Praxisvorstellung

Einklang. Musik – Spiel – Klang

Andreas Vuissa

Persönliche Vorstellung
Mein Name ist Andreas Vuissa. Ich bin verheiratet und habe zwei Töchter im Alter von 16 und 18 Jahren und lebe in Hörbranz bei Bregenz (A) am Bodensee. Von Beruf bin ich klinischer Musiktherapeut. Meine Ausbildung habe ich in Zürich absolviert – zuerst in Form eines Diplomstudiums (2000–2003) im Rahmen der damaligen Berufsbegleitenden Ausbildung Musiktherapie (bam) und später (2008–2012) mit einem Master-Upgrade-Studium an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).
Persönlich stark beeinflusst durch meine intensive musikalische Tätigkeit in meiner Jugend als Schlagzeuger in einer Rockband, habe ich mich schon sehr früh, bereits als junger Student in Wien, für die Musiktherapie interessiert. Aufgrund mangelnder klassischer Ausbildung in der Musik war mir ein Zugang zum Wiener Musiktherapiestudium zur damaligen Zeit jedoch verwehrt.
Meine spätere sozial- und heilpädagogische Ausbildung und Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Fremderziehung, in welcher ich viele musikalische Projekte realisierte, brachten mich wieder in Berührung mit der Musiktherapie und schließlich zur Ausbildung in Zürich.

Weg in die Selbständigkeit
Nach knapp 20 Jahren pädagogischer, beraterischer und therapeutischer Tätigkeit in einem Kinderdorf habe ich mich vor acht Jahren entschlossen, mich als Musiktherapeut selbstständig zu machen. Neben dem Aufbau einer eigenen Praxis (erst in Bregenz und später im schweizerischen Heiden) habe ich eine Teilzeitstelle als Musiktherapeut in einer Rehaklinik aufgenommen. In einer Höhenklinik im Kanton St. Gallen (Schweiz) mit Schwerpunkt Neurologie und Pneumologie habe ich meine ersten musiktherapeutischen Erfahrungen im klinischen Feld gemacht und vieles zum Setting der Einzel- und Gruppentherapie mit Erwachsenen lernen dürfen. In diesem Rahmen ergab sich für mich die Möglichkeit, meine Masterstudie über die Klangmeditation zur Tiefenentspannung mit dem Monochord durchzuführen – mit dem Fokus auf PatientInnen mit Multipler Sklerose. Dieses besondere Setting habe ich später auch genutzt, um vor sechs Jahren eine neue Musiktherapiestelle in einer psychosomatischen und kardiologischen Rehaklinik im Kanton Appenzell aufzubauen. In diesem Rahmen biete ich aktive und rezeptive Musiktherapiegruppen an. Diese Stelle habe ich bis heute inne.

Seminare für Unternehmen
Musiktherapeutische Angebote in der Prävention zu entwickeln, die Möglichkeiten der Musiktherapie aufzuzeigen und auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, war mir schon während meiner Ausbildungszeit ein großes Anliegen. Vor vier Jahren habe ich ein Seminarkonzept entwickelt und gebe seitdem im In- und Ausland Seminare zur Burnoutprophylaxe in Unternehmen. Es handelt sich hierbei um größere Unternehmen, deren Mitarbeiter und Führungskräfte – beispielsweise Manager, Ingenieure, Disponenten – hohem Stress und Leistungsdruck ausgesetzt sind. Unter dem Titel „Entschleunigung in bewegten Zeiten“ geht es darum, mit Hilfe der Musik zur Ruhe zu kommen, sich selbst und den eigenen Körper wahrzunehmen und die Selbstfürsorge und Eigenständigkeit zu fördern. Hier ein kurzer Bericht, der sich auch auf meiner Website www.einklang.ch findet:

Airbus-MitarbeiterInnen im Einklang
Toulouse | April 2016
Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, ein Drei-Tages-Seminar zum Thema „Entschleunigung in bewegten Zeiten“ mit MitarbeiterInnen der Firma AIRBUS durchzuführen. Ich wurde mit viel Herzlichkeit empfangen. Es war dies mein erstes fremdsprachiges Seminar – hauptsächlich Englisch gemischt mit Französisch. Den TeilnehmerInnen gelang es, sich auf einen intensiven Prozess einzulassen und wertvolle Impulse im Umgang mit Stress mitzunehmen. Eine Teilnehmerin brachte ihre Erfahrungen Wochen nach dem Seminar folgendermaßen zum Ausdruck: „I feel very lucky I could participate to this seminar and I can already feel every day of what I’ve learned and became aware of… Very very powerful experience!“

Neue Musiktherapiepraxis
Nach gut 5 Jahren selbstständiger Praxistätigkeit in Heiden ist es mir Anfang 2016 gelungen, einen perfekten Standort für eine neue und größere Praxis zu finden – nicht weit vom bisherigen Standort, im schönen Appenzeller Land mitten in der Natur, in einem Tobel, direkt an einem Bach. Bereits in der Planungs- und Bauphase konnte ich über einen gesamten Jahresverlauf die verschiedenen Stimmungsbilder der Jahreszeiten am Ort beobachten.
Ab Juli 2017 wurden die Räumlichkeiten schließlich bezogen und mit viel Begeisterung eingerichtet. Anfang September wurden sie der Öffentlichkeit vorgestellt. Beim Tag der offenen Tür am 9. September 2017 wurde den über 100 BesucherInnen die neue Praxis vorgestellt und in stündlichen, kurzen Workshops verschiedene musiktherapeutische Einführungen gegeben. Ein Atelierraum im Obergeschoss des Anbaus konnte für diese Zwecke mit genutzt werden. Als Höhepunkt gab es schließlich einen Festvortrag von Prof. Hans-Helmut Decker-Voigt, zu dem Ärzte und Therapeuten sowie politische VertreterInnen der Region eingeladen wurden. Die über 50 Gäste waren begeistert und haben nun die Möglichkeit, auf meine musiktherapeutische Arbeit aufmerksam zu machen.
Mit der Realisierung dieses Projekts geht ein Traum in Erfüllung. Räumlichkeiten wie diese sind wunderbare Arbeits- und Genesungsbedingungen, denn hier kann man sich jederzeit ungestört musikalisch ausdrücken, mit der Natur verbunden sein und diese als Inspirationsquelle nutzen. Zudem wird hier für den Klienten einerseits die Anonymität gewährleistet und dennoch eine Nähe zum Ortskern geboten – mit gutem Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel.
Seit Oktober gehören in meiner Praxis neben der Einzelmusiktherapie (aktiv und rezeptiv) auch eine Musiktherapiegruppe, Trommel- und Meditationsgruppen und Seminartage zur Entschleunigung zum Angebot. Ich begleite Menschen in der Krise und prophylaktisch – und zwar Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen. Die Musik schafft einen Zugang zu ihren Gefühlen, sie lässt sie sich und ihren Körper besser spüren. Den Körper, verstanden als In­strument, als Signalgeber, gilt es besser kennen und verstehen zu lernen.

Lauschen – Innehorchen – Spüren. Der Körper als Signalgeber. Sinne öffnen und Sinn finden
Einer meiner Schwerpunkte sowohl im klinischen als auch ambulanten und seminarbezogenen Setting ist die Klangmeditation zur Tiefenentspannung mit dem Monochord. Wie schon erwähnt, habe ich mich für meine Masterarbeit eingehend mit diesem Thema auseinandergesetzt und im Verlauf der letzten acht Jahre viele Erfahrungen sammeln können. In dieser Zeit sind etwa 3000 TeilnehmerInnen mit meiner Klangmeditation in Berührung gekommen. Die vielen Rückmeldungen haben geholfen, den Blick für dieses Werkzeug zu schärfen – einerseits gemeinsame Tendenzen auszumachen, andererseits offen zu sein und einen Umgang zu finden für die verschiedensten individuellen Meditationseindrücke.
Die über die Jahre verfeinerte Methode hat eine enorme Wirkkraft, um Klienten mit ihrem Potenzial und ihren Selbstheilungskräften in Verbindung zu bringen. Sie eignet sich als Türöffner für den therapeutischen Prozess und hat oft einen nachhaltigen Effekt auf die Beteiligten. Sie dient vielen Menschen hilfreich der Entspannung und Schmerzlinderung sowie der Krankheitsverarbeitung und als Inspirationsquelle. Sie öffnet den Blick für neue Möglichkeiten. Unabhängig ob im klinischen, ambulanten oder präventiven Setting entfaltet sie enorme Kräfte in den TeilnehmerInnen.

Spielen – Entdecken – Explorieren – Experimentieren – Aktiv Meditieren
Auch im Rahmen der aktiven Musiktherapie spielt die Achtsamkeit und der bewusste Fokus auf den eigenen Körper eine wesentliche Rolle. Hier geht es darum, den PatientInnen, KlientInnen, SeminarteilnehmerInnen einen neuen Zugang zur Musik zu ermöglichen. Und zwar einen Zugang, der nicht auf Leistung und Noten (in beiderlei Sinngebung), auf richtig und falsch ausgerichtet ist und somit nicht auf musikalische Harmonie, sondern auf Stimmigkeit und Übereinstimmung mit der im Inneren erlebten Stimmung. Ziel ist es, einen „ent-sprechenden“ Ausdruck zu finden, um einen Ausgleich zu den vielen emotionalen „Ein-Drücken“ herzustellen. Das Innere gilt es hörbar zu machen, um es später verbal zu reflektieren. Dabei handelt es sich um Suchprozesse, denen die nötige Zeit eingeräumt werden soll. Der spielerisch-improvisatorische und meditativ-musikalische Prozess hat vielfach eine „ent-leerende“, befreiende, lösende Wirkung.

Trommeln und den Kopf lüften
In den wöchentlich angebotenen Trommelgruppen geht es mit dem Schwerpunkt Rhythmus darum, den eigenen maskulinen und femininen Anteilen zu begegnen, diese zu beleben und zu fördern. Reinhard Flatischlers „Taketina“ und „Gamala“ werden spielerisch genutzt, um sich symbolisch mit von mir entwickelten sieben indianischen maskulinen und femininen Archetypen (wie Indianerhäuptling, Medizinmann etc.) zu identifizieren. Dabei geht es darum, die eigenen Qualitäten in sich bewusst zu machen, zu integrieren und in Balance zu bringen. Strukturiertes (gebunden und variationsreich) und freies meditatives Trommeln im Zusammenspiel mit Atmung und Stimme schaffen ein befreiendes Ventil. Verschiedenste Konzentrationsspiele in der Gruppe bringen eine weitere spielerische Komponente in dieses Setting.

Abseits der Praxis – Singen als wertvolle Ressource des Ausdrucks und Gefühlsventils
In wöchentlichen „Hausbesuchen“ im Alters- und Pflegeheim Hard (A) wird das Singen von altem Liedgut musiktherapeutisch genutzt, um BewohnerInnen mit Demenz eine emotionale Ausdrucksplattform zu bieten. Sie schätzen diesen musikalischen Rahmen, in dem es immer wieder etwas zu entdecken gibt, sehr.
Die Musik schafft besonders über das gemeinsame Singen bei Menschen mit Demenz einen Rahmen, in dem sie ihre Gefühle zum Ausdruck bringen können. Wo Sprache nicht mehr oder nur noch unzulänglich funktioniert, kann die Musik vermitteln und Brücken bauen. So können Gefühle zum Ausdruck gebracht werden, die lange keinen Weg nach außen gefunden haben. Das bringt Erleichterung, Entspannung, Befreiung und manchmal auch Erlösung. Es hilft, den Kreislauf der Gefühle wieder in Gang zu setzen, so dass aufgestaute Gefühle wieder verarbeitet werden.

Selbstverständnis
Ich definiere meine Arbeit als identitätsstiftend, ressourcenorientiert, spielerisch, Selbstwert aufbauend. Sie ist tiefenpsychologisch und gestalttherapeutisch, systemisch und logotherapeutisch orientiert. Der Körper als unser persönlichstes Instrument ist in meiner Arbeit von zentraler Bedeutung.
Gerade die breite Abwechslung meiner musiktherapeutischen Tätigkeit im klinischen, ambulanten wie im präventiven Setting macht meine persönliche Ausrichtung aus. Der Wechsel zwischen Musiktherapie mit Kindern, mit älteren Menschen im Alters- und Pflegeheim, mit Menschen in der Krise, in der Rehabilitation sowie auch in der ambulanten Praxis und die Semi­nar­tätigkeit unter dem Motto „Entschleunigung in bewegten Zeiten“ mit Managern, Ingenieuren und Berufsleuten, die unter großem Druck stehen, ist für mich immer wieder eine spannende Herausforderung. In allen diesen Bereichen steht der Mensch mit seinen Gefühlen im Mittelpunkt. Es geht darum, ins Spüren und über die Musik ins Spiel(en) zu kommen.
Mit dem Schritt in die Selbstständigkeit vor acht Jahren ist es mir gelungen, meine eigene musiktherapeutische Identität zu festigen und zu etablieren. So kann ich bestätigen, was Prof. Decker-Voigt anlässlich einer Musiktherapietagung in einer Reha­klinik in Bellikon (CH) sagte, nämlich dass wir Musiktherapeuten „den schönsten Beruf haben“.