Heft 46 ist erschienen!

Übergänge

Wir sind in Zeiten von Veränderungen und Übergängen mit der Notwendigkeit konfrontiert, Altes loszulassen, was uns daran hindern könnte, in die nächste Phase weiterzugehen.

Editorial

Übergänge – Abschied und Neubeginn

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Helmut Decker-Voigt, Gründer unserer Zeitschrift „Musik und Gesundsein“, stellt diesmal IN PERSONA punktgenau ein Paradebeispiel für unser aktuelles Schwerpunkthema dar.
ÜBERGÄNGE beginnen nicht mit einem ANFANG, sondern mit einem ABSCHIED.
So hat sich Hans-Helmut Decker-Voigt nach nunmehr 45 (!) MuGAusgaben, die allesamt unter seiner Schirmherrschaft standen, dafür entschieden, an dieser Stelle seine Herausgebertätigkeit aus Altersgründen zu beenden. In einer bereits sehr langen Karriere hat Herr Decker-Voigt seine multiplen Talente immer wieder und in verschiedensten Formaten unter Beweis gestellt.

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Vorschau Heft 46 (2024)

Übergänge

Personen wechseln, Institutionen ändern sich (z. B. die MuG, deren Gründungsherausgeber in dieser Ausgabe sein letztes Editorial schreibt) - und alle Therapeut:innen begleiten ihre Patient:innen in Übergänge, in Veränderungen hinein. Therapien sind Veränderungsprozesse.

Inhaltsverzeichnis

Editorial
Petra Jürgens

Von MuKs zu MuGs. "Übergänge in einer Zeitschrift" anlässlich meines Abschieds von ihr nach 46 Jahren
Hans-Helmut Decker-Voigt

Zum Abschied von Hans-Helmut Decker-Voigt als Herausgeber dieser Zeitschrift

Musiktherapeutischer Klinikspaziergang
Kommunikation mit Musik. Musiktherapie in der Alexianer Klinik Bosse mit Falk Röske
Falk Röske/Marika Höse

Praxisvorstellung
Ein Blick in die „Praxis für Musiktherapie“ im Norden Berlins
Dörte Lange

Patienteninterview
Übergänge
Alexandra Takats

Schwerpunktthema I
Veränderungen und Übergänge – ein zusammenhängendes Paar
Petra Jürgens

Schwerpunktthema II
Übergänge
Hans Ulrich Schmidt

Schwerpunktthema III
Der Gang über die persönliche Erzählung
hin zu einem allgemeinen Verständnis
Iris Hammacher-Schneider

Schwerpunktthema IV
Wenn Worte nicht mehr weiterhelfen: Musik als Übergang
Wolfgang Mahns

Musiktherapie im Ausland
Musiktherapie in Indien
Bhuvaneswari Ramesh

Capriccio cerebrale
Medium oder durch? Rinderwahn mit Musik und Triggerwarnung
Thomas Stegemann

Methodeneinblick
Musiktherapeutische Tiefenentspannung (MTE) im stationären Kontext einer Reha-Klinik
Elke Rohde

Menschen und Orte
News und Hochschulnachrichten

Hören, Spüren und Bedenken – Mentalisieren in der Musiktherapie
Bericht zur 32. Fachtagung am Freien Musikzentrum München
Christine Beck

Singende Krankenhäuser e. V.
Elke Wünnenberg/Sabine Rachl/Tobias Kröll

Buch und Medien
Rezension
Fröhlich: Improvisation und Beziehungsqualität
Ludger Kowal-Summek

Zum Mitmachen
Kleine Hilfen mit Atem, Bewegung und Stimme
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
Sabine Rittner

Impressum
Vorschau. Impressum

Von MuKs zu MuGs. "Übergänge in einer Zeitschrift" anlässlich meines Abschieds von ihr nach 46 Jahren

Von Hans-Helmut Decker Voigt

„Formate“ sind Gefäße. Deren Inhalte spiegeln unser Wissen in seinen
Übergängen. Wenn sich Wissen in der
Triade Praxis, Theorie und Forschung
begegnet, dann „zeigt sich ein Gegensatz
zwischen Wissenschaft und Praxis. Die Wissenschaft ist wesenhaft unabgeschlossen – die Praxis verlangt Entscheidungen im Augenblick.“ Der Philosoph Hans-Georg Gadamer in „Über die Verborgenheit der Gesundheit“ (1993, Suhrkamp).
Die nachfolgende Auflistung mit MuK und MuG-Themen möge einen Spiegel ohne Rahmen für die Übergänge skizzieren.
Die Vorgänger-Zeitschrift für die heutige MuG: MuK.
1978 bis 1985: „Musik und Kommunikation MUK– Zeitschrift für Medienpädagogik und Medientherapie in der sozialen Praxis“. Halbjahreszeitschrift, Eres Edition, Lilienthal/Bremen. Farbe: Orange. Keine Verwandtschaft mit der damals in Westeuropa boomenden Bhagwan-Bewegung, erkennbar an deren gleichfarbigen Habit. Beabsichtigte Verwandtschaft: Mit der von der damaligen Deutschen Ges. für Musiktherapie (heute DMtG) herausgegebenen „Musiktherapeutischen Umschau“, der wissenschaftlichen Zeitschrift aller musiktherapeutisch Tätigen in Praxis, Lehre und Forschung.
Ich gab sie von meinem damaligen Dienstort Düsseldorf heraus in Verbindung mit Kolleg:innen der Arbeitsgemeinschaft von Musikdozenten (Gender war in ebenso weiter Ferne wie digitale PCs und Laptops) an Fachhochschulen für Sozialwesen.
Unter den vier Mitherausgebern und zehn ständigen Mitarbeitern die Musiktherapeuten Prof. Johannes Th. Eschen, Hannover, Prof. Dr. Paolo J. Knill, Cambridge/USA, Thomas Maler, Reinsbek. Unter den 55 Autor:innen weitere Namen, die im späteren Hochschulbereich für die Musiktherapie mit Basis legten wie Prof. Dr. Almut Seidel, Prof. Dr. Dr. Klaus Finkel u.s.w.
Die ersten Themenschwerpunkte:
Heft 1: Improvisation 2) Musik und Emotion 3) Schulsozialarbeit 4) Medien in der Arbeit mit Kindern 5) Musik-Spiel-Theater 6) Sozialpsychologische Beratung 7) Stadtteil-Gemeinwesenarbeit 8) Musikalische Entwicklung 9) Musik und Körper 10) Musik mit älteren Menschen.
Übergang der Halbjahreszeitschrift unter demselben Titel 1987 in die Reihe der „Hamburger Jahrbücher zur Musiktherapie und intermodalen Medientherapie“, die ich in Verbindung mit den Kollegen Johannes Th. Eschen und Wolfgang Mahns in der Eres Edition dank des persönlich involvierten Verlegers Horst Schubert weiterführte, nun mehr von Hamburg aus (s. auch S. 28 der Beitrag von Wolfgang Mahns in dieser Ausgabe).
Unter den Autor:innen: Katja Loos, Shaun McNiff, Elizabeth McKim, Beate Mahns, Karl Hörmann, Margot Fuchs mit dem Breitbandspektrum Musiktherapie und weiterer künstlerischer Therapien intermodalen Charakters und der Referent:innen von Kongressberichte (z. B. vom Musica-Kongress 1987).
Endgültig auf Musiktherapie fokussiert dann die Reihe der „Hamburger Jahrbücher zur Musiktherapie“, die ich ab 2012 in der Reihe „Zeitpunkt Musik“ des Reichert-Verlages, Wiesbaden, herausgab und die überwiegend besondere Dissertationsthemen des 1993 gegründeten Promotionsstudienganges für die breitere Öffentlichkeit aufbereitete. Mit Ursula Reichert als ebenfalls engagierter Verlegerin mit musiktherapeutisch-gestalttherapeutischem Hintergrund.
1996 auf dem 8. Weltkongress der World Federation of Music Therapy (WFMT), Patronage Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt, Planungsvorstellung der Gründung der neuen Halbjahres-Zeitschrift mit „G“ statt „K“ im Titel: „Musik und Gesundsein (MuG)“, gefördert von der Erich Rothenfußer-Stiftung in München und der Laves-Stiftung Hannover in Verb. mit dem Förderkreis des Instituts für Musiktherapie der Hamburger Hochschule für Musik und Theater.
„Musik und Gesundsein“: Statt des Hochkantformats nun Querformat. Ältere Leser:innen wurden an Liederhefte mit Klavierbegleitung erinnert. Der Verlag: erneut die Eres Edition. Diese heute „alte“ MuG wurde auch allen Mitgliedern des damaligen Berufsverbandes der Musiktherapeuten (BVM) zugeschickt, Vorsitzende Gertrud Katja Loos mit mir als geschäftsführendem Vorsitzenden. Der BVM wurde einige Zeit später mit der Deutschen Gesellschaft für Musiktherapie (DGMT, heute DMtG) nach verbandspolitisch „spannenden“ Jahren vereinigt.
Die regelmäßigen Rubriken von damals sind bis heute in dieser aktuellen MuG beibehalten worden. Siehe Inhaltsverzeichnis. Doch tempora mutantur: Die von alter wie neuer MuG gepflegte Rubrik der Vorstellung von Musiktherapien im Ausland hört mit dem Blick auf Indien mit dieser Ausgabe auf. Ein besonderer Dank gilt hierfür Bettina Eichmanns mit ihrer kompetenten und stets umsichtigen Arbeitsweise.
Mitherausgeber der „alten MuG“:
Prof. Dr. med. Ralph Spintge (MusikMedizin), Redaktion und Beirat die Proff. Drs. bzw. Drs. (alphab.) Ursula Dirksen-Kauerz/ Hamburg, Cheryl Dilea/ Philadelphia, Heiner Gembris/ Halle, Peter Michael Hamel/ Hamburg, Donald A. Hoedges/ St. Antonio-USA, Paolo J. Knill/ Cambridge/USA und Zürich, Susanne Metzner/Hamburg, Monika Nöcker-Ribaupierre/München, Dieter Petersen/ Natendorf-Hamburg, Peter Petersen/ Hannover und Hamburg, Hermann Rauhe/Hamburg, Even Ruud/ Oslo, Masami Sakaue/Tokyo, Fred Schwartz/ Atlanta, USA, Michael Thaut/USA, Tonius Timmermann/ München, Dora Varvazovsky-Velsz/ Debrecen, Ungarn, Ole Vollert/Berlin, Eckhard Weymann/Hamburg. Red.: Christine Decker-Voigt/Schlussred. E. Weymann.
Natürlicherweise ist bei solchem Netzwerk die Dimension der inhaltlichen Mitarbeit unterschiedlich. Die Beiräte aus dem Ausland ließen die Schwerpunktthemen der „kleinen MuG“ oft dorthin wandern – über die Musiktherapie-Kreise hinaus. „Wartezimmereignung“ ist bis heute ein Ziel der MuG i.S. einer „populär orientierten“ Zeitschrift für Einblicke in Praxis und Wissen(schaft) der Musiktherapie.
Dies war auch der Grund für die Integration der Berichte der „Singenden Krankenhäuser“ (Sikra) zusätzlich zu unseren Rubriken. Ihre Mitglieder sind fester Bestandteil unserer Leser:innenschaft.
Die Autor:innen stammten jetzt weitestgehend aus stationär-klinischen bzw. ambulanten Praxisfeldern der Musiktherapie, vereinzelt noch aus denen der Sozialpädagogik, Heilpädagogik.
Themenschwerpunkte der „alten“ MuG: 

Nr. Schwerpunktthema
1 Säuglingsforschung
2 Musik gegen Schmerz
3 Musik in der Geriatrie
4 Musik und Älterwerden
5 Musik und Krebserkrankung
6 Mth in Beratung und Coaching
7 Mth mit Kindern
8 Mth mit Jugendlichen 9 … bei sexuellem Missbrauch
10 … und Entspannung
11 … bei Hirnverletzungen
12 Stimme in der Mth
13 Mth bei Magersucht
14 … bei kriegstraumatisierten Kindern
15 … bei ADHS-Kindern
16 Community Music Therapy
17 … bei Depression

Die neue und aktuelle MuG erschien in der Neuausgabe im Reichert-Verlag 2001:
18 Mth in Hospiz und Palliativmedizin
19 Orientalische Mth
20 Instrumente in der Mth
21 Stimme und Singen in d.Mth
22 Mth in der Schule
23 Mth und Migration
24 Mth und Burnout
25 Mth bei Trennungskindern
26 Mth bei Demenz
27 Mth und Sprachförderung
28 … bei Persönlichkeitsstörungen
29 … bei Sucht
30 … und Psychotraumatologie.
31 … und Körper
32 … und Prävention
33 … bei Schwerstmehrfachbehinderungen
34 Digitale Instrumente in der Mth
35 Die Muttersprache in der Mth
36 Wem gehört die Mth ?
37 Mth in der Musikschule
38 Mth. mittendrin – zwischen den Kulturen
39 Online-Therapie
40 Therapeutische Beziehung und Mth
41 Hinein in die Talsohle und heraus aus ihr
42 Mth und Kriegsängste
43 … und Familie
44 Mth und Biographiearbeit
45 … und der Sinn des Hörens
46 Übergänge

Herausgeber, Mitherausgeber, Beirat und Redaktionskoordination der „alten“ MuG blieben auch der neuen treu.
Bei dieser Rückschau auf die Übergänge fasziniert mich, wie zwar manche Schwerpunktthemen sich wiederholen, jedoch ihre Inhalte sich von Ära zu Ära als ständig in Übergängen befindlich zeigen. Das „Erst Lesen, dann Denken, dann Schreiben“ (oder Reden) jedes fortschreitenden Wissens bedeutet eben auch, dass während des Schreibens (oder Redens) des einen jemand anderer schon anders über das Thema liest, denkt und schreibt…
Aus vollem Herzen danke ich früheren und jetzigen Mitherausgebern (dank Petra Jürgens auch MitherausgeberIN), danke ich Autor:innen, Beirät:innen, Verleger:innen der uralten MuK, der alten und aktuellen MuG sowie besonders der kontinuierlich besetzten Redaktionskoordinatorin (die auch das Kontinuum meines persönlichen Lebens ist) für das Miterlebendürfen der „Übergänge“ als Dauerzustand in meinem Herausgeberleben!
Der Vollständigkeit halber: Die o.g. „Dienstzeit“ von 46 Jahren ist unvollständig. Im Musikstudium in Trossingen entstanden die Zeitschrift für das damalige Hochschulinstitut für Musik „(K)notenpunkt“, die ich als AStAVorsitzender herausgab und die „ENGRAMME“, Zeitschrift für neue Literatur, Grenzland-Verlag Wolfenbüttel (beide von 1967 bis 1969). Die früheste Zeitschriftenerfahrung gab es als Kind in Celle in „Der Kindergottesdienstbote“. Gott sei’s getrommelt und gepfiffen.

Ihr
Hans-Helmut Decker-Voigt

Zum Abschied von Hans-Helmut Decker-Voigt als Herausgeber dieser Zeitschrift

Zum Abschied von Hans-Helmut Decker-Voigt als Herausgeber dieser Zeitschrift

Lieber Herr Decker-Voigt,
in Form eines offenen Briefes möchte ich heute Dank sagen, für die Gründung der Zeitschrift „Musik und Gesundsein“ – ein guter Titel, der eben nicht auf Krankmachendes oder die Therapie, sondern auf den salutogenetischen Aspekt fokussiert. Die Gesundheit und Gesunderhaltung durch die Mittel und Methoden der Musik und der Musiktherapie stehen im Mittelpunk.
Die Zeitschrift wurde zunächst mit einem anderen Verlagshaus gegründet, aber nach einigen Jahren sind Sie zu uns gekommen. Danke für das Vertrauen, die MuG dann vor ca. 15 Jahren in die Hände des Reichert Verlages zu geben und bei uns zu bleiben. Wir haben dann zusammen ein neues Layout entworfen, auch Inhalte sind von mir eingebracht worden, z. B. kirchenmusikalische Aspekte im Jahr der Kirchenmusik 2012, Artikel zum Singen, das mir besonders am Herzen liegt, zu Musikinstrumenten, wir gestalteten eine Website mit ausgewählten Inhalten der MuG etc.
Der Zusammenhang mit Musikbüchern in unserem Verlag und die Nähe zur wachsenden Buchproduktion zur Musiktherapie, die Sie mit der Herausgabe der „Hamburger Schriften zur Musiktherapie“ sowie anderen Büchern weiter befördert haben, führte zu einer jahrelangen intensiven Zusammenarbeit mit Ihnen. Auch wenn manchmal unterschiedliche Ansichten bestanden, so sah und sehe ich Sie und mich auf einem gemeinsamen Pfad zu einem gemeinsamen Ziel: die Musiktherapie (und Musik) und die mit ihr verbundenen Menschen zu unterstützen und beizutragen zur wissenschaftlichen Entwicklung der Musiktherapie durch wissenschaftliche Publikationen, aber auch durch Bücher, die eine größere Breitenwirkung entfalten. Die MuG schließlich ist ein Organ, das die Breitenwirkung über die Verteilung in Arztpraxen und in Kliniken erreicht und aus dem engeren Kreis der Fachpublikationen angenehm heraustritt. Sie bewirkten die Zusammenarbeit mit dem Verein „Singende Krankenhäusern e.V.“, der dieses Ziel in guter Weise verwirklicht. Dafür und für alles Andere danke ich Ihnen! Dass Sie als treibende Kraft der MuG nun Ihren Abschied aus Altersgründen nehmen, ist sehr schade, und ich hoffe, dass Sie uns weiterhin in welcher Form auch immer erhalten bleiben – und natürlich „ad multos annos“. Persönlich wünsche ich Ihnen nach überwundenen Rückschlägen in den vergangenen Jahren, dass Sie mit der Musik Ihre Zeit wieder in der schönsten und lebendigsten Form selbst gestalten und genießen können.
Ursula Reichert

Die Zeitschrift „Musik und Gesundsein“ ist eines der vielen erfolgreichen Projekte, die Hans Helmut Decker-Voigt ins Leben gerufen hat.
Hans-Helmut Decker-Voigt’s Stärke ist und war, Musiktherapie auch denjenigen Menschen zu erklären und nahe zu bringen, die ihm einfach nur zuhörten. Es gelang ihm immer wieder, seine Zuhörer:innen mit seiner außergewöhnlichen lebendigen Sprachkunst und der Vermittlung seiner Leidenschaft für Musiktherapie zu begeistern. Dies konnte er zusammen mit seinen Mitarbeiter:innen in der Konzeption und der Inhaltsgestaltung dieser 2001 gegründeten Fachzeitschrift wirkungsvoll umsetzen und damit einen größeren Wirkungsgrad für die Musiktherapie erzielen. So ist es ihm, seinen Schriften und der Gründung dieser Zeitschrift zu verdanken, dass Musiktherapie weit über die Grenzen der eigenen und der angrenzenden Disziplinen bekannt ist.
Ich hoffe und wünsche, dass „Musik und Gesundsein“ auch nach seinem altersbedingten Ausscheiden aus der herausgeberischen Verantwortung in gute Hände übergeben und in seinem Sinn weitergeführt werden kann.
Dr. Monika Nöcker-Ribaupierre

Selbst für ein kurzes Gespräch zündet Professor Decker-Voigt eine Kerze an. Dieses Ritual erscheint mir als geeignete Metapher für das Licht, das er als Pionier der Musiktherapie stiftete. Sein Buch „Aus der Seele gespielt“ war meine persönliche Initialzündung, den Beruf der Musiktherapeutin zu ergreifen. Seine Ausführungen, selbst in einer Alltagsmail, waren stets pointiert, tiefsinnig, treffend und ließen den scharfsinnigen Therapeuten und Schriftsteller erkennen – er wird in seinen vielfältigen Professionen, in seiner fachlich-verbindenden, über Grenzen weisenden Art schmerzlich vermisst werden.
Dr. sc. mus. Waltraut Barnowski-Geiser

„Ich stelle mir vor, ein Lexikon enthielte den Namen Hans-Helmut Decker-Voigt als Eintrag. Darunter stünde: ein alleweil empathisch zugewandter und wertschätzender (groß-)väterlicher Mentor; stets mit offenem Ohr für Freud und Leid, Musik und Wort, Erfolg und Not seiner Mitmenschen; ein großer Bewunderer und Bewahrer der Kunst des Gesprochenen und des Geschriebenen.“
Prof. Dr. Eric Pfeifer

Eine persönliche Erinnerung an die Zeit um die Jahrtausendwende:
Es war mein „Doktorvater“, Prof. Dr. Decker-Voigt, von dem ich auf unterschiedlichsten Ebenen und verschiedenste Weisen entscheidenden Halt erfahren habe. Er zeigte nicht nur von Beginn an ein aufrichtiges Interesse an meinen Forschungsthemen, sondern begegnete mir während der gesamten Zeit trotz auch persönlicher Anfeindungen durch ostdeutsche
Kolleg:innen mit unbedingter Souveränität, Parteilosigkeit und Achtung gegenüber dem Anderssein.
Neben allen fachlichen Anregungen traf und treffe ich bei ihm stets auf so zuverlässige Größen wie An-Klang in Dur und Moll, auf Resonanz, Takt, Rhythmus, Synkopen, Dynamik und
immer wieder auf emotionalen Beistand.
D A N K E.
Prof. Dr. sc. mus. Petra Jürgens

23 Jahre nach deiner Erfindung übergibst du das Ruder der MuG an andere. 46 mal hast du mit deinen Teams behutsam und beharrlich der Musiktherapie den Puls gefühlt, Entwicklungen besungen, Licht gemacht und nachgefragt. Mit dankbarer Bewunderung begleite ich diesen Schritt. Ich war dir gern zur Seite.
Prof. Dr. Eckhard Weymann

Er ist mit der MuG mutig, allumfassend, integrierend, Neues fördernd & unterstützend, alle Nutzer:innen & Adressaten der Musiktherapie ansprechend & erreichend, alle fundiert Bemühten einbeziehend und den Horizont über die ganze Welt spannend. Danke!
Prof. Dr. Thomas Wosch

Lieber Hans-Helmut,
Wir sind uns 1978 zum ersten Mal begegnet – Du der frisch gebackene Professor für Musiktherapie an der Hamburger Musikhochschule, der die Nachfolge von Prof. T. H. Eschen antrat
– ich die junge Studentin des noch jungfräulichen Zusatzstudiums Musiktherapie – wir alle gemeinsam voller Enthusiasmus auf der Suche nach einem neuen Berufsbild der Musiktherapie, für das es damals in Deutschland weder Konzepte noch Lehrbücher noch Praxiserfahrungen und schon gar keine Forschung gab. Seither ist sehr viel passiert, maßgeblich dank Deines kostbaren, hochengagierten Wirkens. Du hast den Stand der Musiktherapie auf tragfeste Säulen im Gesundheitswesen gestellt und dazu beigetragen, dass es seinem Namen, zu umfassender Gesundheit beizutragen, mehr gerecht werden kann. Dazu ist die MuG nun schon seit Jahrzehnten ein sehr wertvoller und hoch geschätzter Beitrag.
In dankbarer, sehr herzlicher Verbundenheit,
Sabine Rittner

Liest man den Titel der Zeitschrift „Musik und Gesundsein“ denkt man an die Möglichkeit, wie Musik helfen könnte, Gesundheit zu erhalten. Die MuG, wie wir sie kurz nennen, bietet einen umfassenden, praxisbezogenen Einblick in die Tätigkeit des/der Musiktherapeuten:in.
Jeder/e, der/die sich mit der Frage „Was ist Musiktherapie?“ befassen möchte, wird hier auch als Laie einen guten Einblick gewinnen.
Genau dieses Ziel hat Hans-Helmut Decker-Voigt verfolgt, als er diese Zeitung 2001 ins Leben rief. Er hat sie bis heute editiert und inhaltlich gemeinsam mit weiteren Kolleginnen und Kollegen gestaltet.
Hans-Helmut Decker-Voigt gelingt es mit seiner besonderen Gabe, Musiktherapie wissenschaftlich fundiert und dennoch verständlich zu vermitteln, Menschen für unser Fach zu interessieren und für die Musiktherapie Räume zu öffnen, die nicht per se dafür gedacht waren.
Wir danken Hans-Helmut Decker-Voigt für seine unermüdliche, umfangreiche Tätigkeit, hier besonders für diese Zeitschrift, die die wichtige Verbreitung unseres Fachwissens unterstützt.
Prof. Dr. Karin Schumacher

Hans-Helmut Decker-Voigt ist ein universell gebildeter Musiker, Wissenschaftler, Schriftsteller und Therapeut „alter Schule“. Von diesen unterschiedlichen Talenten und Fähigkeiten, die sich gegenseitig befruchten, ergänzen und potenzieren, profitiert sein gesamtes Wirken und sein Werk, insbesondere aber auch die von ihm gegründete und herausgegebene, in vielfacher Hinsicht interdisziplinäre Zeitschrift „Musik und Gesundsein“. Schon seine Editorials sind immer kleine literarische Miniaturen, mit denen er das Wesen und das Wesentliche der Beiträge der aktuellen Ausgabe häufig humorvoll auf den Punkt bringt und so für Vorfreude auf die Lektüre sorgt. Es ist ihm mit der MuG gelungen, eine Brücke zwischen Wissenschaft, Kunst und Medizin zu bauen; die Musiktherapie als Heilkunst zu präsentieren, die mehrere gleichwertige Quellen besitzt: Einerseits die Empirie und wissenschaftliche Forschung, andererseits die Praxis und nicht zuletzt die Musik als Vermittlerin des Unaussprechlichen und Unberechenbaren. Als Leser und gelegentlich auch Autor danke ich Hans-Helmut Decker-Voigt sehr für diese beeindruckende Syntheseleistung und dafür, immer wieder Neues aus der Welt der Musiktherapie, ihrer künstlerischen und wissenschaftlichen Weiterentwicklung und vor allem ihrer praktischen Anwendung erfahren zu dürfen.
Prof. Dr. Jörg Zimmermann

„Ein kleines Lied, ein klitzekleines Lied, ein Lied jeden Tag“ (Bossinger) ist eine unserer Botschaften, die wir mit unseren niedrigschwelligen, nichttherapeutischen und doch hochwirksamen Singangeboten in die Welt tragen wollen. Ihrem aufmerksamen Blick ist nicht entgangen, wieviel heilsames Geschehen sich im Singen nach dem Konzept der Singenden Krankenhäuser e.V. verbirgt. Sie haben sich für uns stark gemacht und uns einen Platz in der MuG reserviert, um unser Anliegen in der MuG vorzustellen. So dürfen wir uns mit Ihnen von der MuG verabschieden und gleichzeitig vor Ihnen musikalisch und menschlich verbeugen. Wir wünschen Ihnen von Herzen, dass der kleine Freiraum, der mit der Weitergabe der Herausgeberschaft entsteht, sich mit Wohlbefinden und Herzensbegegnungen füllen wird!
Elke Wünnneberg
Singende Krankenhäuser

Frühere Kurzmeinung über den Schriftsteller:
„Da lud ich mich bei dem Professor einmal zum Kaffeetrinken ein, um zu fragen, ob er nicht Lust hätte, Kolumnen für uns zu schreiben. Wie er es schon als Student für die Schwäbische
Zeitung getan hatte. Zwischenzeitlich hat er sich eine große Gemeinde, „Fans“ sagt man heute, zusammen geschrieben, die auf seine Kolumne warten, auf die Worte des Propheten im eigenen Lande.“
Gunter Beuerhausen
Ehemaliger Chefredakteur der Allgemeinen
Zeitung der Lüneburger Heide
www.decker-voigt-archiv.de

Musiktherapeutischer Klinikspaziergang

Kommunikation mit Musik. Musiktherapie in der Alexianer Klinik Bosse mit Falk Röske Falk
Von Röske/Marika Höse

„Singen ist die eigentliche Muttersprache des Menschen“
Yehudi Menuhin

„Musik verbindet die Welt“, sagt Falk Röske, der seit Januar 2018 als Musiktherapeut in der Klinik Bosse Wittenberg tätig ist.
Musik war für den gebürtigen Jessener schon immer ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Von klein auf spielte er verschiedene Instrumente: Klavier und Gitarre lernte er in der Kindheit, inspiriert durch seine Mutter, eine Musiklehrerin. In Schulbands konnte er seine musikalischen Talente weiterentwickeln.

Eine musikalische Weltreise
In den 90er Jahren entdeckte Röske seine Leidenschaft für Perkussionsinstrumente. Diese Leidenschaft führte ihn um die halbe Welt – nach Nordafrika, Nordamerika, Portugal und Neuseeland. Dort sammelte er wertvolle Erfahrungen und vertiefte seine Kenntnisse in verschiedenen Musikstilen durch Auftritte, Workshops und Kurse.

Musik als Brücke zwischen Kulturen
„Musik ist tatsächlich eine universelle Sprache“, erklärt Röske. „In Tunesien spielte ich auf einer tunesischen Trommel und wurde sofort von Einheimischen akzeptiert. Musik verbindet Menschen unabhängig von ihrer Herkunft.“ Diese Erkenntnisse motivierten ihn, Musik als Medium zur Förderung zwischenmenschlicher Beziehungen einzusetzen.

Der Weg zur Musiktherapie
Nach 20 Jahren als Musiker entschied sich Röske für eine Ausbildung zum Musiktherapeuten in Berlin. Während dieser Zeit gab er weiterhin Trommelworkshops und Musikunterricht, auch für Menschen mit Behinderungen und für Mitarbeitende in Unternehmen.
Besonders interessierte ihn die Arbeit mit psychisch kranken Menschen. Erfahrungen sammelte er in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie in der Neurologie. Seit 2018 verstärkt er das Therapieteam der Alexianer Klinik Bosse und bietet dort Musiktherapie an.

Musiktherapie in der Klinik Bosse
Die Musiktherapie in der Klinik Bosse steht allen Patienten der psychiatrischen Abteilungen zur Verfügung. In den letzten Jahren wurden auch in der Neurologie regelmäßig Singkreise organisiert. Aufgrund der hohen Nachfrage und der positiven Resonanz hat die Klinik für Neurologie mittlerweile eine eigene Musiktherapeutin eingestellt. Daniela Maul-Radetzki bietet die Therapie für neurologische Patienten an, und seit Sommer 2024 verstärkt Maria John das Team der Klinik für Psychiatrie als Musiktherapeutin. Dies unterstreicht die Bedeutung kreativer Therapien in der patientenzentrierten Versorgung.
In den psychiatrischen Abteilungen wird eine Kombination aus Tanz- und Musiktherapie angeboten. „Musiktherapie ist vielseitig und umfasst neben dem Einsatz von Instrumenten auch
Bildgestaltung und therapeutisches Singen“, erklärt Röske. Durch Singen und Trommeln schöpfen die Patienten Kraft und Energie und stärken ihr Selbstwertgefühl.

Aktivierung der Selbstheilungskräfte
Forschungsergebnisse zeigen, dass aktives Musizieren und Singen Selbstheilungskräfte aktivieren und Alltagsstress abbauen können. Dies kann durch den Klang der Instrumente, Rhythmus und Melodien unterstützt werden.
Bei der rezeptiven Musiktherapie („Klanggefühl“) hören die Patienten Musik, die Röske vorspielt, und refl ektieren anschließend ihre Gefühle. Diese passive Therapieform hilft ihnen, ihre Emotionen zu erkennen und auszudrücken.

Bindeglied zwischen den anderen Therapien
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team bildet eine essenzielle Grundlage für die erfolgreiche Patientenbehandlung in der Klinik Bosse. Der regelmäßige Austausch zwischen Bezugstherapeuten, Psychiatern, Psychologen und dem Pflegepersonal ist entscheidend, um ein umfassendes und detailliertes Bild der Patienten zu erhalten.

Begegnung auf Augenhöhe
„Mir ist es wichtig, nach dem Prinzip ‚Auf Augenhöhe‘ mit den Patienten zu arbeiten. Daher schaue ich mir im Vorfeld keine Diagnosen an. Ich möchte unvoreingenommen und offen in den Dialog mit den Patienten treten“, betont Röske. Dies gilt besonders für die Einzeltherapien. „Wenn die Patienten das Gefühl haben, sich frei an der Musiktherapie beteiligen zu können, entsteht eine vertrauensvolle Basis. Therapeutische Ziele und Methoden können so besser verfolgt und umgesetzt werden“, erklärt er.

Musik als Berufung
„Musiktherapie ist für mich eine erfüllende Tätigkeit“, sagt Röske. „Besonders die Arbeit in der Psychiatrie entspricht meiner inneren Bestimmung. Die positiven Rückmeldungen der Patienten zeigen mir, dass ich den richtigen Weg gewählt habe. Ich bin froh, diese Berufung gefunden zu haben.“

Die Alexianer Klinik Bosse Wittenberg ist ein Gesundheitszentrum für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Die Klinik Bosse Wittenberg unterteilt sich in zwei Kliniken: die Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation sowie die Klinik für psychische Erkrankungen. Unsere Patienten wohnen in vier psychiatrischen und zwei neurologischen Stationen. Zur Klinik gehören auch die Tagesklinik St. Vinzenz sowie die Tagesklinik St. Nikolaus mit insgesamt 32 Plätzen und den psychiatrischen Institutsambulanzen.

Verantwortlich für Interview mit Falk Röske und Schreiben des Textes:
Marika Höse, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Verwaltung, Alexianer Klinik Bosse Wittenberg

Falk Röske
Jahrgang 1961. Seit 2014 als angestellter Musiktherapeut in Röbel/Müritz, Flechtingen und seit 2018 in der Lutherstadt Wittenberg tätig. Seit 1995 Leiter von Trommelkursen. Als Perkussionist in diversen Bandprojekten und bei CD-Produktionen aktiv. Seit 2020 mit Jana Dembinsky Organisation und Leitung von SingKlang – Seminaren in Deutschland und an der Algarve (P)