Ausbildung

Musiktherapeutische Arbeitsstätte Berlin

Von Viola Schmidt

1. Welche Zugangsvoraussetzungen gibt es?
Als Zugangsvoraussetzung wird mindestens die Fachhochschulreife, ein Mindestalter von 23 Jahren, langjährige Musikpraxis und ein Vorpraktikum in der Krankenpflege oder Heilpädagogik verlangt.


2. Welche Grundqualifikation haben Sie?
Meine Grundqualifikationen sind die allgemeine Fachhochschulreife und eine Heilerziehungspflegeausbildung.


3. Welche Motivation oder welches Interesse hat Sie zu einer musiktherapeutischen Ausbildung geführt?
Die Motivation, eine musiktherapeutische Ausbildung zu machen, entstand in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen. Dort erlebte ich die positive Wirkung von Musik auf den Menschen. Auf der einen Seite wollte ich wieder mehr musikalisch tätig sein und auf der anderen Seite wollte ich gerne lernen, nicht nur rein intuitiv mit Musik umzugehen, sondern gezielt ihre Wirkung zu erkennen und einzuset­zten.


4. Gibt es einen Aufnahmetest? Wenn ja, wie sieht dieser aus und welche Inhalte werden geprüft?
Es gibt einen Aufnahmetest und dieser sieht folgendermaßen aus: Es sollen 3 Stücke aus verschiedenen Stilepochen auf dem eigenen Hauptinstrument vorgespielt werden. Danach soll noch etwas auf dem zweiten Instrument vorgespielt und vorgesungen werden. Als Weiteres werden musiktheoretische Grundkenntnisse und Vom-Blatt-Singen geprüft.


5. Wie lange dauert die Ausbildung?
Die Ausbildung dauert 8,5 Semester.


6. In welcher Form findet die Ausbildung statt (z. B. Wochenende, Blöcke)?
Die Ausbildung findet im Blockkurs-System statt. Ein Block sind 8 Tage Vollzeit pro Monat.


7. Welche Kosten fallen für die Ausbildung an?
Die Kosten dieser Ausbildung sind 51 Monatsraten à 250 Euro. Dazu fallen Extrakosten an wie Einzelunterricht, Kost und Logis bei auswärtigen Kursen sowie Materialkosten bei Spezialkursen, z. B. beim Bau einer Klangharfe.


8. Wie finanzieren Sie das?
Diese Kosten finanziere ich durch eine 60 %-Anstellung als Heilerziehungspflegerin.


9. Welche Fächer gibt es und welche Methoden, Ansätze oder Konzepte der Musiktherapie stehen ggf. im Mittelpunkt?
Wir haben ein sehr breit gefächertes Ausbildungsprogramm. Zu Beginn der Ausbildung haben wir verstärkt Fächer zur Selbsterfahrung, Phänomenologie und Techniken des therapeutischen In­strumentariums und Gesang. Als Weiteres kommen dann verstärkt Fächer dazu wie Psychiatrie und Psychologie, Anatomie und Physiologie, Gesundheits- und Krankheitslehre, Musiktherapeutik, musiktherapeutische Anamneseerhebung und Diagnostik. Es verstärkt sich die Umwandlung der künstlerischen Mittel in therapeutische Mittel. Es stehen die Methoden der anthroposophischen Musiktherapie im Mittelpunkt.


10. Welche Ausbildungsinhalte finden Sie für sich am wertvollsten?
Für mich betrachtet empfinde ich die Vielfalt der Fächer als besonders wertvoll. Bestimmte Ausbildungsinhalte zu nennen fällt mir nicht so leicht, aber ich glaube, dass die Techniken des therapeutischen Instrumentariums für mich eine zentrale Rolle spielen. Das sind in dieser Ausbildung vor allem Leier, Chrotta und Gesang. Wesentlich finde ich auch das Erlernen der verschiedenen Krankheitsbilder, Diagnostik und Behandlungsmethoden.


11. Welche Inhalte würden Sie sich zusätzlich noch wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass der Einzelunterricht des musiktherapeutischen Kernistrumentariums stärker im Vordergrund stünde und auch in die Ausbildungskosten integriert würde.


12. Wie groß ist eine Seminargruppe?
Wir sind eine Seminargruppe von 8 Teilnehmern.


13. Von wie vielen DozentInnen und/oder LehrtherapeutInnen wird die Gruppe durchschnittlich betreut?
Das ist eine schwierige Frage bei unserem Kurssystem. Es gibt ungefähr 5 Dozenten, welche verstärkt anwesend sind, dazu kommen ca. 20 Gastdozenten.


14. Welche Nachweise und Prüfungen muss man erbringen?
Als Prüfungen haben wir Instrumentalprüfungen, Referate und eine zentrale Abschlussprüfung. Pro Semester brauchen wir Hospitationsnachweise und wir haben ein kursinternes Vorspiel oder ein Patientenkonzert. Nachweisen müssen wir ebenfalls Protokolle zu den Seminaren. Ebenso brauchen wir Praktikumsnachweise. Im dritten Ausbildungsjahr müssen wir jeweils ein sechswöchiges Musiktherapiepraktikum in einer heilpädagogischen Einrichtung und in einer Klinik absolvieren. Um das Zertifikat zu bekommen, ist ebenfalls ein Nachweis von einem Anerkennungsjahr notwendig.


15. Zu welcher Abschlussqualifikation führt die Ausbildung?
Die Abschlussqualifikation ist ein Zertifikat gemäß den Qualifikationsrichtlinien des BVAKT und der Medizinischen Sektion an der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum.

 

Die Autorin:

Viola Schmidt
Ich bin 27 Jahre alt, spiele Geige, seit ich 8 Jahre alt bin, und habe in der Kindheit in verschiedenen Orchestern gespielt und Chören gesungen. Später war ich in England und Israel und habe dort mit Menschen mit Behinderungen gearbeitet. Anschließend habe ich am Bodensee in einem Camphill eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin gemacht. Seit 2013 bin ich glückliche Studierende an der Musiktherapeutischen Arbeitsstätte in Berlin. Hier habe ich das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Auf der einen Seite lerne ich mich selbst nochmal neu kennen und auf der anderen Seite erlebe ich, wie Musik in den vielfältigen Ebenen des Menschen wirken kann.