Musiktherapeutischer Klinikspaziergang

Kommunikation mit Musik. Musiktherapie in der Alexianer Klinik Bosse mit Falk Röske Falk
Von Röske/Marika Höse

„Singen ist die eigentliche Muttersprache des Menschen“
Yehudi Menuhin

„Musik verbindet die Welt“, sagt Falk Röske, der seit Januar 2018 als Musiktherapeut in der Klinik Bosse Wittenberg tätig ist.
Musik war für den gebürtigen Jessener schon immer ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Von klein auf spielte er verschiedene Instrumente: Klavier und Gitarre lernte er in der Kindheit, inspiriert durch seine Mutter, eine Musiklehrerin. In Schulbands konnte er seine musikalischen Talente weiterentwickeln.

Eine musikalische Weltreise
In den 90er Jahren entdeckte Röske seine Leidenschaft für Perkussionsinstrumente. Diese Leidenschaft führte ihn um die halbe Welt – nach Nordafrika, Nordamerika, Portugal und Neuseeland. Dort sammelte er wertvolle Erfahrungen und vertiefte seine Kenntnisse in verschiedenen Musikstilen durch Auftritte, Workshops und Kurse.

Musik als Brücke zwischen Kulturen
„Musik ist tatsächlich eine universelle Sprache“, erklärt Röske. „In Tunesien spielte ich auf einer tunesischen Trommel und wurde sofort von Einheimischen akzeptiert. Musik verbindet Menschen unabhängig von ihrer Herkunft.“ Diese Erkenntnisse motivierten ihn, Musik als Medium zur Förderung zwischenmenschlicher Beziehungen einzusetzen.

Der Weg zur Musiktherapie
Nach 20 Jahren als Musiker entschied sich Röske für eine Ausbildung zum Musiktherapeuten in Berlin. Während dieser Zeit gab er weiterhin Trommelworkshops und Musikunterricht, auch für Menschen mit Behinderungen und für Mitarbeitende in Unternehmen.
Besonders interessierte ihn die Arbeit mit psychisch kranken Menschen. Erfahrungen sammelte er in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie in der Neurologie. Seit 2018 verstärkt er das Therapieteam der Alexianer Klinik Bosse und bietet dort Musiktherapie an.

Musiktherapie in der Klinik Bosse
Die Musiktherapie in der Klinik Bosse steht allen Patienten der psychiatrischen Abteilungen zur Verfügung. In den letzten Jahren wurden auch in der Neurologie regelmäßig Singkreise organisiert. Aufgrund der hohen Nachfrage und der positiven Resonanz hat die Klinik für Neurologie mittlerweile eine eigene Musiktherapeutin eingestellt. Daniela Maul-Radetzki bietet die Therapie für neurologische Patienten an, und seit Sommer 2024 verstärkt Maria John das Team der Klinik für Psychiatrie als Musiktherapeutin. Dies unterstreicht die Bedeutung kreativer Therapien in der patientenzentrierten Versorgung.
In den psychiatrischen Abteilungen wird eine Kombination aus Tanz- und Musiktherapie angeboten. „Musiktherapie ist vielseitig und umfasst neben dem Einsatz von Instrumenten auch
Bildgestaltung und therapeutisches Singen“, erklärt Röske. Durch Singen und Trommeln schöpfen die Patienten Kraft und Energie und stärken ihr Selbstwertgefühl.

Aktivierung der Selbstheilungskräfte
Forschungsergebnisse zeigen, dass aktives Musizieren und Singen Selbstheilungskräfte aktivieren und Alltagsstress abbauen können. Dies kann durch den Klang der Instrumente, Rhythmus und Melodien unterstützt werden.
Bei der rezeptiven Musiktherapie („Klanggefühl“) hören die Patienten Musik, die Röske vorspielt, und refl ektieren anschließend ihre Gefühle. Diese passive Therapieform hilft ihnen, ihre Emotionen zu erkennen und auszudrücken.

Bindeglied zwischen den anderen Therapien
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team bildet eine essenzielle Grundlage für die erfolgreiche Patientenbehandlung in der Klinik Bosse. Der regelmäßige Austausch zwischen Bezugstherapeuten, Psychiatern, Psychologen und dem Pflegepersonal ist entscheidend, um ein umfassendes und detailliertes Bild der Patienten zu erhalten.

Begegnung auf Augenhöhe
„Mir ist es wichtig, nach dem Prinzip ‚Auf Augenhöhe‘ mit den Patienten zu arbeiten. Daher schaue ich mir im Vorfeld keine Diagnosen an. Ich möchte unvoreingenommen und offen in den Dialog mit den Patienten treten“, betont Röske. Dies gilt besonders für die Einzeltherapien. „Wenn die Patienten das Gefühl haben, sich frei an der Musiktherapie beteiligen zu können, entsteht eine vertrauensvolle Basis. Therapeutische Ziele und Methoden können so besser verfolgt und umgesetzt werden“, erklärt er.

Musik als Berufung
„Musiktherapie ist für mich eine erfüllende Tätigkeit“, sagt Röske. „Besonders die Arbeit in der Psychiatrie entspricht meiner inneren Bestimmung. Die positiven Rückmeldungen der Patienten zeigen mir, dass ich den richtigen Weg gewählt habe. Ich bin froh, diese Berufung gefunden zu haben.“

Die Alexianer Klinik Bosse Wittenberg ist ein Gesundheitszentrum für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Die Klinik Bosse Wittenberg unterteilt sich in zwei Kliniken: die Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation sowie die Klinik für psychische Erkrankungen. Unsere Patienten wohnen in vier psychiatrischen und zwei neurologischen Stationen. Zur Klinik gehören auch die Tagesklinik St. Vinzenz sowie die Tagesklinik St. Nikolaus mit insgesamt 32 Plätzen und den psychiatrischen Institutsambulanzen.

Verantwortlich für Interview mit Falk Röske und Schreiben des Textes:
Marika Höse, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Verwaltung, Alexianer Klinik Bosse Wittenberg

Falk Röske
Jahrgang 1961. Seit 2014 als angestellter Musiktherapeut in Röbel/Müritz, Flechtingen und seit 2018 in der Lutherstadt Wittenberg tätig. Seit 1995 Leiter von Trommelkursen. Als Perkussionist in diversen Bandprojekten und bei CD-Produktionen aktiv. Seit 2020 mit Jana Dembinsky Organisation und Leitung von SingKlang – Seminaren in Deutschland und an der Algarve (P)