentin. Forschungsschwerpunkte: Musiktherapie mit Trennungskindern, Gruppenmusiktherapie.

Literatur

  • Dammasch, F. (2004): Die innere Erlebniswelt von Kindern alleinerziehender Mütter. Frankfurt: Brandes & Apsel.
  • Figdor, H. (2012): Kinder aus geschiedenen Ehen: Zwischen Trauma und Hoffnung. Wie Kinder und Eltern die Trennung erleben. Gießen: Psychosozial-Verlag.
  • Grey, K. (2009): Elternkleber. Hamburg: edelkids.
  • Nawe, N. (2010): Musiktherapie mit Trennungskindern. Triangulierungsprozesse in der Einzel- und Gruppentherapie. Wiesbaden: Reichert Verlag.