Musiktherapeutischer Klinikspaziergang

Musiktherapie an der Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universitätsmedizin Halle (Saale)
Von Elisabeth Gräfe

Die Psychiatrie in Halle (Saale) – Historisches
Die Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg ist Teil des Universitätsklinikums Halle (Saale) und kann auf eine lange historische Entwicklung zurückblicken. Zudem kommt auch der Stadt Halle eine große Bedeutung in der Geschichte der Psychiatrie zu.
Der Begriff ‚Psychiaterie‘ (später ‚Psychiatrie‘) wurde erstmals 1808 von Johann Christian Reil (ab 1788 Professor der Medizin in Halle und Leiter des klinischen Instituts) beschrieben und hat sich bald von Halle aus weltweit durchgesetzt. Reil betonte die Verbindung vom Seelischen und Somatischen, welche im Gehirn zusammenlaufe (Speler 2013). In seinen 1803 veröffentlichten ‚Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen‘ beklagte Reil die unwürdige Behandlung von psychisch Kranken in den damaligen Zucht- und Tollhäusern und beschrieb seine Vorstellung von einer psychischen Heilbehandlung, wobei er umfassende Reformen forderte. Unter anderem betonte er die psychische Kur (im weitesten Sinne Vorbereiter von psychotherapeutischen Methoden) innerhalb der Behandlung und die Forderung nach Errichtung eigener Heilanstalten in Verbindung mit Lehrstühlen für Psychiatrie (Speler 2013).
Heinrich Damerow, ab 1836 Professor der Medizin und Direktor der damaligen Irrenanstalt zu Halle-Nietleben, gilt als Gründer der heutigen Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). Sein ‚Pro Memoria an Deutschlands Irrenärzte‘ (1841) beschrieb die geplante Herausgabe einer ersten ‚Allgemeinen Zeitschrift für Psychiatrie‘, infolgedessen 1842 die Fachgesellschaft gegründet wurde (Marneros und Pillmann 2005).
Heute befindet sich die Klinik an zwei Standorten: der Hauptstandort in der Julius-Kühn-Straße für stationäre Behandlungen und der Bereich der Tagesklinik und Ambulanz in der Magdeburger Straße.
Das Areal in der Julius-Kühn-Straße wurde 1891 durch Eduard Hitzig (1838–1907) eingeweiht. Dieser Gebäudekomplex der Psychiatrie in Halle galt lange Zeit weltweit als Vorbild architektonischer und humaner Konstruktion für psychisch Kranke. Es war damals die erste selbststständige Klinik für Psychiatrie und Nervenkrankheiten in Preußen (Marneros und Pillmann 2005).

Die Universitäts- und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik – Aktuell 
Die Klinik ist mit rund 100 stationären Betten und etwa 25 teilstationären Plätzen eines der größten psychiatrischen Versorgungskrankenhäuser für Erwachsene in Halle und dem südlichen Sachsen-Anhalt.
Das parkähnliche Gelände für den stationären Bereich verfügt über vier offene Stationen mit Behandlungsschwerpunkten auf Depressionen, Angst- und Zwangserkrankungen, somatoformen Störungen, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis, bipolaren Störungen und gerontopsychiatrischen Erkrankungen. Die Patient*innen sind in großräumigen, villenartigen Gebäuden untergebracht, die unter Denkmalschutz stehen. Zusätzlich gibt es zwei Neubauten, in denen sich die geschützten Stationen befinden. Diese fungieren auch als Aufnahmestationen für akut gefährdete Patient*innen. Hier gibt es u. a. auch die Möglichkeit der Qualifizierten Entzugsbehandlung.
Des Weiteren stehen zwei Mutter-Kind-Plätze zur Behandlung von bspw. postpartalen Depressionen zur Verfügung. Neben medikamentösen Therapien kommt auch den psychotherapeutischen Methoden eine wichtige Rolle zu, wobei der Fokus auf den Verfahren der kognitiven Verhaltenstherapie liegt.
Das Gebäude der Tagesklinik ist ca. zehn Gehminuten entfernt in der Magdeburger Straße. Hier befindet sich auch die psychiatrische Institutsambulanz (PIA), in der gegenwärtig etwa 1.000 Patient*innen ambulant behandelt werden. Innerhalb des PIA-Angebots werden Spezialsprechstunden angeboten, bei denen der Behandlungsschwerpunkt auf speziellen Störungen liegt (u. a. Sprechstunde für bipolar affektive Störungen, Trauma-Ambulanz und Gedächtnissprechstunde). Zusätzlich können Angebote der aufsuchenden Hilfe wahrgenommen werden, bei denen Musiktherapie fest integriert ist. Patient*innen werden entweder zu Hause oder im Pflegeheim/Betreuten Wohnen aufgesucht und musiktherapeutisch versorgt. Vom gemeinsamen Singen, über rezeptive Angebote, bis hin zum Improvisieren ist hier alles möglich.
Mit der sektorübergreifenden Versorgung kann die Zeit nach einem stationären Aufenthalt bis zum Eintritt in die Tagesklinik überbrückt werden. Die Tagesklinik selbst befindet sich derzeit im Ausbau und besteht momentan aus drei Gruppen mit jeweils sieben tagesklinischen Plätzen. 
Sowohl im stationären als auch im teilstationären Bereich werden alle Patient*innen in das multimodale Therapiekonzept eingebunden. Neben den Gruppentherapien (Psychoedukation, Entspannungsverfahren, soziales Kompetenztraining oder Skills-Training) gehören Ergo-, Sport-, Physiotherapie, kreatives Gestalten und Musiktherapie zur Behandlung.
Im ambulanten Bereich wird die Zuweisung der Patient*innen in enger Absprache mit dem Team zumeist von ärztlicher und psychologischer Seite ausgeführt.

Musiktherapie in der Universitäts- und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
Die Klinik beschäftigt insgesamt fünf Musiktherapeut*innen (drei im stationären Bereich und zwei in der Tagesklinik/PIA).
Da es vielerlei musiktherapeutische Ausbildungen mit verschiedener theoretischer Ausrichtung gibt, haben auch wir unterschiedliche Ansätze. Meine musiktherapeutischen Wurzeln sind ein Master of Science in Nordoff-Robbins Music Therapy, weswegen ich mich mit der Schöpferischen Musiktherapie immer noch verbunden fühle (vgl. Nordoff und Robbins 1986).
Da ich hauptsächlich im stationären Bereich arbeite, versorge ich normalerweise drei von sechs Stationen mit Musiktherapie. Vor Beginn der Corona-Pandemie war ich zudem in der Aufsuchenden Hilfe tätig, indem ich Patient*innen zu Hause oder im Pflegeheim musiktherapeutisch begleitete und zudem auch eine wöchentliche rezeptive Gruppe in einem Betreuten Wohnen anbot. Des Weiteren leitete ich unseren ambulanten Chor mit einer Kollegin, sowie eine wöchentlich stattfindende Trommelgruppe. Pandemiebedingt liegt mein aktueller Schwerpunkt seit zwei Jahren auf der musiktherapeutischen Betreuung einer Station mit psychotherapeutischem und psychosomatischem Fokus. Hier werden v. a. junge Erwachsene, die unter Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen, Traumafolgeerkrankungen und somatoformen Störungen leiden, behandelt.
Das musiktherapeutische Angebote richte ich nach den individuellen Bedürfnissen und therapeutischen Zielsetzungen der Patient*innen bzw. den Behandlungsaufträgen des ärztlichen und psychologischen Teams aus. Dementsprechend biete ich Musiktherapie in verschiedenen Formen an: als aktive oder rezeptive, als Gruppensingen, als Bewegung zu Musik oder auch als Malen nach Musik. Obwohl die meisten Therapien im (Klein-)Gruppensetting stattfinden, gibt es auch die Möglichkeit der Einzeltherapie. Es besteht ein enger Austausch mit den ärztlichen, psychologischen und pflegerischen Berufsgruppen und anderen Fachtherapeut*innen in wöchentlichen Teambesprechungen und Visiten. Hier können Therapieverläufe, Behandlungsschwerpunkte oder auch Zuweisungen für die Einzeltherapie besprochen werden.
Unser Musiktherapieraum ist einladend und hell gestaltet. Hier befindet sich der Hauptteil unseres Instrumentariums. Nebenan gibt es außerdem einen saalähnlichen Raum, der für Bewegung zur Musik genutzt werden kann. Musiktherapie in der Gruppe findet für diese Station zweimal pro Woche statt. Nach einer Eingangsrunde, dem sogenannten ‚Blitzlicht‘, in dem die momentane Stimmung, die Wünsche und Erwartungen sowie Befürchtungen an die Musiktherapie formuliert werden können, folgt die Einladung, sich im Raum umzuschauen. Instrumente, die ansprechend sind, dürfen ausprobiert werden. Oftmals können hier schon musikalische oder klangliche Präferenzen erörtert werden. Auch musikalische Vorerfahrungen (positive sowie negative) werden häufig thematisiert, obwohl für die Musiktherapie natürlich keine Vorkenntnisse nötig sind.
Die meisten Patient*innen mit den o. g. Störungsbildern stehen unter enormem Druck und verspüren eine generelle hohe Anspannung. Um diese zu reduzieren, sehe ich die aktive Musiktherapie als besonders hilfreich an, weil es darum geht, ins Handeln zu kommen, etwas Neues auszuprobieren und zu entdecken. Es gilt zunächst, den eigenen Leistungsdruck zu überwinden. Das gemeinsame musikalische Spiel ist ein geeignetes Mittel, um den Menschen in seinen Fähigkeiten wahrzunehmen. Etwas auszuprobieren, was vorher nicht geübt wurde, macht meist Freude, ist aber oft auch schambesetzt. Vor allem die Reaktionen und Beurteilungen der anderen kann vielen Patient*innen zunächst Angst machen. Die Tatsache, dass es in der Musiktherapie keine falschen Töne gibt, dass es nicht um Bewertung geht und jeder Ton, so wie er gespielt wird, ok ist, kann ich in der Therapie gar nicht oft genug hervorheben. Durch wertfreies Ausprobieren der Instrumente und das Herantasten an deren Klänge, den Austausch in der Gruppe und meine (musikalische) Begleitung gelingt es zumeist, die eigenen Bedenken zu überwinden. Die Teilnehmenden bemerken oft Gemeinsamkeiten im Erleben und Empfinden, was Verbundenheit schaffen kann. Am Anfang des Therapieverlaufs kann ein angeleitetes Spiel auf ausgewählten Instrumenten oder mit vorgegebenen Klängen helfen, um die eigene Unsicherheit abzubauen. Hier arbeite ich mit sogenannten strukturierten Improvisationen, bspw. mit einer von mir gespielten, klar stützenden strukturierten Begleitung am Klavier oder der an der Gitarre.
Im späteren Verlauf, nach gelungenem Beziehungsaufbau und dem Kennenlernen der unterschiedlichen Instrumente, biete ich den Patient*innen oft freie Improvisationen an. Das Zusammenspiel wird für einen verbindenden, gemeinsamen Moment genutzt, bei dem Grübelgedanken in den Hintergrund treten. Der Fokus liegt dabei auf dem Instrument und auf der Musik an sich. Es wird „mit den Ohren“ gespielt und mit der Musik mitgeschwungen. Dies schafft ein positives Gefühl und die meisten Patient*innen erleben sich dabei in die Gruppe integriert.
Die gespielte Musik löst häufig emotionale Reaktionen aus, die im Anschluss an die Improvisation verbalisiert und validiert werden können. Es entsteht ein Austausch, in welchem bspw. das eigene Spiel und das der anderen beschrieben werden kann, um auf diese Weise Wertschätzung zu erfahren. Dadurch können Unsicherheiten benannt, Assoziationen verbalisiert oder Erinnerungen beschrieben werden.
Für die rezeptiven musiktherapeutischen Angebote bitte ich die Patient*innen, eigene Musik mitzubringen. Dies kann entweder nach einem vorher besprochenem Thema (z. B. Stimmungen, biografische Themen oder musikalische Genres) oder auch einfach die momentane Lieblingsmusik sein. Indem die eigene Musik der Gruppe gezeigt wird, öffnen sich die Teilnehmenden und lassen die anderen an dem individuellen Erleben teilhaben. Nach meiner Erfahrung geben die Patient*innen hauptsächlich wertschätzende Rückmeldungen und sind offen dafür, neue Stücke kennenzulernen. Die persönliche Lieblingsmusik mit einer Gruppe zu teilen, wird als Möglichkeit gesehen, sich anderen gegenüber frei von Leistung oder Bewertung zu zeigen und damit Selbstvertrauen zu stärken.

Hier wird mit Gefühlen gespielt, nicht mit Worten“ – Fallbeispiel
Der 30-jährige Patient Herr A. wurde mit Anspannungszuständen und starken Stimmungsschwankungen auf unsere psychotherapeutisch-psychosomatisch orientierte offene Station aufgenommen. Er berichtete von permanenter Angst, Nervosität, Frustration und ausgeprägter Traurigkeit. In depressiven Phasen litt er unter starker Grübelneigung, Freudlosigkeit und Lebensüberdruss. Des Weiteren verspürte er große Einsamkeit, auch wenn er nicht alleine war. Herr A. beschrieb außerdem ein Bedürfnis nach kindlicher Versorgung und den Wunsch nach Zuwendung. Insgesamt hatte er das Gefühl, sich nicht zu kennen, was ihm großen Leidensdruck bereitete. Es wurde die Diagnose einer kombinierten Persönlichkeitsstörung (mit ängstlich-vermeidenden und emotional-instabilen Anteilen) sowie eine rezidivierende depressive Störung festgestellt.
Der Patient wurde bald nach seiner Aufnahme in das multimodale Therapiekonzept integriert. Die Gruppenmusiktherapie fand aufgrund der Corona-Pandemie in Kleingruppen, bestehend aus drei Patient*innen, statt. Herr A. zeigte sich bezüglich der Teilnehmeranzahl anfangs erleichtert, zugleich jedoch auch verunsichert, da er sich in kleineren Gruppen schwer unauffällig verhalten könne. Psychomtorisch wirkte er angespannt, unruhig und nervös.
Herr A. verfügte über musiktherapeutische Vorerfahrung aus einem vergangenem stationären Aufenthalt. Er berichtete gleich zu Anfang, dass er die Musiktherapie damals als anstrengend erlebt habe, da er Schwierigkeiten in Gruppen hatte. Soziale Ängste bzw. Unsicherheiten, die er schon seit der Kindheit habe, bestimmten sein soziales (Vermeidungs-)Verhalten. Er befürchtete insbesondere Ablehnung zu erfahren und dass andere ihn für „komisch“ halten könnten. Dies zeigte sich auch im Umgang mit den Instrumenten. Herr A. spielte zumindest am Anfang der Therapie eher leise, wirkte angespannt, litt unter Schweißausbrüchen und der Angst, mit seinen Klängen negativ aufzufallen. Er würde lieber zuhören.
Für eine gemeinsame strukturierte Improvisation wählte er ein hell klingendes Metallophon, das er unsicher und leise, eher im Hintergrund spielte. Aufgrund seiner Schwierigkeit, sich in Gruppen zu öffnen, wurde Herr A. zur Einzelmusiktherapie angemeldet. Auch der Einzelkontakt löste zunächst Ängste in ihm aus und es wurde schnell klar, dass sich der direkte Kontakt beim Improvisieren „von Angesicht zu Angesicht“ für Herrn A. zu nah anfühlte. Er reagierte darauf mit Nervosität und Anspannung. Wir überlegten gemeinsam, wie es für Herrn A. leichter sein könnte, sich unbeobachtet zu fühlen und musikalisch zu entfalten. Daraufhin entschlossen wir uns, Herrn A. hinter eine Wand, die in den Raum hereinragt, zu setzen, während ich auf der anderen Seite der Wand saß. Herr A. reflektierte im Anschluss an die „versteckte“ Improvisation, sich erleichtert zu fühlen. Er traute sich zu, neue Instrumente zu probieren und entdeckte die Gitarre. Sein Spiel war stark angepasst an meine Begleitung auf der Sansula. Dies bestätigt Herr A. anschließend im Gespräch. Er reflektierte, dass er sich in sozialen Situationen hauptsächlich auf das Gegenüber einstellte, kaum bei sich blieb und versuchte, sich allen anderen anzupassen. Dies führte natürlich zu der Anstrengung und Erschöpfung, die er in Gruppensituationen empfand. In der Musik wurden seine o. g. Unsicherheiten und die Beschreibung, sich selbst nicht zu kennen, hörbar. Die Improvisation konnte ihm helfen, sich seiner Identität bewusster zu werden. Er hatte Klänge entdeckt, die ihm gefielen und durch die er einen musikalischen Ausdruck fand. Herr A. wirkte erleichtert und entlastet.
In den folgenden Einzeltherapien konnte sich Herr A. immer besser von meiner musikalischen Begleitung lösen und eigene Melodien z.B. auf dem Xylophon oder der Sansula dazu spielen. In seiner letzten Einzelmusiktherapie saß Herr A. mir gegenüber und wirkte deutlich authentischer. Der Sichtschutz wurde nicht mehr benötigt, sogar kurze Blickkontakte konnten während der Musik zwischen uns ausgetauscht werden. Es entstand eine fröhlich klingende unbeschwerte Musik. Im Anschluss beschrieb Herr A. ein Gefühl von Erleichterung und Entspannung, auch seine Hände schwitzten nicht mehr beim Spielen.
Ein Transfer in die Gruppensituation gelang in einem weiteren Schritt. Herr A. wirkte vertrauter und weniger unsicher. Er probierte das Trommeln aus und konnte ein „befreiendes Gefühl“ danach benennen: „Ich spiele sozusagen meine eigenen Hemmungen raus.“ Zudem entstanden humorvolle Situationen z.B. mit dem Holzfrosch, den er kraftvoll und selbstbewusst spielte. Im Verlauf schaffte er es zunehmend, eigene Bedürfnisse zu äußern. Eine gefühlvolle Improvisation mit der Sansula hätte für ihn gerne länger gehen können. Das den Patienten stark unter Druck setzende Vermeidungsverhalten konnte in der Musiktherapie nahezu vollständig abgebaut werden.
Herr A. wurde nach einem zweimonatigen stationären Aufenthalt in die tagesklinische Weiterbehandlung aufgenommen. Er wirkte zufriedener mit sich und insgesamt zukunftsorientiert.
Als ich Herrn A. um seine persönliche Meinung über die Musiktherapie bat, betonte er sogleich, das (wert-) freie Zusammenspiel habe ihm gutgetan. Es falle ihm schon immer schwer, sich mit Worten auszudrücken, aber: „Hier wird mit Gefühlen gespielt, nicht mit Worten.“

Elisabeth Gräfe
Musiktherapeutin an der Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universitätsmedizin Halle (Saale); MSc. (Nordoff-Robbins); M.A. Methoden musiktherapeutischer Forschung und Praxis; B.A. Curative Education (Heilpädagogik); Weiterbildung in musik-imaginativer Schmerzbehandlung; Veröffentlichung: Metzner, S., Jaeger, U., Masuhr, O., Olschewski, U., Gräfe, E., Böske, A. Ch., & Dümpelmann, M. (2018) Forms of attunement during the initial stages of music therapy for patients with acute psychosis – A multicentre clinical study. Nordic Journal of Music Therapy 27 (5), S. 360–380.

Literatur
Speler, R.-T. (Hrsg.) (2013). Das geheimnisvolle Organ – Die Vorstellung über Hirn und Seele von Johann Christian Reil bis heute. Katalog zur Ausstellung im Museum Universitatis und im Kunstforum Halle. Halle (Saale): Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Marneros, A., Pillmann, F. (2005). Das Wort Psychiatrie … wurde in Halle geboren. Von den Anfängen der deutschen Psychiatrie. Stuttgart: Schattauer. NorLiteratur
Nordoff, P., Robbins, C. (1986). Schöpferische Musiktherapie. Stuttgart: Fischer.