Zum Mitmachen

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Giraffenmusik – Musiktherapie und Gewaltfreie Kommunikation

Von Selma Emiroglu und Oliver Schöndube


Mit migrierender Musik(therapie) verständnisvoll Grenzen überschreiten und empathisch begleiten…? Wortsprachlich ist dies Marshall Rosenberg mit der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) gelungen. Wo in der Musik mit Klängen und Gefühlen zwischenmenschliche Brücken gebaut werden, dienen in der GFK allgemeingültige Bedürfnisse wie z.B. Nahrung, Sicherheit und Sinnhaftigkeit als Verbindungselemente. Wie in der Improvisationsmusik darf auch in der GFK alles so sein, wie es ist. Statt sich in Diskussionen um richtig und falsch zu verheddern, hört man seine eigenen Bedürfnisse und die des anderen – und lässt diese wie in der Musik gleichzeitig da sein. Dabei wird die verbale Kommunikation zu keinem spannungsfreien harmonischen Einheitsbrei, genau so wenig wie eine Symphonie nur aus harmonischen Klängen besteht. Auch mit GFK darf es laut und dissonant einhergehen: wütend, voll Freude, verzweifelt oder berührt. Aber selbstverantwortlich! Statt zu beschuldigen wird ein verständnisvoller Dolmetscher eingebaut: Die Giraffe. Sie ist das auf dem Land lebende Tier mit dem größten Herzen. Und so wird GFK auch als Giraffensprache bezeichnet.

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Ausbildung: Studierende berichten

Ausbildung: Studierende berichten

Freies Musikzentrum München (FMZ)

Von Martina Obermeier und Monika Bachmann

 

1. Welche Zugangsvoraussetzungen gibt es?

Für diese Ausbildung muss man mindestens 26 Jahre alt sein und Berufserfahrung in einem pädagogischen, sozialen oder medizinischen Berufsfeld haben sowie mindestens das Fachabitur.
Weiter wird erwartet, dass man ca. 30 Std. fortlaufende musiktherapeutische Selbsterfahrung gemacht sowie ein klinisches Vorpraktikum abgeleistet hat.


2. Welche Grundqualifikation haben Sie?

In unserem Fall sind die Grundqualifikationen, die wir beide mitbringen, Sonderschullehrerin und Krankenschwester.

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Schwerpunktthema II

Migration der Lieder

Von Imke McMurtrie, Madge Bray und Nana Mzhavanadze

 

Georgische polyphone Gesänge – ein kraftvolles Werkzeug für die westliche Musiktherapie

„Was die Georgier singen, ist wichtiger als alle Neuentdeckungen der modernen Musik. Es ist unvergleichlich und einfach. Ich habe nie etwas besseres gehört!“
(Igor Strawinsky)

Die Musikethnologinnen und Sängerinnen Madge Bray, Nana Mzhavanadze und Imke McMurtrie verbindet die Liebe und der Respekt für die georgischen polyphonen geistlichen und weltlichen Gesänge. Sie begegneten sich in Georgien beim Erforschen der Wirkung solcher Lieder auf Gruppen und Individuen.
Dieser Beitrag ist ein Exzerpt aus ihren Treffen, Gesprächen, akademischen Forschungsarbeiten und Niederschriften. Sie teilen die Überzeugung, dass georgisches polyphones Singen als ein wirkungsvolles physisches und psychisches Harmonisierungsmittel einen wichtigen Beitrag für die Musiktherapie, die Salutogenese, die Gesundheitsprävention und die persönliche Entwicklung von Menschen im Westen leisten kann. Eine Kultur, in der noch gesungen wird, verfügt über ein integrales Mittel zum Umgang mit kollektiven und individuellen psychischen Prozessen. Obwohl nicht so viele Georgier in Deutschland leben, sind doch ihre Lieder seit den siebziger Jahren bei uns immer bekannter geworden und finden aufgrund ihres ungewöhnlichen Harmoniespektrums zunehmende Wertschätzung.
Könnte es sein, dass diese Lieder uns etwas lehren wollen, so wie jede Immigration, so schwierig sie sich gestalten mag, neue Inspiration, Erfahrung und Werte in die Gastkultur transportiert? Könnte es sein, dass die Lieder einer anderen Ethnie uns das Herzstück ihrer Identität als kostbare Mitteilung schenken wollen? Könnte es sein, dass uns gerade in Deutschland, wo zwar vieles aufgedeckt, aber vieles noch nicht wirklich betrauert worden ist (was uns die Arbeiten zur transgenerationalen Weitergabe von Traumata zeigen), ein Volk, das sich nicht scheut, über Trauer und Reue zu singen, etwas Wertvolles zu zeigen hat? Am Beispiel der georgischen ethnischen Lieder möchten wir Austausch-, Unterstützungs- und Integrationsmöglichkeiten aufzeigen.

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Heft 23 (2013) ist erschienen!

Musiktherapie und Migration

Während die MuG für das obige Schwerpunktthema bereits in Arbeit war, füllten die Medien die Saure-Gurken-Nachrichtenzeit des Sommers mit folgender Meldung: Die Arbeitsstelle für Diskriminierungsfragen der Bundesregierung meldet seit ca. 15 Jahren wieder (!) ein alarmierendes Ansteigen der Meldungen von Diskriminierungsfällen gegenüber Mitbürgern mit Migrationshintergrund.

Diese amtliche Information ist eine Bestätigung dessen, was MusiktherapeutInnen in Klinik und freier Praxis längst in ihre Arbeit der Begleitung von „Migrations-Opfern“ aufnahmen. Musik als das Medium mit „crossing border-“Eigenschaften, Musik als Grenzüberschreitung per se ist ein Schlüssel zum Verstehen und therapeutischen Begleiten von Migrations-Patienten in unsere Gesellschaft, die auch die ihre ist, hinein.
Die Einbeziehung der Musik des Heimatlandes solcher Klienten in die Musiktherapie öffnet diese uns gegenüber und uns ihnen gegenüber. MuG 23 bringt Beispiele aus der Praxis und zugehörige Theoriebildungen, die unserer keineswegs schon „offenen Gesellschaft“ weiterhelfen, besonders den Mitbürgern mit der Prägung anderer Kulturen, von denen wiederum wir lernen können.

Schwerpunktthema

Ein ‚musiktherapeutischer Brückenbau‘ über das ‚Fremde‘ hinweg

Von Eric Pfeifer

 

Auszüge einer musiktherapeutischen Pilotstudie bei Erstklässlern mit und ohne Migrationshintergrund an einer Volksschule in Österreich

Rudi Raupe und Klara Räupchen würden wohl aus dem staunenden Berichten gar nicht mehr herauskommen, wäre es an ihnen beiden, hier eine kleine Zusammenfassung zu bieten, was denn im Zuge der in der Überschrift genannten Pilotstudie alles erlebt, gefühlt und beobachtet wurde. Ach, Sie fragen sich vielleicht, wer Rudi Raupe und Klara Räupchen sein mögen? Nun, um es kurz zu fassen, könnte man sie gut und gerne als in diesem Pilotstudienprojekt stets anwesende ‚Zeitzeugen‘ betrachten. Es handelt sich dabei nämlich um zwei gebastelte Rainmaker-/Regenmacher-Instrumente in Raupengestalt, die die Kinder in verschiedensten Funktionen begleiteten und unterstützten. Einerseits konnten Rudi Raupe, und vor allem die kleinere Klara Räupchen, in Situationen, in denen Trost benötigt wurde, als Kuscheltierchen dienen. Andererseits war der symbolische Charakter von großer Bedeutung. Mit Klara Räupchen, als über alle Sprachbarrieren hinwegsehendes Sprach- und Sprechrohr, konnte Schwer-Sagbares, Trauriges, Belastendes, Fröhliches und Erfreuliches auf musikalischem Wege, verbal wie non-verbal ausgedrückt und ausagiert werden, während Rudi Raupe ein wichtiger Begleiter, ja Überleiter auf dem Weg vom Klassenzimmer zum Musikzimmer war, wo die Musiktherapiestunden stattfanden.

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