Inhaltsverzeichnis
Editorial
Hans-Helmut Decker-Voigt
Musiktherapeutischer Klinikspaziergang
Karl-Jaspers-Klinik Bad Zwischenahn
Birgit Hübner/Stefanie Hoppe-Zimmermann/Heinrich Menno Müller
Praxisvorstellung
Praxis für Musiktherapie
Heike Kremer
Schwerpunktthema: Was kann Musiktherapie in der Schule leisten?
Hans Ulrich Schmidt/Tonius Timmermann
Die musiktherapeutische Förderstunde an einer Ganztagsschule
Katrin Dörr
Klänge zwischen Kunstwerk Kind und Apparat Schule –
Euphorisches von einer musiktherapeutischen Frustrationsfront
Waltraut Barnowski-Geiser
Gestörter Musikunterricht 1
Eine Chance für musiktherapeutische Ansätze in der Regelschule?
Mark Daniel Eberhard
Gestörter Musikunterricht 2
Musiktherapeutische Ansätze in der Regelschule
Tonius Timmermann
Schwerpunktthema II: Durch Musik zur Sprache –
ein musiktherapeutisches Sprachförderprojekt in der Grundschule
Erika Menebröcker
Ausbildung: Studierende berichten. Hamburg
Vera Stein
Tagungsberichte: Heilsames Singen in Krankenhäusern
Zweite Jahreskonferenz von „Singende Krankenhäuser e.V.“
Heike Lahmann-Lammert/Jörg Zimmermann
Musiktherapie im Ausland: Musiktherapie in Lettland
Mirdza Paipare/Sophia Kistenmacher
Menschen und Orte: News. Hochschulnachrichten
Bücher und Medien
Zum Mitmachen: Musiktherapeutisches im Alltag.
Brainpercussion – kinesiologisches Braingym trifft musiktherapeutische Bodypercussion
Selma Emiroglu/Oliver Schöndube
Kolumne AufgeMuGt
Hans-Helmut Decker-Voigt
Editorial
Kunstwerk Kind und Apparat Schule
Diese MuG thematisiert, was vor 30 Jahren noch unvereinbar schien: Schule und Therapie. Was hüben nicht klappte, wurde drüben behandelt und nur zu oft nagte dieses Spannungsfeld am „Kunstwerk Kind“. Manchmal schädigte oder gar zerstörte diese eiserne Spaltung zwischen „Apparat Schule“ und der Therapie des „Kunstwerks Kind“ eben das Kunstwerk selbst.
Die neue Paarung, Schule und (Musik-) Therapie, wird mit den eben im Titel genutzten Begriffen von Waltraud Barnowski-Geiser aus der forscherischen Praxis, von Hans Ulrich Schmidt und Tonius Timmermann aus der praxeologischen Forschung beschrieben und von Mark Daniel Eberhard sowie Erika Menebröker veranschaulicht, veran-hör-licht.
Wir sind politisch und (musik-) therapeutisch spät dran mit dieser Paarung Schule – Künstlerische Therapien. Umso rasanter holen wir (wieder einmal) Versäumtes nach und die Gegenwart lässt auf Zukunft hoffen.
Schwerpunktthema
Was kann Musiktherapie in der Schule leisten?
Von Hans Ulrich Schmidt und Tonius Timmermann
„Barbara, ein 9jähriges, geistig behindertes Mädchen, wurde von pädagogischen Mitarbeitern und einer therapeutischen Kollegin für die Musiktherapie vorgeschlagen… Sie verdarb es sich mit vielen Menschen, beschimpfte, verfluchte, verlachte oder bespuckte ihre Umgebung und stand so ohne Freunde, insbesondere ohne jegliche liebevolle Kontakte in Schule und heilpädagogischer Tagesstätte da… In der Musiktherapie zeichneten wir zunächst das, was sie wollte, einander am Tisch gegenübersitzend, wie in einer abgebrochenen Therapie zuvor. Im Hintergrund lief Musik vom Band, wir summten, brummten, blödelten mit oder sangen ihre Lieblingslieder. Barbara wurde ausgelassener, erlaubte sich dann alles: So zerstörte sie z. B. meine gezeichneten Kopien ihrer eigenen Bilder, verlachte meine Empfindungen. So vor den Kopf gestoßen, spielte ich manchmal Gitarre, anfangs zurückhaltende, später lustiger werdende Lieder über ihre Frechheit, aber auch über das, was sie Schönes tue. Musikalisch begleitet, ging sie öfters vorsichtig vom Tisch weg, Musikinstrumente anspielend, die stimmungsvolle Hintergrundmusik und die „Situationslieder“ des Musiktherapeuten annehmend und zunehmend nutzend. Sie bewegte sich nun vertrauensvoller im Therapieraum. Sie fühlte mit der Musik mit, wurde weicher, beweinte den Tod des Löwenvaters in der Geschichte vom „König der Löwen“, entdeckte ihre eigene Traurigkeit… Nach zwei Jahren konnte die Musiktherapie beendet werden. Die Musik in der Musiktherapie hat das zunächst vor den Kopf stoßende Verhalten ausgehalten, nahm es auf. Barbara konnte sich dem reichhaltigen Spektrum der Musik öffnen und ihre abgewehrten Gefühle integrieren. Barbara geht es weiterhin gut, sie ist eine lebensfrohe, kontaktfreudige Jugendliche.“ (Deutsche Gesellschaft für Musiktherapie 2001, 3–4)
Musiktherapeutischer Klinikspaziergang
Karl-Jaspers-Klinik Bad Zwischenahn
Von Birgit Hübner, Stefanie Hoppe-Zimmermann und Heinrich Menno Müller
Die Weiterentwicklung der Musiktherapie in der Karl-Jaspers-Klink Bad Zwischenahn (Psychiatrieverbund Oldenburger Land gGmbH)
Auf einem großen, parkähnlichen Gelände zwischen Oldenburg und Bad Zwischenahn liegt die Karl-Jaspers-Klinik. Sie ist ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Akademisches Lehrkrankenhaus der Georg-August-Universität Göttingen.
Praxisvorstellung
Praxis für Musiktherapie
Ich stelle mich vor
Heike Kremer.
Ich bin 1963 in Rotenburg an der Fulda geboren und lebe seit 1995 mit meiner Familie in Neu-Anspach im schönen Taunus. Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert und arbeite bis heute Teilzeit in dem Beruf. Von 2001–2003 habe ich an der Fachhochschule in Frankfurt am Main den berufsbegleitenden Studiengang Musiktherapie besucht und erfolgreich bei Frau Professor Almut Seidel abgeschlossen. Als zertifizierte Musiktherapeutin (Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft (DMtG)) arbeite ich auf Honorarbasis aktuell in zwei Alten- und Pflegeheimen und in einem stationären Hospiz. Schweren Herzens musste ich ein von mir initiiertes Kindergartenprojekt aus Zeitgründen aufgeben, welches ich mehrere Jahre mit großer Freude und Engagement durchgeführt habe. Seit 2006 führe ich eine eigene Praxis, in der überwiegend geistig und körperliche behinderte Jugendliche und Erwachsene zu meinen Klienten zählen.